- Die Ursachen des Volksleidens „Kopfschmerzen“

Kopfschmerzen © panthermedia.net / Katarzyna BiaÅ asiewicz

Kopfschmerzen: Kaum ein Mensch kann sich dem über die Jahre seines Lebens entziehen, irgendwann drückt es, zieht es oder der Kopf will einem fast zerspringen. Jeder zehnte Patient klagt beim Hausarzt über dieses Symptom, laut der internationalen Fachgesellschaft zum Kopfschmerz, die IHS (International Headache Society), untergliedert sich die Beschwerden in 251 einzelne Diagnosen, auf der weltweit größten Plattform für medizinische Forschung, pubmed.com, findet man unter dem Schlagwort 68.637 wissenschaftliche Veröffentlichungen [1] und heute, am 5. September, findet der deutsche Kopfschmerztag statt – die Relevanz von Kopfschmerzen kann man kaum überschätzen.

Die IHS unterteilt die Kopfschmerzen nach ihren Ursachen in drei Formen und bezeichnet sie als primär, wenn sie eine eigenständige Erkrankung darstellen, als sekundär, wenn sie als Symptom einer anderen Krankheit imponieren und als kraniale Neuralgien, zentrale sowie primäre Gesichtsschmerzen, wenn die Schmerzen dem Gesicht oder Hals entspringen, also keine klassischen Kopfschmerzen sind.

Der Kopfschmerz als Leiden an sich…

Die größte Gruppe stellen mit über 90 Prozent die primären Kopfschmerzen dar [2,3]. Sie setzen sich vor allem aus den Spannungskopfschmerzen und der Migräne zusammen und werden durch die selteneren Cluster-Kopfschmerzen und den Postpunktionellen Kopfschmerz als Sonderform nach der Entnahme von Hirnflüssigkeit (Lumbalpunktion) ergänzt. Die einfachen Kopfschmerzen sind meist Spannungskopfschmerzen und werden durch Verspannungen im Nacken und den Schultern hervorgerufen. Sie zeichnen sich durch einen drückenden Schmerzen auf beiden Seiten aus und  können bis zu einer Woche andauern. Zur Selbstmedikation eignet sich Acetylsalicylsäure (ASS), welche beispielsweise in Aspirin enthalten ist, oder Paracetamol. Allerdings können Schmerzmittel in zu großen Mengen auch wiederum zu Schmerzen führen – ein Teufelskreis, den es mittels adäquater Medikamenteneinnahme zu vermeiden gilt. Zusätzlich kann Koffein oder Codein wirksam sein [3].

Dem gegenüber steht als zweithäufigste Form die Migräne. Sie unterteilt sich in zahlreiche Unterformen, wird durch Stress, aber auch durch den Abschluss belastender Situationen, beispielsweise Wochenenden, begünstigt und tritt familiär gehäuft auf. Im Allgemeinen bestehen die Kopfschmerzen halbseitig und werden von den Betroffenen oft als pulsierend beschrieben. Sie nehmen bei körperlicher Belastung zu, lassen einen Licht und Lärm meiden und werden typischerweise durch Übelkeit, die bis zum Erbrechen reichen kann, ergänzt. Je nach Untergruppe können andere Beschwerden dazu kommen: Die einen sehen Lichtblitze, die nächsten nehmen nur noch einen Teil ihres normalen Blickfeldes (homonyme Hemianopsie) wahr und wieder andere wird schwindelig, kribbeln Teile ihres Körpers (Parästhesien) oder können Teile desselben schlechter bewegen. Hier helfen ASS und Ibuprofen gegen die Schmerzen, die bezüglich der Übelkeit von Domperidon oder Metoclopramid (MCP) ergänzt werden können. Darüber hinaus empfiehlt sich aber auch besonders, einen Neurologen als Facharzt hinzuzuziehen [3].

Deutlich seltener sind Cluster-Kopfschmerzen, die als dicht gefolgte Kopfschmerzattacken für ein bis zwei Monate auftreten und dann in der Regel durch schmerzfreie Phasen von sechs Monaten bis zu zwei Jahren unterbrochen werden. Ihre Ursache ist Gegenstand aktueller Forschung und in weiten Teilen unklar. Klar dagegen ist, dass sie nur einseitig auftreten und andere Beschwerden im Gesicht, besonders im Bereich des Auges, mit sich bringen können. Therapeutisch kann Sauerstoff helfen, aber auch Verapamil, einem Calcium-Kanal-Blocker, der die Gefäße weitet, und Lithium werden genutzt [3].

… oder als Spitze des Eisberges

Den primären Kopfschmerzen stehen die sekundären Formen mit einer zugrunde liegenden, eigenständigen Erkrankung gegenüber. Dazu gehören beispielsweise grippale Infekte, aber auch andere Infektionen. Des Weiteren können Gefäßerkrankungen, Unfälle, Substanzeinnahme und -entzug, Störungen der Blutdruckregulation sowie in seltenen Fällen Tumore [1].

Häufig sind dabei Kopfschmerzen bei einer gewöhnlichen Grippe, in etwa 60 %. Sie entstehen dabei wahrscheinlich durch Botenstoffe, die typischerweise bei Entzündungen von den körpereigenen Abwehrzellen abgegeben werden wie zum Beispiel der Tumor Nekrose Faktor – alpha (TNF-α) oder verschiedene Interferone, die bei einer Grippe ins Blut geschwemmt werden. Dort können Sie, nachdem sie in den Kopf gelangt sind, zu entsprechenden Schmerzen führen[4]. Dabei hat der TNF-α seinen furchterregenden Namen aber lediglich seiner Entdeckung bei Abwehrzellen in der Umgebung von Tumoren zu verdanken und sollte niemanden gleich an Krebs denken lassen; Kopfschmerzen verursacht er ohnehin schon. Nähere Informationen rund um Kopfschmerzen bei Grippe, aber auch zur letztgenannten allgemein finden Sie unter erkaeltet.info.

Am 5. September ist nun der deutsche Kopfschmerztag und ein willkommener Anlass, das Volksleiden genauer unter die Lupe zu nehmen, so wie große Zeitungen, Fernsehsender, Krankenkassen und Schmerzkliniken. Denn aus diesem Grund hat der Bundesverband Deutsche Schmerzhilfe e.V. ihn ins Leben gerufen, um zu informieren und aufzuklären [5]. Und, falls Sie gerade viel um die Ohren haben, nun möchten wir Sie nach der Lektüre dieses Artikels dazu einladen, sich einen kurzen Moment Ruhe zu gönnen. Schließlich harmoniert auch der Alltagsstress unangenehm gut mit dem Schmerz im Kopf [3].

Quellenangaben:

[1] US National Library of Medicine, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed, 17.07.2015.
[2] Gerd Herold und Mitarbeiter: Innere Medizin. Herold, Gerd Verlag, 2015, S. 123 – 124.
[3] Christiane Gleixner, Markus Müller, Steffen Wirth: Neurologie und Psychiatrie: Für Studium und Praxis. Medizinische Vlgs- u. Inform.-Dienste, 2013, S. 104 – 111.
[4] Ron Eccles: “Understanding the symptoms of the common cold and influenza.” Lancet, Volume 5, Issue 11, November 2005, S. 718-725
[5] Marienhaus Klinikum Bendorf – Neuwind – Waldbreitbach, http://www.marienhaus-klinikum.de/startseite/einzelmeldungen/?tx_ttnews[tt_news]=3330&cHash=68f2dec644643f904fdadef8a633c011, 17.07.2015