- Ernährung aus der Steinzeit: Hilft Paleo bei Erkältung?

Paleo © panthermedia.net / lenmdp

Paleo ist in! Mit einem Ernährungskonzept, das sich an der Ernährung unserer Vorfahren orientiert, setzen Menschen von heute auf eine gesündere Lebensweise. Hilft diese „Steinzeiternährung“ auch bei Erkältung?

Was ist Paleo?

1985 wurde der Begriff Paleoernährung erstmals eingeführt [1]. Das Wort „Paleo“ stammt von Paläolithikum ab. Dies ist eine Zeitperiode, die vor rund 2.5 Millionen Jahren begann und sich durch die erstmalige Nutzung von Steinwerkzeug durch den Menschen kennzeichnet [2]. Mit dem Beginn der Landwirtschaft vor etwa 10.000 Jahren endete das Zeitalter der „Steinzeit“. Der Mensch war während diesem Zeitalter Jäger und Sammler. Heutige „Paleolithiker“ versuchen ihre Ernährung an das anzupassen, was die Vorfahren in der Steinzeit vermutlich zu sich nahmen: Fleisch, Fisch, Nüsse, Obst und Gemüse [2]. Paleoernährung wird daher oft als „Steinzeit-Kost“ betitelt. Die Idee dahinter geht auf folgende Theorie zurück: Die Menschheit betreibt „erst“ seit etwa 10.000 Jahren Getreideanbau und Viehzucht. Dieser Zeitraum sei für den menschlichen Stoffwechsel zu kurz, um sich genetisch auf die Nahrungsmittel die dadurch gewonnen werden können (Getreideprodukte, Milch, usw.) einzustellen. Auch wenn sich der Mensch seit der Steinzeit verändert habe, seien der Stoffwechsel und dessen Eigenschaft, nur bestimmte Nahrung gut verdauen zu können, unverändert geblieben, so die „Paleoüberzeugten [3]. Sie vertreten die Meinung, dass Krankheiten der Moderne, wie z.B. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen von einer „zivilisierten Ernährungsform“ kommen [2]. Man vermutet, dass die Ernährung der Steinzeit reich an Proteinen, essentiellen Fettsäuren und Ballaststoffen war [1]. „Paleodiät-Anhänger“ nehmen im Schnitt wöchentlich zwei Kilo Fleisch zu sich [4]. Alkohol, Zucker, Salz, Milch- und Getreideprodukte sind tabu. Zum Lebensstil der Paläolithiker gehört außerdem, dass reichlich Sport an der frischen Luft getrieben und idealerweise von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geschlafen wird [5].

Paleo bei Erkältung

Paleovertreter wissen, wie die meisten Menschen, vom Nutzen des Vitamin C. Somit soll in der Erkältungszeit vor allem viel Obst und Gemüse, das reich an diesem Vitamin ist (z.B. Orangen, Kiwis, Brokkoli oder rote Paprika) gegessen werden [6]. Ebenso wird Zink als Immunbooster angesehen, und daher von den Paläolithikern bei Erkältungskrankheiten empfohlen [6]. Reich an Zink ist beispielsweise Fleisch. Des Weiteren werden sogenannten Polyphenolen antibakterielle und virenhemmende Eigenschaften zugesprochen. Diese Stoffe sind laut Paläolithikern besonders in Beeren, Äpfeln und Trauben zu finden [6]. Paleo bei Erkältung umfasst somit eine Extradosis Immunsystem unterstützender Stoffe. Diese immunstärkende „Steinzeitnahrung“ entspricht jedoch dem allgemeinen Gesundheitswissen und wird auch von „nicht Palöolithikern“ bei Erkältung empfohlen.

Was ist dran?

Viele Menschen, die die Paleoernährung ausprobieren, fühlen sich damit gesünder. Studien zeigen, dass eine Paleoernährung positive Effekte auf Übergewicht aufweist. Eine Testgruppe, die sich nach Paleomassstäben ernährte, wies einen höheren Gewichtsverlust auf, als die Kontrollgruppe, die eine gesunde Standard-Diät durchführte [7]. Die Paleo-Gruppe wies außerdem eine größere Blutdruck- und Blutfettreduktion auf [7]. Des Weiteren weisen Studien darauf hin, dass sich die Paleodiät günstig auf Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt [2]. Den Nutzen erklärt man sich vor allem durch das Essen großer Mengen Obst und Gemüse. Auch scheint der hohe Proteinanteil der Nahrung von Vorteil zu sein [2]. Kritiker sagen jedoch, dass derzeitige Studien zur Paleodiät nicht aussagekräftig sind. Sie umfassen nur sehr kleine Studiengruppen und untersuchen keine Langzeit-Effekte [1]. Ob Paleoernährung gesundheitlich empfehlenswert ist, bleibt daher diskussionswürdig. Einige Wissenschaftler widersprechen außerdem der Grundidee der Paleobewegung: Sie sagen der Stoffwechsel vieler lebender Organismen kann sich erstaunlich schnell an das Nahrungsangebot anpassen [4]. Dies kann z.B. an der „schnell angelernten“ Milchverträglichkeit gesehen werden: Ursprünglich konnte der Mensch nach dem Säuglingsalter keine Milch verdauen. Völker die begannen, Milch auch nach der Stillzeit regelmäßig zu trinken, entwickelten jedoch die Eigenschaft das nötige milchverdauende Enzym ein Leben lang zu produzieren. Regionen in denen bis heute Milch nicht auf dem Speiseplan steht, zeigen diese Fähigkeit dagegen nicht [4].

Zudem besteht Zweifel daran, ob die großen Mengen Fleisch, die in der Paleodiät empfohlen werden, gesundheitlich vertretbar sind. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 300 bis 600 mg Fleisch und Wurst pro Woche [4]. Denn mehr schadet vermutlich der Gesundheit: Es wird davon ausgegangen, dass der Konsum von rotem und geräuchertem Fleisch das Risiko für Darmkrebs erhöht [4]. Ebenso ist ein hoher Fleischkonsum mit der Aufnahme größerer Mengen von gesättigten Fettsäuren, Purinen und Cholesterin verbunden [4]. Dazu kommt die Tatsache, dass die Fleischproduktion kaum hinterher kommen würde, wenn alle Menschen auf Paleo umsteigen würden.

Ebenso unklar ist, ob man über eine Peleoernährung ausreichend Nährstoffe zu sich nehmen kann. Besonders die Kalzium- und Vitamin D-Versorgung scheint bei der Paleodiät zu kurz zu kommen [2][4]. Kritiker bemängeln außerdem, dass es prinzipiell schwer zu sagen ist, von was sich unsere Vorfahren tatsächlich ernährt haben. Die Menge und Art der Ernährung variierte sehr stark nach Ort und Jahreszeit [1]. Es wird vermutet, dass die Ernährung außerdem aus Würmern und Insekten bestand, und das „Wildobst“ von damals kaum dem Obst von heute gleicht.

Fazit

Mehr Obst und Gemüse, weniger Zucker und Alkohol, ausreichend Bewegung und Schlaf sind mit Sicherheit Gesundheit fördernd und stärken den Körper für die Erkältungszeit. Dies ist jedoch nicht eine neue Erkenntnis der Paläolithiker, sondern stimmt mit den gängigen Gesundheitsempfehlungen überein.

Quellenangaben:

[1] „Part 1: The Paleo-Diet – What is it?“, http://daa.asn.au/for-the-public/smart-eating-for-you/nutrition-a-z/paleo-diet/part-1-the-paleo-diet-what-is-it/, 22.08.2016
[2] D. C. Klonoff: „The Beneficial Effects of a Paleolithic Diet on Type 2 Diabetes and Other Risk Factors for Cardiovascular Diesease.“, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2787021/, 22.08.2016
[3] „Was ist die DGPE?“, http://palaeo-gesellschaft.de/, 19.08.2016
[4] „Paleo-Kost: Essen wie in der Steinzeit.“, http://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=6977, 19.08.2016
[5] S. Schäfer: „Wurzeln, Nüsse, Beeren satt.“, http://www.zeit.de/2015/05/palaeo-diaet-steinzeit-ernaehrung-umstellung/komplettansicht, 19.08.2016
[6] A. Martin: „Ernährung bei Erkältung – welche Paleo Lebensmittel helfen.“, https://www.paleo360.de/gesunde-ernaehrung/ernaehrung-bei-erkaeltung-welche-paleo-lebensmittel-helfen/, 22.08.2017
[7] I. Boers et al. „Favourable effects of consuming a Palaeolithic-type diet on characteristics of the metabolic syndrome: a randomized controlled pilot-study.“, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25304296, 19.08.2016