- Die Fittesten niesen am seltensten!

Sport © panthermedia.net / pressmaster

Sind Personen die regelmäßig Sport treiben seltener krank? Ist Ausdauersport oder Krafttraining die bessere Wahl, um die Gesundheit zu fördern?

Krankheitstage in Deutschland

Laut dem Bundesamt für Statistik waren 2014 in Deutschland Arbeitnehmer/innen im Schnitt 9,5 Tage krank gemeldet [1]. Dies entspricht in etwa dem Schnitt der Jahre zuvor. Ein Tiefstand der Krankheitstage verzeichnet das Jahr 2007: hier waren die deutschen Arbeitnehmer/innen durchschnittlich nur 7,9 Tage krank gemeldet. Die Krux an einer solchen Statistik ist jedoch, dass nur die Tage, an denen eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung eingereicht wurde, als Krankheitstage zählen. Diese ist in der Regel jedoch erst nach drei Tagen Fehlzeit nötig. Die tatsächliche Zahl der Krankheitstage muss daher höher eingeschätzt werden.

Sind Sportler seltener krank?

Es ist in aller Munde: Sport tut der Gesundheit gut! Zahlreiche Studien haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Aussage genauer zu untersuchen. So weiß man heute, dass man von regelmäßiger Bewegung gesundheitlich auf vielen Ebenen profitiert [2]. Doch weisen „Sportler“ auch weniger Krankheitstage auf, als inaktive Menschen? Um dies zu erforschen, stellten Wissenschaftler die Menge sportlicher Betätigung, der Anzahl von Krankheitstagen dieser Personen gegenüber. Das Ergebnis: Während eine moderate Bewegung die Anzahl der Krankheitstage nicht beeinflusst, scheint sich ein intensiveres Training (z.B. Tätigkeit, bis man „in Schweiß bedeckt“ ist) günstig auf die Gesundheit auszuwirken: Arbeiter, die sich drei mal wöchentlich intensiv sportlich betätigen, weisen die wenigsten Fehltage auf. Diejenigen, die nie intensiven Sport treiben, weisen dagegen die meisten Fehltage auf. Ab dreimal wöchentlichem, intensivem Training, steigt die Fehlzeit wieder an. Vermutet wird, dass ein zu intensives Training Sportverletzungen mit sich bringt und somit wiederum zu Fehlzeiten führt [2]. Die Ergebnisse dieser Studie, bestätigen somit das, was generell als „gesundes Maß an Sport“ empfohlen wird: Ein gesunder Erwachsener sollte sich mindestens dreimal die Woche 20 Minuten sportlich betätigen [2].

Häufigkeit intensiven Trainings/Woche

Kranheitstage in den letzten 2 Monaten

0

2,74

1

2,3

2

2,01

3

1,72

4

1,96

 

Häufigkeit intensiven Trainings/Woche

Krankheitstage in den letzten 2 Monaten

0

2,39

1 – 19

1,95

20 – 29

2,6

30 – 59

2,01

60 – 89

2,68

> 90

1,91

abgeändert nach: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2492021/

Bei der Hochrechnung auf das gesamte Jahr, sind die Ergebnisse noch deutlicher zu sehen: Arbeiter/innen die über das Jahr mindesten einmal wöchentlich intensiv aktiv waren, waren im Schnitt acht bis zehn Tage weniger krank als Arbeitnehmer/innen, die sich nicht mindestens ein mal die Woche 20 Minuten intensiv betätigten [2].

Ausdauersport vs. Krafttraining

Ausdauersport als auch Krafttraining wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. So senken sie beispielsweise die Blutspiegel von den „schlechten“ Blutfetten (LDL-Cholesterin, Triglyceride), während sie die „guten“ Blutfette (HDL-Cholesterin) erhöhen [3]. Beide Sportarten senken den Blutdruck und stärken das Herz-Kreislauf-System [3][4]. Sportmediziner Professor Burkhard Weisser sagt, dass alle positiven Gesundheitseffekte, die man dem Ausdauertraining zuschreibt, auch durch Krafttraining erreicht werden kann [4]. Wichtig ist jedoch, dass die Technik stimmt. Laut der deutschen Herzstiftung schützen sich Menschen jedoch vor allem durch Ausdauertraining vor Herzkrankheiten. Krafttraining kann als Ergänzung, jedoch nicht als Ersatz angesehen werden [5].

Des Weiteren haben Forscher herausgefunden, dass bei jeglicher Form von Muskelarbeit wichtige Botenstoffe (Myokine) freigesetzt werden [6]. Dies erlaubt ein neues Verständnis darüber, wie Muskeln mit anderen Organen des Körpers „kommunizieren“ [6]. Myokine weisen beispielsweise einen Einfluss auf Fettgewebe, Leber und Immunsystem auf [6]. Zum Anderen wird vermutet, dass die Botenstoffe sogar Auswirkungen auf Tumorwachstum haben [6]. Da die Ausschüttung der Myokine von Muskelarbeit abhängt, kann körperliche Inaktivität zu einer veränderten Konzentration dieser Stoffe führen. Dies wiederum kann das Entstehen chronischer Krankheiten begünstigen [6].
Betrachtet man die Effekte auf den Alterungsprozess, scheint Ausdauersport dem Kraftsport überlegen zu sein: Moderates Ausdauertraining (45 Minuten Joggen) wirkt schützend auf das Erbgut, und soll so den Alterungsprozess bremsen [5]. Intensives Krafttraining weist diesen Effekt nicht auf [5].

Quellenangaben:

[1] „Krankenstand“, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/QualitaetArbeit/Dimension2/2_3_Krankenstand.html, 16.08.2016
[2] K. I. Proper et al.: „Dose-response ralation between physical activity and sick leave.“, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2492021/, 16.08.2016
[3] M. Lehmann: „So hält Sport gesund.“, http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/article/857469/zytokine-myokine-haelt-sport-gesund.html, 16.08.2016
[4] K. Nees: „Stemmen statt Rennen.“, http://www.uni-kiel.de/unizeit/index.php?bid=520802, 17.08.2016
[5] „Sport ist Mord?: Warum Training wirklich gesund ist“, http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/article/917016/sport-mord-training-wirklich-gesund-ist.html, 17.08.2016
[6] B. K. Pederson, M. A. Febbraio: „Muscles, exercise and obesity: skeletal muscle as a secretory organ.“, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22473333, 17.08.2016