- Kräuterkiste statt Medizinkoffer – Heilkräuter bei Erkältung und Grippe

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Bei einer ausgewachsenen Erkältung ist guter Rat teuer. Wer kennt es nicht, das morgendliche Erwachen mit verschleimter Nase und schmerzendem Hals? Nichts hilft, die Erkältung muss ausgesessen werden, bis das Immunsystem die Krankheit besiegt hat. Tatsächlich ist einer solchen Erkrankung mit den üblichen Medikamenten nur schwer beizukommen. Da grippale Infekte in aller Regel viral induziert sind, sind Antibiotika nutzlos, da diese lediglich bakterielle Infektionen bekämpfen. Selbst Antipyretika, also fiebersenkende Mittel, sind vorerst nicht angeraten, da sie im schlimmsten Fall
den Verlauf der Krankheit verkomplizieren können. [1]

Während die üblichen pharmazeutischen Maßnahmen bei Grippe und Erkältungen wenig erfolgversprechend sind, kann die Behandlung durch Heilkräuter (Phytotherapie) bei einer akuten Erkrankung der Atemwege den Heilungsprozess unterstützen und sogar beschleunigen. Eine Übersicht über bewährte Heilpflanzen und deren Anwendung bietet dieser Artikel.

Die Dosis macht das Gift

Viele der bei einer Erkältung wirksamen Heilkräuter sind als Hausmittel bekannt. Von synthetisch hergestellten Medikamenten unterscheiden sich die häufig im Ganzen verwendeten Heilpflanzen durch die Vielzahl und schwer bestimmbare Menge der enthaltenen Wirkstoffe. Aber Achtung, einige der Kräuter, wie zum Beispiel Salbei sind in hohen Dosen giftig. Auch die allseits beliebten ätherischen Öle sind mit Vorsicht zu genießen. Sie können Reizungen der Schleimhäute bis hin zu asthmatischen Anfällen verursachen.

Die Auswahl der Heilpflanzen zur Behandlung von Erkältungskrankheiten ist von der Symptomlage abhängig. Unterschieden werden Kräuter zur Stärkung der Abwehrkräfte, Diaphoretika, also Kräuter mit schweißtreibender Wirkung, schleimstoffhaltige Kräuter zur Beruhigung der gereizten Schleimhäute, entzündungshemmende Kräuter, schleimlösende Kräuter und Antipyretika bzw. schmerzlindernde Kräuter. [2]

Fiebersenkende Maßnahmen sollten erst bei einer ausgewachsenen Grippe mit Körpertemperaturen über 39 Grad erfolgen. Ansonsten gilt es vor allem, das Immunsystem zu stärken und die Krankheit buchstäblich auszuschwitzen. Denn die erhöhte Körpertemperatur hat gleich zwei positive Effekte: Die Immunzellen arbeiten schneller und Viren werden in Ihrem Replikationszyklus gehemmt. Husten, Heiserkeit und Schnupfen können zusätzlich durch die Einnahme verschiedene Heilkräuter gelindert werden. [1] [2] [3]

Kleine Hausapotheke

Wirkung Heilkräuter Anwendung
Stärkung des Immunsystems zur Infektbekämpfung Sonnenhut (Echinacea), Wermut* (Artemisia absinthium), Schwarze Johannisbeere (Ribis nigrum) Sonnenhut wirkt komplex auf das Immunsystem und wird als Tinktur (Fertigpräparat in der Apotheke) angewendet. Erwachsene: mehrmals am Tag 10 Tropfen, Kinder 3-mal täglich 5 Tropfen.
Der bitterstoffhaltige Wermut kann als Tee aufgebrüht und mehrmals am Tag getrunken werden.
Der Saft der Vitamin-C-haltigen Schwarzen Johannisbeere sollte heiß dreimal am Tag zu den Mahlzeiten genossen werden.
Diaphoretika (schweißtreibend) Holunder (Sambucus nigra),
Lindenblüten (Tilla cordata und Tilla platyphyllos)
Sowohl aus Holunder, als auch aus Lindenblüten kann Tee zubereitet werden. Die Blüten werden dazu mit kochendem Wasser übergossen. Der Tee muss 10 – 15 Minuten ziehen. Besonders Kinder mögen den wohlschmeckenden und duftenden Lindenblütentee mit Honig.
Linderung der gereizten Schleimhäute bei Husten, Heiserkeit und Halsschmerzen Malve (Malva),
Huflattich* (Tussilago farfara),
Spitzwegerich (Plantago lanceolata),
Königskerze (Verbascum),
Lindenblüten (Tilla cordata und Tilla platyphyllos)
Jeder Tee kann mit diesen schleimstoffhaltigen Kräutern angereichert werden. Dabei bildet sich ein schmerzlindernder Film auf den gereizten Schleimhäuten. Vor allem bei trockenem Reizhusten, Heiserkeit und Entzündungen im Rachenraum empfiehlt sich die Anwendung.
Verflüssigung und Lösung von festsitzendem Schleim bei Schnupfen und Bronchitis Fenchel* (Foeniculum vulgare),
Thymian (Thymus),
Süßholz* (Glycyrrhiza glabra),
Schlüsselblume* (Primula veris),
Pfefferminze (Mentha piperita),
Eukalyptus (Eucalyptus globulus)
Aus Fenchel, Thymian, Süßholz und Schlüsselblumen können schleimlösende Tees zubereitet werden. Diese erleichtern v.a. das Abhusten von festsitzendem Sekret und verhindern Sekundärinfektionen durch Bakterien. Pfefferminz– und Eukalyptusöl gehören zu den ätherischen Ölen. Sie werden zur Dampfinhalation angewendet. 2 bis 3 Tropfen Öl genügen für 1 Liter heißes Wasser.
Eindämmung von Entzündungen Salbei* (Salvia),
Blutwurz (Potentilla erecta),
Kamille (Matricaria chamomilla)
Salbei, Blutwurz und Kamille sind gerbstoffhaltig und wirken damit als Tee verabreicht entzündungshemmend und keimabtötend.
Antipyretika und Schmerzmittel Weide* (Salix),
Mädesüß* (Filipendula)
Die Rinde der Weide und die Mädesüßblüten enthalten Salicin, einen wichtigen Bestandteil von Aspirin, und wirken damit fiebersenkend und schmerzstillend. Beide können als Tee verabreicht werden.

*Achtung! Toxische Wirkung bei Einnahme über einen längeren Zeitraum oder zu hoher Dosis.

Eine bewährte Methode

Viele Studien zeigen die Wirksamkeit der Behandlung durch Heilkräuter. Diese sind der Schulmedizin, gerade wenn es um die Therapie von Atemwegserkrankungen geht, keineswegs unterlegen. Dampfbäder, Ruhe und die Aufnahme von 2 bis 3 Litern Flüssigkeit pro Tag können den Heilungsprozess noch unterstützen. [1]

Die Praxis, Krankheiten durch die Anwendung von Heilkräutern zu therapieren, ist so alt wie die Menschheit selbst. Von den Priestern des alten Ägyptens über Hippokrates bis hin zu Hildegard von Bingen – Ärzte nutzen seit jeher die Heilkraft von Pflanzen. Als Hausmittel gegen Erkältungen und Grippeerkrankungen sind uns viele dieser Kräuter heute noch bekannt. [3] Wo die Schulmedizin keinen Rat außer die Ermahnung zur Geduld weiß, hilft uns die Natur weiter. Dagegen ist kein Kraut gewachsen? Von wegen.

Quellenangaben:

[1] Volker Fintelmann und Rudolf Fritz Weiss „Lehrbuch Phytotherapie“, Hippokrates Verlag Stuttgart 2009, S. 2 – 17 und. S. 97 – 203
[2] Ursel Bühring „Alles über Heilpflanzen“, Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2007, S. 301 – 307
[3] Hans Braun „Heilpflanzen-Lexikon für Ärzte und Apotheker“, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1981