- Küssen verboten? Wie sich Partner vor der Krankheitsübertragung schützen können

Küssen verboten? © panthermedia.net / Andriy Popov

Wer hustet und schnieft sollte – logisch! – auf Küsse und Sex verzichten, um den Partner nicht anzustecken. Auch wer nur ein leichtes Kratzen im Hals verspürt, sollte das dem Anderen besser umgehend mitteilen und für ein paar Tage den Körperkontakt vermeiden, das jedenfalls halten wir für die korrekte Vorgehensweise, um andere vor einer Krankheitsübertragung zu schützen. Wissenschaftler aber entlarvten diese allgemeingültige Erkältungs-Regel als völlig überflüssig. Denn obwohl Erkältungen durch Tröpfcheninfektionen ausgelöst werden, ist eine Ansteckung von Mund zu Mund eher unwahrscheinlich [1].

Küssen erlaubt!

Eine Erkältung wird durch Viren verursachen. Die meisten Erkältungen entstehen aufgrund einer Infektion mit den sogenannten Rhinoviren, aber auch andere Virenarten können die unangenehme Erkrankung auslösen. Die Erreger befallen die oberen Atemwege; der Körper kontert mit einer Entzündungsreaktion. Niesen, Husten und Heiserkeit sind die Folge. Wie viele virale Infektionen ist auch ein grippaler Infekt ziemlich ansteckend. Er wird durch Tröpfcheninfektionen übertragen. Wer niest oder hustet versprüht dabei eine Menge kleiner Speicheltröpfchen, die durch die Krankheitsüberträger kontaminiert sind. Wer mit den Erregern in Berührung kommt und sich dann an die Nase oder an die Augen fasst, steckt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit an. Eine Ansteckung von Mund zu Mund, fanden Wissenschaftlicher heraus, ist dagegen eher unwahrscheinlich. Beim Küssen gelangen zwar die Viren in die Mundhöhle des Anderen, sie werden aber in der Regel geschluckt, im Verdauungstrakt zersetzt und damit unschädlich gemacht. Die Nasen- und Augenschleimheute sind nicht durch diesen simplen Abwehrmechanismus geschützt. Küssen während einer Erkältung ist also keineswegs verboten, sondern beschleunigt unter Umständen sogar die Genesung. Glückshormone wie Endorphine und Dopamin werden während eines Kusses vermehrt ausgeschüttet. Die Herz- und Atemfrequenz steigt an. Beides stärkt und aktiviert das Immunsystem, das eine drohende Erkältung deshalb umso effektiver bekämpfen kann [1][2][3].

Körperliche Anstrengung vermeiden

Obwohl ein erkälteter Kuss als unbedenklich gilt, sollte auf Sex besser verzichtet werden, bis die Beschwerden abklingen. Die erhöhte Ansteckungsgefahr, die entsteht, wenn beide Partner sich am ganzen Körper berühren, ist aber nicht der einzige Grund dafür, ein paar Tage lang die Finger voneinander zu lassen. Wer erkältet ist, fühlt sich schwach, ist müde und fiebert mitunter. Der Körper ist damit beschäftigt, die virale Infektion abzuwehren und die Erreger unschädlich zu machen. Jede körperliche Anstrengung verzögert diesen Prozess. Von Sex und Sport während eines grippalen Infekts raten Mediziner deshalb ab. Kurze romantische Spaziergänge dagegen fördern die Genesung [4].

Um den Partner während einer Erkältung nicht anzustecken, empfiehlt es sich, sich regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen, benutzte Taschentücher sofort zu entsorgen und in die Armbeuge statt in die hohle Hand zu niesen. Wer sich an diese simplen Regeln hält, muss trotz Krankheit auf das heilsame Küssen nicht verzichten.

Quellenangaben:

[1] „Keine Gefahr durch Küssen bei Erkältung“, http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/atemwegskrankheiten/article/637457/keine-gefahr-durch-kuessen-erkaeltung.html, 13.01.2016
[2] Jana Zeh, „Die zehn größten Erkältungsirrtümer“, http://www.n-tv.de/wissen/Die-10-groessten-Erkaeltungsirrtuemer-article5481786.html, 13.01.2016
[3] Gabriele Möller, „Küssen macht süchtig“, http://www.urbia.de/magazin/liebe-und-partnerschaft/liebe-und-sex/kuessen-macht-suechtig, 13.01.2015
[4] Caroline Schröder, „Sex bei Erkältung? So verhalten Sie sich richtig“, http://www.helpster.de/sex-bei-erkaeltung-so-verhalten-sie-sich-richtig_128520, 13.01.2016