- Hilft Homöopathie bei Erkältung und Grippe?

Homoeopathie bei Erkaeltung © fotolia.com / Ilike

„Drei Tage kommt’s, drei Tage bleibt’s, drei Tage geht’s.“ Gegen eine ausgewachsene Erkältung mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit hilft nur Abwarten, Tee Trinken und Durchhalten. Viele Menschen retten sich mit schmerzstillenden und fiebersenkenden Mitteln, mit Vitamin C und Kamillentee über die Tage und hoffen auf Besserung. Doch gerade bei Erkrankungen, gegen die scheinbar kein Kraut gewachsen ist, wie bei grippalen Infekten oder Allergien, und auch bei chronischen Leiden wie Rheuma oder Migräne zieht es Patienten zunehmend zum Homöopathen statt zum Schulmediziner. Aber kann eine Erkältung oder eine Grippe tatsächlich erfolgreich mit homöopathischen Mitteln behandelt werden?

Gleiches mit Gleichem heilen

Bei einer homöopathischen Therapie handelt es sich um ein arzneiliches Heilverfahren. Die zum Patienten und seiner Krankheit passende Arznei wird vom Homöopathen nach dem Ähnlichkeitsprinzip ausgewählt. Das bedeutet, dass der entsprechende Wirkstoff bei einem gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorrufen sollte, wie sie der Kranke beschreibt. Die Wirkstoffe werden aber vor dem Einsatz am Patienten potenziert. Sie werden so lange verdünnt und verschüttelt, bis – so die Theorie – nur noch die reine Heilinformation im Präparat enthalten ist. In unverdünnter Form würden die Wirkstoffe signifikante Verschlechterungen des Gesundheitszustandes hervorrufen. Homöopathische Arzneien können aus Pflanzen, krankem Gewebe, Giften oder chemischen Verbindungen hergestellt werden. Sie werden in Form von Tropfen, Globuli, Tabletten, Injektionen und Salben verabreicht. Der erste Schritt einer homöopathischen Behandlung ist die Befragung des Patienten durch den Homöopathen. Entscheidend für die Wahl des richtigen Mittels sind nicht nur die Symptome des Erkrankten, sondern auch die Umstände der Verschlechterung oder Verbesserung des Leidens, der Charakter des Patienten, Begleiterscheinungen und die individuelle Ausprägung der Krankheit. Der Homöopath entscheidet dann nach dem Ähnlichkeitsprinzip, welche Arznei er verabreicht und in welcher Potenzierung der Patient das Mittel einnehmen muss. Die Potenzierung kann beispielsweise davon abhängen, ob die Erkrankung chronisch verläuft oder akut aufgetreten ist.[1][2]

Homöopathische Hausapotheke

Die Auswahl des passenden homöopathischen Mittels bei einer Erkältung oder Grippe erfolgt den Prinzipien der Homöopathie entsprechend individuell und ist auf den Patienten abgestimmt, ganz gleich ob es sich um eine durch einen Fachmann begleitete Therapie oder um eine Selbstbehandlung handelt. Demzufolge kommen je nach Symptomlage und Patientenkonstitution mehrere Mittel infrage. Hier eine Auswahl bewährter Erkältungsmittel:
Beginnt die Erkrankung heftig und plötzlich, steigt das Fieber schnell an und geht mit pulsierenden Kopfschmerzen einher, kann Belladonna (Tollkirsche) verabreicht werden. Die Patienten leiden unter Halsschmerzen, ihre Kehle ist trocken, häufig treten begleitend Ohrenschmerzen auf. Die betroffenen Schleimhäute sind rot, trocken und heiß und die Patienten extrem empfindlich gegen Berührung, Lärm und Licht.
Acontium napellus (Blauer Eisenhut) wird ebenfalls bei heftigen, plötzlichen Erkältungen verabreicht. Die wichtigste Charakteristik des Mittels sind brennende Schmerzen an den betroffenen Schleimhäuten. Der Patient leidet unter Husten, Schnupfen und Halsschmerzen. Die Erkältung prägt sich mitunter vor allem als Mandelentzündung aus. Das Fieber geht mit Schüttelfrost einher.
Bei einer beginnenden Erkältung mit leicht erhöhter Temperatur empfiehlt sich Ferrum phosphoricum (Eisenphosphat). Tritt Husten auf, ist der Auswurf häufig blutig. Bei Schnupfen klagt der Patient über Schmerzen im Naseninnenraum. Treten Kopfschmerzen auf, reagiert der Patient lichtempfindlich. Es kann zu Hörstörungen und Ohrenschmerzen kommen.
Ist der Patient benommen und schläfrig und leidet vor allem unter Fließschnupfen, Halsschmerzen und Fieber, kann Gelsemium (Gelber Jasmin) verabreicht werden. Der Patient zittert und möchte in Ruhe gelassen werden. Er wirkt extrem erschöpft und möchte nicht einmal trinken. Diese Mittel passt gut zu einer sommerlichen Erkältung.[3][4]

Das richtige Mittel© fotolia.com / GöttePhotoArt

Passt das Mittel zum Patienten kann es nach einiger Zeit zu einer sogenannten Erstverschlimmerung oder Heilreaktion kommen. Bei einer Erkältung, die meistens akut auftritt, kann die Erstverschlimmerung schon nach wenigen Stunden eintreten. Die Symptome verschlimmern sich, der Allgemeinzustand des Patienten – das Krankheitsgefühl – bessert sich aber. Bei einer solchen Heilreaktion rät der Homöopath, abzuwarten, bis die Verschlimmerung nachlässt und keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen.[5]

Was sagen die Studien?

Ob Homöopathie nun wirkt oder nicht, ob die Heilmethode stärkere Effekte erzielt als ein Placebo es tun würde, darüber sind Wissenschaftlicher sich bis heute nicht einig. Es existiert eine Reihe von Studien zu dieser Problematik, deren Ergebnisse aber häufig durch die kleine Anzahl oder die nicht zufällig getroffene Auswahl der Probanden von Wissenschaftlern angezweifelt werden. Im Februar 2013 erschien eine Studie französischer Wissenschaftler zur Wirksamkeit von Homöopathie bei Erkrankungen mit grippeähnlichen Symptomen, in der aber lediglich nachgewiesen wurde, dass Patienten, die einen Homöopathen aufsuchen, in der Regel zufriedener mit dem Behandlungsergebnis sind als diejenigen, die einen Schulmediziner konsultieren.[6] Die Frage, ob eine Therapie anschlägt oder nicht, gerade bei lästigen, aber ungefährlichen Erkrankungen wie Erkältungen, kann häufig nur subjektiv beantwortet werden. Bei einem unkomplizierten Verlauf verschwinden die Symptome ohnehin in der Regel nach einer gewissen Zeit. Ausschlaggebend für eine solche Bewertung könnte also schon die deutlich längere Gesprächsdauer im Rahmen einer homöopathischen Behandlung gegenüber einer allopathischen Behandlung sein.[7]
Bei starken Beschwerden, die nicht nachlassen oder sich verschlimmern, sollte aber in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Gerade eine Grippe kann, wenn sie nicht richtig behandelt wird, zu schweren Komplikationen wie beispielsweise einer Herzmuskelentzündung führen. Darüber hinaus liegt die Entscheidung zwischen Homöopathie und Schulmedizin aber beim Patienten selbst. Hier gilt das Prinzip: Whatever works!

Quellenangaben:

[1] Dr. Anton Rohrer „Was ist Homöopathie“: http://www.hahnemann.at/homoeopathie.html 29.07.2015
[2] Dr. Anton Rohrer „Potenzieren – die Herstellung der Arzneien“: http://www.hahnemann.at/arznei.html 29.07.2015
[3] Globuli.de „Globuli bei Erkältung“: https://www.globuli.de/wissen/behandlung/grippe-erkaeltung/ 29.07.2015
[4] Dr. Michael Eisenmeier „Homöopathische Hausapotheke – die 10 wichtigsten Mittel“: http://www.welle18.de/fileadmin/Dateien/PDFs/WELLE18-Homoeopathische-Hausapotheke.pdf 29.07.2015
[5] Wiebke Lohmann „Basics Homöopathie“, Urban & Fischer, München 2009, S. 66f.
[6] Stéphane Vincent „Management of Influenza-Like Illness by Homeopathic and Allopathic General Practitioners in France During the 2009–2010 Influenza Season“: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3576893/ 29.07.2015
[7] Informationen zur Homöopathie „Klinische Forschung“: http://www.informationen-zur-homoeopathie.de/?page_id=41 29.07.2015