Husten Hustenreiz: Krankheitstypen

Hustenreiz (ohne Husten)

© PantherMedia / Alice Day

Der Hustenreiz und der Hustenreflex – also der Drang zu husten – werden durch Dehnungsrezeptoren und durch chemische Rezeptoren u.a. auf den Schleimhäuten der Atemwege, dem Rippenfell (Pleura), am Zwerchfell und auch in der Speiseröhre ausgelöst. Diese Rezeptoren arbeiten wie Sensoren. Wenn sie mit bestimmten Stoffen in Berührung kommen, leite sie über Nerven ein Signal an das Gehirn weiter. Dieses gibt dann wiederum sofort einen Befehl an die beteiligten Muskeln (u.a. an der Stimmritze, im Kehlkopf und am Zwerchfell), die dann das Husten initiieren (auslösen). So können z.B. eingeatmete Staubpartikel schnell wieder aus den Atemwegen entfernt werden, bevor sie tiefer in die Lungen eindringen.

Einen Hustenreiz kann demnach alles auslösen, was diese Rezeptoren reizt. Im Falle einer Erkältung z.B. wäre es der vermehrt gebildete Schleim, der hier abgehustet werden muss. Liegt aber keine offensichtliche Erkrankung vor (z. B. grippaler Infekt), kann der Hustenreiz auch durch andere Faktoren verursacht werden – auch ohne dabei einen Husten auszulösen [1].

Ursachen von Hustenreiz (ohne Husten)

Ein Hustenreiz kann durch Partikel ausgelöst werden, die von außen durch den Mund an die Rezeptoren gelangen. Staubige Luft, Pollen (nicht nur als allergische Reaktion), Gase (z.B. Chlor in Putzmitteln), Farbdämpfe oder Zigarettenrauch können hier die Ursache sein. Warme Heizungsluft im Winter kann die Schleimhäute austrocknen und eine Reizung verursachen, ebenso kalte Luft (im Winter draußen), vor allem wenn durch den Mund geatmet wird.

Auch kleinere Nahrungsbestandteile (z. B. Pflanzenfasern) können bei der Passage durch den Rachen in der Speiseröhre hängenbleiben.
Neben dem Hustenreiz kann bei diesen Ursachen zusätzlich ein Kratzen im Hals auftreten. Die Beschwerden sollten allerdings abklingen, sobald die Ursache beseitigt wurde.
Hält der Hustenreiz weiterhin an, können Prozesse innerhalb der Atemwege die Ursache sein. Eine vorangegangene grippale Infektion (mit Fieber, Husten Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerz) kann die Schleimhäute der Atemwege schädigen und damit auch die Rezeptoren beeinträchtigen. Es kommt so zu einer Herabsetzung der Reizschwelle und einer erhöhten Empfindlichkeit der Rezeptoren.

Ebenfalls nach einem grippalen Infekt kann ein Postnasal-Drip-Syndrom (PND) auftreten. Dieses entsteht meist durch eine vorangegangene Nasenschleimhautentzündung (Rhinitis) oder eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), die nach Abklingen der Erkältung chronisch weiterbestehen können. Durch diese leichte, fortlaufende Entzündung wird vermehrt Schleim und Sekret gebildet, das dann aus dem Nasenbereich den Rachen hinunterläuft und so den Hustenreiz an den Rezeptoren auslösen kann. Neben dem Hustenreiz und häufigem Räuspern mit Husten kann hier natürlich auch ein chronischer Schnupfen mit laufender Nase auftreten [2].

Ein PND kann allerdings auch durch eine leichte Allergie oder Asthma bedingt sein. Dabei dringen die Allergene (Auslöser wie Pollen oder Katzenhaare) in den Rachen oder die Nase ein und im Rahmen der dabei entstehenden Entzündungsreaktion kommt es wiederum zu vermehrter Sekretbildung auf den Schleimhäuten. In diesem Fall äußert sich die Allergie allerdings nicht mit typischen allergischen Reaktionen, z. B. Asthmaanfällen mit Atemnot oder Schwellungen im Gesichts- und Halsbereich. Dieser Prozess findet eher schleichend „im Hintergrund“ statt [3].

Eine weitere Erklärung für den Hustenreiz kann auch der Magen liefern, genauer gesagt, die Magensäure. Sodbrennen und saures Aufstoßen nach dem Essen können hier wegweisend für die Diagnose einer Refluxerkrankung sein. Dabei kann die Magensäure über die Speiseröhre nach oben in den Rachenbereich gelangen und dort die Hustenrezeptoren chemisch reizen. Vor allem nachts und morgens kann die Säure durch das Liegen in die Speiseröhre zurücklaufen und dann zu einem kloßigen Gefühl im Hals, starkem Räuspern, Heiserkeit (auch die Stimmbänder können durch die Säure gereizt werden) und Husten führen. Ein Reflux ist oft durch „Wohlstandsfaktoren“ bedingt: Übergewicht, sitzende Tätigkeit (in beiden Fällen kommt es durch Druck auf den Magen zu einem „Überlauf“ an Säure in die Speiseröhre), übermäßige Nahrungsfette und Alkohol (vermehrte Bildung von Säure) – aber auch durch Stress. Seltener entsteht ein Reflux durch eine Störung der Muskeln am Mageneingang (ösophageale Sphinkter), die diesen nach der Nahrungspassage verschließen sollten [4].

Einige Medikamente können bei dauerhafter Einnahme ebenfalls zu Hustenreiz führen. Bei Herzmedikamenten wie ACE-Hemmer (Therapie des Bluthochdrucks), nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR; Schmerzmittel, die u.a. häufig in der Rheumabehandlung eingesetzt werden) mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure bzw. Ibuprofen oder Cortison in Tablettenform kann beispielsweise als Nebenwirkung ein Hustenreiz auftreten.

Behandlung von Hustenreiz (ohne Husten)

Um den Hustenreiz loszuwerden, empfiehlt sich zuerst ein Check der Umweltfaktoren. Zum Beispiel neue Klimaanlagen im Büro (kalte und trockene Luft), Haustiere (Allergien), Renovierungsarbeiten (Farben), Kosmetika (z. B. Lippenstifte), ein Umzug (Achtung: Schimmelpilzgefahr!) oder geänderte Ernährungsgewohnheiten – im Prinzip alle Neuerungen, welche die Atemwege und den Rachen beeinflussen können, kommen als Verursacher in Betracht.

Nach dem Entfernen oder Ausschalten der möglichen Auslöser sollte dann auch der Husten rasch abklingen.

Das PND ist eine Ausschlussdiagnose, es sollten also zuerst alle anderen Ursachen ausgeschlossen werden. Die Diagnose wird meist mittels endoskopischer Untersuchung der Rachen- und Nasenschleimhäute gestellt. Behandelt wird dann mit einem cortinsonhaltigen Nasenspray (über mehrere Monate), um die Entzündung der Schleimhaut zu vermindern. Zusätzlich können bei bakterieller Besiedelung der Schleimhaut Antibiotika gegeben werden; wurde das PND durch eine allergische Reaktion verursacht, auch Antihistaminika (hemmen das Histamin, einen Botenstoff, der bei allergischen Reaktionen freigesetzt wird). Um die Symptome etwas zu mildern, können auch Nasensprays und Inhalationen mit Meersalzwasser helfen [5].

Bei einer gesicherten Asthma-Diagnose wird dieses entsprechend der Ausprägung mit
Cortison in Form von Inhalationssprays (z. B. Seretide®, Avamys®, flutiform®) behandelt. Da
es hier nicht zu den typischen Asthma-Anfällen kommt, werden bronchienerweiternde Inhalationssprays mit Beta-2-Sympathomimetika (z. B. Salbutamol AL®, Symbicort®, Aerodur Turbohaler®) in der Regel nicht benötigt [3].

Liegt eine Refluxerkrankung vor, kann die Bildung der Magensäure durch Protonenpumpenhemmer (kurz PPI, z. B. Pantoprazol, Omeprazol) reduziert werden, bis die gereizten Schleimhäute sich wieder regeneriert haben. Daneben sollten natürlich die Auslöser (Übergewicht, Lebenswandel, Ernährung) beseitigt werden, um dauerhaft beschwerdefrei zu bleiben. Besteht die Erkrankung (Sodbrennen, saures Aufstoßen) aber schon seit Längerem (über Jahre) und die medikamentöse Behandlung zeigt keine Wirkung, wird oft mittels endoskopischer Verfahren zunächst das Ausmaß der eventuellen Schädigungen durch die Säure ermittelt. Je nachdem kann dann ein operativer Eingriff notwendig sein, um die geschädigten Teile der Speiseröhre zu entfernen oder mittels einer Manschette am Mageneingang einen Rückfluss der Säure zu vermindern [6].

Stehen Medikamente im Verdacht, die Hustenauslöser zu sein, sollte die Situation mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Dieser kann dann alternative Medikamente verschreiben, um den Hustenreiz abzuschalten. Es empfiehlt sich niemals, eigenmächtig eine Dauermedikation abzubrechen – vor allem nicht bei der Einnahme von Herzmedikamenten.

Zu beachten

Hustenreiz und Husten sind eines der häufigsten Symptome überhaupt und die Ursachen sind so vielfältig wie die Ausprägungen, in denen sie in Erscheinung treten können. Die oben genannten Auslöser kommen sehr häufig vor, decken aber bei Weitem nicht das gesamte Spektrum an möglichen Ursachen ab. Daher muss jeder Hustenreiz (mit und ohne Husten), der länger als 4 Wochen besteht, ärztlich abgeklärt werden, um auch eine bösartige (maligne) Grunderkrankung auszuschließen.Eine Tuberkulose, Lungenmetastasen oder einwachsende Tumoren anderer Organe in den Atemwegsbereich können unter Umständen dieselbe Symptomatik aufweisen wie Halskratzen und Hustenreiz durch Staubpartikel [1].