- Zieht euch warm an! Richtig kleiden bei Erkältung

Warme Kleidung © panthermedia.net / Werner Heiber

Kälte führt zu Erkältungen – so haben wir es von unseren Eltern und Großeltern gelernt. Wer sich bei kaltem Wetter im T-Shirt vor die Tür wagt, ist den Viren hilflos ausgesetzt. Hat man sich dann einen grippalen Infekt eingefangen, heißt es: warm einpacken, Tee trinken und schwitzen. Diese und andere Erkältungsmythen erzählt man sich. Mediziner allerdings sind sich einig: Kälte und Erkältungen haben eigentlich nichts miteinander zu tun.

Viren lassen sich nicht ausschwitzen

Die Kerntemperatur unseres Körpers beträgt in etwa 37 °C. Bei Hitze erweitern sich die Gefäße. Das Blut strömt an die Körperoberfläche und die Temperatur kann über die Haut abgegeben werden. Frieren wir, ziehen sich die Gefäße zusammen. Bei einer Erkältung liegt eine Infektion der oberen Atemwege mit Viren vor. Meistens handelt es sich dabei um die sogenannten Rhinoviren. Am häufigsten entstehen grippale Infekte zwischen Oktober und April. Das liegt aber nicht hauptsächlich an den niedrigen Außentemperaturen, sondern vielmehr daran, dass wir uns in dieser Zeit öfter gemeinsam in warmen, schlecht gelüfteten Räumen aufhalten und so die Ansteckungsgefahr erhöht wird. Ob wir frieren oder schwitzen – die Übertragung des Virus wird davon nicht beeinflusst. Wie schnell wir mit einer solchen Infektion fertig werden, hängt ausschließlich von unserem Immunsystem ab. Die stärkere Durchblutung, die durch warme Kleidung entsteht, kann unsere Abwehrkräfte geringfügig unterstützen. Dies belegte eine Studie der Yale University School of Medicine. Die Vermehrungs- und Mutationsrate der Viren wird dadurch allerdings nicht beeinflusst. Bei leichten Infekten kann Wärme das subjektive Wohlbefinden dennoch verbessern. Kommt es allerdings zu Komplikationen wie Nasennebenhöhlenentzündungen oder einer Bronchitis, kann zu viel Hitze sogar kontraproduktiv sein. Das erwärmte Gewebe schwillt an und die Beschwerden verstärken sich [1][2][3][4].

Das Immunsystem stärken

Sinnvoller als sich bei einer Erkältung durch eine anstrengende Schwitzkur zu quälen, ist es, seine Abwehrkräfte von vornherein zu stärken. Ein Spaziergang in der Kälte und eine warme Tasse Tee danach bringen das Immunsystem auf Trab. Außerdem sorgen eine ausgewogene Ernährung, genug Schlaf und Stressreduktion im Alltag für eine geringe Infektanfälligkeit. Auch der Verzicht auf Nikotin und Alkohol trägt zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Treten während eines grippalen Infekts allerdings Fieber und der damit einhergehende Schüttelfrost – eine subjektive Kälteempfindung – auf, kann es nicht schaden, sich warm anzuziehen und unter die Bettdecke zu verkriechen, um die unangenehmen Symptome zu lindern. Das zur Bekämpfung der Erkrankung notwendige Fieber erzeugt der Körper jedoch von ganz allein. Ein wehrhaftes Immunsystem wird mit den Viren in sieben bis zehn Tagen fertig. Bis dahin heißt es abwarten und den einen oder anderen Tee trinken [2].

Quellenangaben:

[1] „Erkältungen ausschwitzen“, https://www.everdry.de/content/erkaeltungen-ausschwitzen.539.html, 08.01.2016
[2] Julia Merlot, „Mythos oder Medizin: Wird man krank, wenn man zu dünn angezogen ist?“, http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/erkaeltung-wird-man-krank-wenn-man-zu-duenn-angezogen-ist-a-1009023.html, 08.01.2016
[3] Martin Vieweg „Was Erkältungen mit Kälte zu tun haben“, http://www.wissenschaft.de/leben-umwelt/gesundheit/-/journal_content/56/12054/5427269/Was-Erk%C3%A4ltungen-mit-K%C3%A4lte-zu-tun-haben/, 08.01.2016
[4] „Wärme verschlimmert die Symptome“, http://www.news.de/gesundheit/720138991/waerme-verschlimmert-die-symptome/1/, 08.01.2016