- Ruhe bitte! Folgen überlasteter Stimmbänder

Arzt untersucht Hals kleiner Patientin © panthermedia.net / Arne Trautmann

Heiserkeit ist nicht nur eines der häufigsten Symptome einer Erkältung , sondern kann auch aufgrund einer Überlastung der Stimmbänder entstehen. Eine kratzige Stimme ist anstrengend und unangenehm. Was aber passiert genau im Kehlkopf wenn die Stimme versagt und was kann man dagegen tun?

Darum kratzt die Stimme

Sind wir erkältet, bedeutet das, dass Krankheitserreger in die oberen Atemwege eingedrungen sind. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Rhino- oder Adenoviren, die Rachen, Nase und Kehlkopf besiedeln, sich auf den Schleimhäuten festsetzen, um sich dort anschließend zu vermehren. Der Körper wiederum reagiert mit einer Entzündungsreaktion. Das ist die normale Immunantwort auf krankmachende Eindringlinge. Dabei werden die Schleimhäute stark durchblutet, sodass die Immunzellen schnell an Ort und Stelle sein können. Es kommt zu Schwellungen und Rötungen. Haben sich die Erreger im Kehlkopf auf den Stimmbändern festgesetzt, schwellen diese ebenfalls an. Beim Sprechen, Singen und auch beim Flüstern werden die Stimmlippen eng aneinander geführt und bilden die sogenannte Stimmritze. Sind sie aber geschwollen und damit verformt, ist die Stimmbildung eingeschränkt. Die Stimme krächzt und kratzt und versagt manchmal sogar ganz. In einigen Fällen, besonders dann, wenn eine Erkältung über einen längeren Zeitraum hinweg nicht abheilt, kann es zu einer Sekundärinfektion mit Bakterien kommen, die eine ausgewachsene Kehlkopfentzündung (Laryngitis) verursachen kann. Neben Schwellungen und Rötungen kann es dabei zu Belagbildung, Verformung und Schleimhautveränderungen an den Stimmlippen kommen [1].

Personen, die in Sprechberufen arbeiten wie Lehrer, Schauspieler oder Sänger sind besonders häufig von Heiserkeit betroffen. Die Überlastung der Stimmbänder verursacht ähnliche Effekte wie eine Infektion mit Viren oder Bakterien und kann im schlimmsten Fall zur Knöchtenbildung führen. Entstehen Knötchen auf den Stimmbändern müssen diese ggf. operativ entfernt werden, da sie sich oftmals nicht von selbst zurückbilden. Manchmal ist das Wegbleiben der Stimme aber auch eine psychosomatische Reaktion auf eine besondere Stresssituation. Der Körper wandelt die seelische Belastung in ein organisches Symptom um [2]. Von einer Laryngitis gastrica dagegen spricht man, wenn die Heiser- bzw. Stimmlosigkeit durch einen Säurereflux aus dem Magen ausgelöst wird. Die Magensäure kann entzündungsähnliche Erscheinungen an den Stimmlippen verursachen [3].

Wann wird es ernst?

Ist die Heiserkeit Symptom einer Erkältung, sollten die Beschwerden innerhalb von 10 Tagen abgeklungen sein oder sich zumindest deutlich gebessert haben. Hält die kratzige Stimme allerdings für mehr als drei Wochen an, liegt wahrscheinlich eine Kehlkopfentzündung oder gar eine krankhafte Schleimhautveränderung vor. Eine chronische Laryngitis ist schwer zu behandeln. Gerade bei Personen, die in Sprechberufen arbeiten, kommt es immer wieder zu Rückfällen. Auch und gerade weil die Schleimhäute sich unter dem Einfluss des Entzündungsprozesses verändern, muss der Kehlkopf alle 3 Monate auf bösartige Wucherungen hin untersucht werden. Eine verschleppte Heiserkeit führt im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung [3][4].

Absolutes Räusperverbot

Gegen Erkältungen ist kein Kraut gewachsen. Allerdings können ein paar Maßnahmen ergriffen werden, um den Körper in seinem Genesungsprozess zu unterstützen. Auch wenn Heiserkeit häufig mit einem Räusperzwang einhergeht, gilt während die Beschwerden anhalten ein absolutes Räusperverbot. Auch Flüstern ist nicht erlaubt. Beides belastet die Stimmlippen und verstärkt die Entzündung. Auch wenn Lutschtabletten und das Gurgeln von Salbei- oder Kamillenextrakt allgemein als wirksame Hausmittel gegen eine kratzige Stimme gelten, helfen diese Maßnahmen nur beschränkt. Meist kommen lediglich Mundraum, Rachen und Speiseröhre mit den heilenden ätherischen Ölen in Kontakt. Und jedes Schlucken spült die Wirkstoffe in den Magen. Stattdessen sollte mit salzigen Lösungen inhaliert werden. Patienten mit chronischer Kehlkopfentzündung empfiehlt man sogar einen Kuraufenthalt in Meernähe, um die Symptome zu lindern. Bei besonders schleimigen Erkältungen können schleimlösende Mittel aus der Apotheke die Genesung unterstützen. Menschen in Sprechberufen sollten sich für ein bis zwei Wochen krankschreiben lassen und ihre überlastete Stimme schonen bzw. möglichst überhaupt nicht belasten. Und für jeden heiseren Patienten gilt: Finger weg von Zigaretten und Tabak [4][5]!

Quellenangaben:

[1] „Heiserkeit bei Erkältung“, https://www.erkaeltet.info/erkaeltung/symptome/heiserkeit/, 20.06.2016
[2] H.-U. Comberg, H.-D. Klimm (Hrsg.): Allgemeinmedizin. Thieme, 2004, S. 170.
[3] J. Wendler, W. Seidner, U. Eyesholdt (Hrsg.): Lehrbuch der Phoniatrie und Pädaudiologie. Thieme, 2005, S. 169.
[4] H.-P. Zenner (Hrsg.): Praktische Therapie von HNO-Krankheiten. Schattauer, 2008, S. 368.
[5] M. Melzer: „Das hilft gegen Heiserkeit“, http://www.apotheken-umschau.de/Erkaeltung/Das-hilft-gegen-Heiserkeit-147215.html, 20.06.2016