Erkältung In der Schwangerschaft: Risiken

Erkältung (Schwangerschaft) – schädlich für das Baby? Infos

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Viele Erkrankungen sind während der Schwangerschaft mit besonderen Risiken verbunden, welche sowohl die Mutter, als auch das Kind betreffen können. Bei einer Erkältung, ist beispielsweise bei der Mutter mit verstärkten Symptomen zu rechnen, sowie einem verlängerten (prolongierten) Krankheitsverlauf. Für das ungeborene Baby ist eine klassische Erkältung in der Regel nicht schädlich.

Medizinische Fakten

Prinzipiell ist bei jeder infektiös bedingten Erkrankung der Mutter besondere Vorsicht geboten. Eine frühzeitige Infektion innerhalb der ersten Schwangerschaftswochen kann mit schweren Entwicklungsstörungen des Kindes einhergehen. Bis zur vollendeten 8. Schwangerschaftswoche wird dabei von Reifungsstörungen des Embryos (Embryopathien) gesprochen, anschließend von Entwicklungsstörungen des Feten (Fetopathien). Embryopathien sind meist stärker ausgeprägte Fehlbildungen als Fetopathien. Grund hierfür ist, dass innerhalb der ersten 8 Schwangerschaftswochen alle Organe angelegt und entwickelt werden, so dass schädigende Einflüsse in diesem Zeitraum zu gravierenden Organfehlbildungen führen können. Nach vollendeter 8. Schwangerschaftswoche beginnt die Fetalperiode, in welcher die Organe dann ausreifen. Aus diesem Grund können sehr frühzeitige Infektionen mit sehr schwerwiegenden Fehlbildungen einhergehen, die zur Lebensunfähigkeit des Kindes führen können, was sich als Fruchttod (Abort) äußert. Hingegen kann eine Infektion in der Spätschwangerschaft auch ohne Komplikation für das Kind verlaufen, jedoch gegebenenfalls auch eine Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche (Frühgeburt) verursachen. [1]

Hierbei ist jedoch zu betonen, dass die Auswirkungen auf das Kind von dem Infektionserreger selbst stark abhängig ist. Dies bedeutet, dass beispielsweise eine Erkältung in der Schwangerschaft, meist verursacht durch Rhinoviren, nur äußert selten mit ernsten Komplikationen verbunden und daher selten gefährlich für das Baby ist. Neuste Studien berichten jedoch, dass ein wiederholtes Auftreten von Erkältungen während der Schwangerschaft möglicherweise das Risiko für eine spätere Entwicklung von Asthma beim Kind steigern könnte.[2] Der grippale Infekt ist hierbei an folgenden Symptomen bei der Mutter erkennbar:

  • Schnupfen
  • Husten
  • evt. leichtes Fieber
  • Abgeschlagenheit
  • Kopf-und Gliederschmerzen
  • Schluckbeschwerden mit Halsschmerzen

Die Ausprägung der Symptome ist typischerweise während der Schwangerschaft stärker, als es bei nicht Schwangeren üblich ist.
Anders als der grippale Infekt, verläuft die Grippe, verursacht durch eine Tröpfcheninfektion mit dem Influenza-Virus, mit ausgesprochen schwerer Symptomatik:

  • Fieber > 40°C
  • Starke Kopf- und Gliederschmerzen
  • Trockener Husten
  • Starkes Krankheitsgefühl

Aber auch hier ist eine Infektionsübertragung während der Schwangerschaft sehr unwahrscheinlich, so dass keine Gefahr für das ungeborene Kind besteht. Jedoch ist nach der Geburt (postnatal) mit einem hohen Infektionsrisiko zu rechnen. [3]

Einige Infektionskrankheiten ähneln dem symptomatischen Erscheinungsbild der Erkältung, weisen jedoch sehr viel schwerwiegendere Komplikationen für das Kind auf und müssen daher frühzeitig erkannt und therapiert werden.

Zu diesen zählt beispielsweise eine Infektion mit dem Parasiten Toxoplasma gondii, der die Toxoplasmose verursacht. Die Vermehrung des Parasiten geschieht im Hauptwirt, in diesem Fall der Katze, wobei die dabei entstehenden Eier (Oozyten) über den Katzenkot ausgeschieden werden und im Freien zu reifen beginnen. Eine Infektion erfolgt durch den Verzehr von nicht genügend erhitztem Fleisch oder durch Kontakt mit Gegenständen, sowie Lebensmitteln, die mit Katzenkot verunreinigt wurden.

Die Erkrankung der Mutter bei Erstinfektion (Primärinfektion) verläuft zu 90% asymptomatisch, kann aber auch zwei Wochen nach Infektion mit dem Erreger (Inkubationszeit) folgende Symptome verursachen:

  • Schmerzhafte Lymphknotenschwellung durch Entzündung (Lymphadenitis)
  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit

Eine Übertragung der Infektion auf das ungeborene Kind erfolgt über die Plazenta (diaplazentar). Hierbei ist zu beachten, dass die Übertragungswahrscheinlichkeit mit Ausreifung der Plazenta steigt, so dass eine Infektion des Kindes im 1. bis 3. Monat (1. Trimenon) zu 13%, im 4. bis 6. Monat (2.Trimenon) zu 24% und im 7. bis 9. Monat (3. Trimenon) zu 62% wahrscheinlich ist. Infiziert sich die Mutter in der letzten Schwangerschaftswoche, wird der Erreger sogar zu 90% auf das Kind übertragen. Wie aber bereits erwähnt, sind auch die Auswirkungen der Infektion abhängig vom Infektionszeitpunkt, wobei hier ein reziprokes Verhältnis zur Infektionswahrscheinlichkeit zu beobachten ist. Dies bedeutet, dass eine sehr frühe Infektion des Kindes weniger wahrscheinlich ist, jedoch bei Eintritt mit schweren Folgen einhergehen kann und andersherum eine späte Übertragung der Infektion von der Mutter auf das Kind zwar eher möglich ist, aber dann weniger schädlich für das Baby ist. Die klassische Trias der fetalen Fehlbildungen tritt nur in 1% der Fälle auf und ist gekennzeichnet durch:

  • Entzündung der Netzhaut (Chorioretinitis)
  • Erweiterung der im Gehirn befindlichen Flüssigkeitsräume (Hydrozephalus)
  • Kalkablagerungen im Gehirn (Intrazerebrale Verkalkung)

Eine weitere Infektionskrankheit, die symptomatisch einem grippalen Infekt ähnelt, ist die Lyme-Borreliose. Die durch den Zeckenbiss übertragenden Bakterien Borrelia burgdoferii verursachen eine in drei Krankheitsstadien verlaufende Infektionskrankheit, die im ersten Stadium klassischerweise wie folgt in Erscheinung tritt:

  • Evt. Kreisrunde sich ausbreitende Hautrötung (Erythema migrans) an der Bissstelle
  • Wandernde Gelenkschmerzen (Arthralgien) und Muskelschmerzen (Myalgien)
  • Fieber
  • Kopfschmerzen (Cephalgien)

Erst später treten zusätzlich Herzrhythmusstörungen (Arhythmien) und Hirnhautentzündungen (Meningitiden) mit Hirn-und Nervenschädigung auf. [4] Hierbei konnte in vergangenen Studien gezeigt werden, dass eine Übertragung der mütterlichen Infektion auf das Kind eher selten geschieht, wobei, anders als bei der Toxoplasmose, die Übertragungswahrscheinlichkeit zu Schwangerschaftsbeginn am höchsten ist. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass eine mütterliche Infektion meist nicht schädlich für das Baby ist. Ein gefährlicher Krankheitsverlauf bei der Mutter sollte trotz alledem durch eine gezielte und frühzeitige Antibiotika-Therapie verhindert werden.
Die häufigste, angeborene (kongenitale) Infektionskrankheit mit Folgeschäden bei Neugeborenen stellt die Zytomegalie-Infektion (CMV-Infektion) dar. Das Virus wird über Tröpfchen- und Schmierinfektion auf die Schwangere übertragen, beispielsweise durch ungeschützten Sexualverkehr. In 75% der Fälle verläuft die Infektion der Mutter anschließend asymptomatisch und nur selten manifestiert sich die Erkrankung bei Primärinfektion mit folgenden Symptomen:

  • Fieber
  • Kraftlosigkeit (Asthenie)
  • Muskelschmerzen (Myalgien)
  • Entzündung des Rachens (Pharyngitis)
  • Schnupfen (Rhinitis)[3]

Während der Schwangerschaft erfolgt dann eine diaplazentare Übertragung auf das Kind. Auch hier steigt, ähnlich wie bei Toxoplasmose, das Infektionsrisiko im Verlauf der Schwangerschaft, wohingegen die Schwere der Spätfolgen abnimmt. Zu den typischen kongenitalen Fehlbildungen und Komplikationen gehören:

  • Abort
  • Totgeburt
  • Hörverlust
  • Sprachstörung
  • Intelligenzminderung (mentale Retardierung) mit einem IQ<70
  • Entzündung der Netzhaut (Chorioretinitis)
  • Verzögertes Wachstum (Wachstumsretardierung)
  • Entwicklung eines zu kleinen Kopfes (Mikrozephalie)
  • Krampfanfälle (epileptische Anfälle)
  • Muskellähmungen (Paresen)

12-30% der infizierten Kinder versterben und bei 90% ist mit Spätfolgen, wie den oben genannten, zu rechnen. Auch während (perinatal) und nach der Geburt (postnatal) kann die CMV-Infektion gefährlich für das Baby sein. Beispielsweise erfolgt eine Übertragung des Erregers zu 35% über die Muttermilch beim Stillen des Säuglings.[1][3] Zu allerletzt soll noch die Infektion mit dem Parvovirus B19 beschrieben werden, welche zur Erkrankung der Ringelröteln führt. Die durch Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragene Infektionskrankheit tritt häufig im Kindesalter auf und manifestiert sich dabei mit einem stark juckendem, girlandenförmigen Hautausschlag (Erythema infectiosum) in Kombination mit grippeähnlicher Begleitsymptomatik. Im Erwachsenenalter verläuft die Erkrankung häufig asymptomatisch. Die Infektion mit dem Parvovirus B19 ist ausschließlich in der Schwangerschaft mit schwerwiegenden Folgen für das Kind verbunden. Die infizierten Schwangeren leiden hierbei an:

  • Symmetrisch verteilten Gelenkschmerzen (Arthritiden) der kleinen Gelenke
  • Fieber
  • Evt. Blutarmut (Anämie)
  • Evt. Girlandenförmiger Hautauschlag (Erythema infectiosum)3

30-50% der Schwangeren durchlaufen die Erkrankungen jedoch symptomlos. Die Infektionsübertragung auf das Kind erfolgt diaplanzentar und verursacht besonders in der Frühschwangerschaft, bis einschließlich 20. Schwangerschaftswoche, die typischen fetalen Komplikationen der Ringelrötelninfektion:

  • Abort
  • Totgeburt
  • Flüssigkeitsansammlung in den fetalen Körperhöhlen (Hydrops fetales)
  • Schwere Blutarmut (Anämie)

Zu beachten

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jede Erkrankung in der Schwangerschaft ernst genommen werden sollte. Auch wenn eine einfache Verkühlung sich mit den typischen Symptomen eines grippalen Infekts äußert, sollte zur Sicherheit ein Arzt aufgesucht werden. Nur so können andere Infektionskrankheiten mit ähnlicher Symptomatik rechtzeitig erkannt und therapiert werden.


Behandlungsmöglichkeiten bei einer Erkältung