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GrippeWeb © panthermedia.net / perig76

GrippeWeb ist ein öffentliches Internetportal des Robert Koch-Instituts. Seit März 2011 lädt es die deutsche Bevölkerung dazu ein, einen aktiven Beitrag zur medizinischen Wissenschaft zu leisten. Wie es funktioniert, wird hier in Kürze erklärt.

Was ist GrippeWeb?

Das Projekt GrippeWeb hat es sich zur Aufgabe gemacht die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen in Deutschland zu beobachten und tut dies mit aktiver Unterstützung aus der Bevölkerung. Ziel ist es, Informationen über das Auftreten von Erkältungs- und Grippesymptomen zu sammeln. Dies wird durch ein einfaches Internetportal ermöglicht: Jede/r Deutsche über 14 Jahre kann sich auf https://grippeweb.rki.de/Default.aspx anonym registrieren. Anschließend gibt jeder Teilnehmer wöchentlich an, ob bei ihm (oder einem Kind in der Familie) derzeitig Symptome einer Atemwegserkrankung wie z.B. Husten, Schnupfen oder Fieber vorliegen oder nicht. Das Ausfüllen des wöchentlichen Fragebogens dauert weniger als 1 Minute. Lediglich die Erstregistrierung nimmt etwas mehr Zeit in Anspruch, da hier Basisdaten, wie z.B. das Geburtsjahr, Geschlecht und Wohnort abgefragt werden. Diese Angaben sind wichtig, um statistisch beurteilen zu können, ob bestimmte Personengruppen oder Wohngebiete vermehrt von Atemwegsinfektionen betroffen sind als andere. Mit den gesammelten Daten kann so die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen beobachtet und statistisch ausgewertet werden.

Sinn und Zweck für Wissenschaft und Nutzer

Bricht eine Infektionskrankheit stark gehäuft an einem Ort zur selben Zeit auf spricht man von einer Epidemie. Unter den heute häufigen Infektionskrankheiten, steht vor allem die „echte Grippe“ (Influenza) im Interesse der Wissenschaft. Sie wird anders als andere Erkältungskrankheiten von einem ganz speziellen Virus, dem Grippe- oder Influenzavirus verursacht. Die „echten Grippe“ verläuft deutlich schwerer als eine herkömmliche Erkältung. Influenza-Epidemien zählen daher zu den größten Herausforderungen bei der Sicherstellung der Bevölkerungsgesundheit. Weltweit verursachen Influenza-Ausbrüche jährlich Millionen von Atemwegserkrankungen und bis zu einer halben Millionen Todesfälle [1]. Doch auch „nicht-Influenza-Infekte“ haben massive Auswirkungen auf die Bevölkerung. Zwar verlaufen sie meist harmlos, ihr häufiges Auftreten führt jedoch zu Arbeitsausfällen und Arztbesuchen und so zu hohen Kosten für die Gesellschaft [2]. Ein frühzeitiges Erkennen der Krankheitsaktivität in der Bevölkerung kann zu einer schnelleren Reaktion, und somit zu einer Reduktion der gesundheitlichen und finanziellen Auswirkungen für die Bevölkerung beitragen [1]. So können beispielsweise am Ort einer Influenza-Epidemie schneller und vermehrt Ressourcen, wie z.B. Impfstoffe, zur Verfügung gestellt werden [1]. Ebenso kann das Informieren der Bevölkerung in Zeiten hoher Infektionsraten ein besseres „Hygieneverhalten“, wie z.B. regelmäßiges Händewaschen, fördern. Um Aussagen über Krankheitsaktivitäten zu treffen, braucht es das Sammeln großer Mengen an Informationen. Bisher wurde dies vor allem über das Einholen von Daten aus Arztpraxen gewährleistet. Im Falle von Grippeerkrankungen wird diese Aufgabe von der deutschen „Arbeitsgemeinschaft Influenza“ übernommen. Somit wird bereits beobachtet, wie viele Personen auf Grund einer akuten Atemwegserkrankung einen Arzt aufsuchen. Unklar war jedoch, welcher Anteil der Gesamtbevölkerung tatsächlich erkrankte – denn nicht jeder geht bei Erkältungssymptomen zum Arzt. Mit GrippeWeb will man nun diese Informationslücke schließen. GrippeWeb und die Arbeitsgemeinschaft Influenza arbeiten daher eng zusammen. So kann nun in Echtzeit beobachtet werden, in welchem Maß die deutsche Bevölkerung Symptome von Atmewegsinfektionen aufweist, und welcher prozentuale Anteil davon zum Arzt geht.

Doch nicht nur Medizin und Wissenschaft ziehen Vorteile aus der Datenerhebung. Die wöchentlichen Berichte werden kumuliert auf der Webseite für jedermann veröffentlich. Hier wird leicht verständlich dargestellt, wie viele Atemwegserkrankungen in der letzten Woche neu auftraten und mit dem Auftreten in der Vorwoche verglichen. Es wird dabei erwähnt, ob diese Rate für die Jahreszeit „üblich“ oder „unüblich“ ist, und ob sie sich in einem niedrigen oder hohen Bereich befindet. Zusätzlich kann jeder Teilnehmer sein „privates Tagebuch“ einsehen, in dem die individuellen Ergebnisse zusammengestellt werden und gespeichert werden.

Vorhersagewert

Die dauerhafte Beobachtung von Krankheiten und deren Auftreten erlaubt einen „Trend“ der Krankheitsaktivität vorauszusagen. Wegen einer geringen Teilnehmerzahl in den ersten Wochen von GrippeWeb schwankten die wöchentlichen Raten von angegeben Atemwegserkrankungen zwar noch, mittlerweile stabilisieren sich diese jedoch und leisten einen wertvollen Beitrag zur wichtigen Datenerhebung [2]. So kann auf vorliegender Grafik beispielsweise gesehen werden, dass Atemwegserkrankungen (ARE) oder Grippeähnliche Erkrankungen (ILI) immer zur selben Jahreszeit gehäuft auftreten. Ärzte, Gesundheitssystem und Bevölkerung können sich dementsprechend vorbereiten. Und als zusätzliches Bonbon gibt es für jeden Teilnehmer die Chance auf einen Preisgewinn. Mitmachen lohnt sich also – in vielerlei Hinsicht!

Quellenangaben:

[1] J. Ginsberg et al.: „Detecting influenza epidemics using search engine query data.“, https://5harad.com/mse231/papers/ginsberg_et_al_flutrends.pdf, 14.08.2016
[2] „Bevölkerungsbasierte Erhebung der Häufigkeit von akuten Atemwegserkrankungen““, http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2011/Ausgaben/37_11.pdf?__blob=publicationFile, 15.08.2016