Husten Beim Kleinkind: Krankheitstypen

Dauerhusten bei Kleinkind

© PantherMedia / Richard Semik

Husten zählt zu den häufigsten Ursachen für die Vorstellung von Kindern beim Kinderarzt. In der Regel wird Husten bei Kindern durch einen einfachen Infekt – meist durch Viren – ausgelöst, der normalerweise keiner näheren Diagnostik oder Therapie bedarf [1].

Die natürliche Funktion von Husten besteht in der Reinigung der Atemwege. Bei Reizung der Schleimhäute, beispielsweise durch Staub oder Schleim, kann durch den starken Luftstrom, der beim Husten erzeugt wird, dieser störende Fremdkörper nach außen transportiert werden [2].

Dauert der Husten bei kleinen Kindern länger als 8 Wochen an, wird von einem chronisch persistierenden Husten gesprochen [3]. Anhaltender Husten kann für die betroffenen Kinder sehr belastend sein. Nicht selten rauben die Beschwerden sowohl dem Kind als auch den Eltern nachts den Schlaf, sodass alle Beteiligten schnell an ihre Grenzen stoßen.

Ziel dieses Artikels ist es, einen Überblick über die häufigsten Ursachen, die möglichen Therapien und die Warnsignale des Dauerhustens bei Kleinkindern zu verschaffen.

Ursachen von chronischem Husten bei Kleinkindern

Folgen beim Kind mehrere virale oder bakterielle Infekte direkt aufeinander, kann ein begleitender Husten mehrere Wochen andauern, wobei meist kurze symptomfreie Phasen dazwischenliegen. Die Unterscheidung von einem wirklich durchgehenden chronischen Husten, der eine weitere ärztliche Untersuchung notwendig macht, ist jedoch häufig sehr schwierig [4].

Chronischer Husten beim Kind ist immer als Alarmsignal zu werten und bedarf unbedingt einer näheren Abklärung, wobei in Abhängigkeit vom Alter des Kindes verschiedene differenzialdiagnostische Überlegungen anzustellen sind [4].

Die chronische Entzündung der Bronchien (chronische Bronchitis) gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Im Mittelpunkt der Beschwerden steht ein andauernder Husten mit verstärkter Schleimproduktion und dem Auswurf von Sekreten (produktiver Husten). Insbesondere Kinder, die einer Passivrauchexposition durch rauchende Eltern und andere Angehörige ausgesetzt sind, haben ein deutlich erhöhtes Risiko zur Entwicklung einer chronischen Bronchitis [5]. So konnte nachgewiesen werden, dass die Auftretenswahrscheinlichkeit von chronischem Husten bei Schulkindern um bis zu 50% steigt, wenn beide Elternteile Raucher sind [4].

Ein chronischer Husten kann bei Kleinkindern auch durch dassinubronchiale Syndrom, auch Postnasal-drip-Syndrom genannt, ausgelöst werden. Bei diesem Krankheitsbild führt eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung (chronische Sinusitis) sekundär zur Infektion von Lungenanteilen. Durch den Abfluss von infektiösen Sekreten aus den Nasennebenhöhlen an der Rachenhinterwand entlang zum Kehlkopf gelangt dieses in die unteren Atemwege und verursacht dort eine infektiöse Bronchitis (sog. Postnasal drip) [6]. Die Folge ist eine chronische Entzündung der Bronchien (chronische Bronchitis) mit länger andauerndem Husten.

Bei Kleinkindern mit Dauerhusten muss auch immer daran gedacht werden, dass ein Fremdkörper, z. B. ein Spielzeugteil, eingeatmet wurde. Dies wird als Fremdkörperaspiration bezeichnet. Durch bestimmte anatomische Gegebenheiten ist die rechte Lunge dabei häufiger betroffen als die linke.

Typischerweise kommt es bei Verschlucken eines Fremdkörpers zu einem akuten Hustenanfall, durch den der störende Gegenstand meistens wieder spontan ausgehustet werden kann. Sitzt der Fremdkörper aber zu tief oder zu fest, dann verbleibt er in den Atemwegen. Der anfänglich starke Hustenreiz verschwindet dann innerhalb von einer Stunde. Nach einem symptomfreien Intervall von einigen Tagen oder Wochen treten dann aber erneut Beschwerden in Form eines andauernden Hustens auf. Verursacht wird dieser Dauerhusten durch eine Lungenentzündung (Pneumonie), chronische Bronchitis oder dem Kollabieren von Lungenanteilen (Atelektase), als direkte Folge des Verschlusses der Atemwege durch den Fremdkörper [4][7].

Pseudokrupp ist eine durch Viren (u. a. Parainfluenza-Virus Typ 1) hervorgerufene Schleimhautentzündung tiefer gelegener Atemwegsbereiche und des Kehlkopfes. Das Krankheitsbild tritt insbesondere bei Kleinkindern zwischen 6 Monaten und 3 Jahren auf und wird von einem typischem Husten charakterisiert, der dem Bellen eines Hundes stark ähnelt [8][9]. Da Pseudokrupp aber einen akuten Husten und in der Regel keinen chronischen Husten verursacht, soll diese Krankheit hier nur am Rande erwähnt sein.

Auch ein gastroösophagealer Reflux, also das Zurücklaufen von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre, kann bei Kleinkindern einen anhaltenden Dauerhusten verursachen. Gelangt die Magensäure in die Luftröhre, können durch Reizung der dort befindlichen Schleimhäute röchelnde Geräusche und Husten die direkte Folge sein [10]. Die Diagnose eines Refluxes bei Kleinkindern und Säuglingen ist aber nicht immer als ernst anzusehen. Häufig verschwindet der Reflux von alleine innerhalb einiger Jahre [4]. Bei rezidivierenden (wiederkehrenden) Lungeninfektionen, ständigem Erbrechen und chronischem Husten leiden die betroffenen Kinder aber häufig unter Schlafstörungen und Schmerzen. In diesen Fällen sollte vom Kinderarzt eine nähere Abklärung erfolgen.

Während Asthma bronchiale bei Erwachsenen und älteren Kindern einer der Hauptverursacher für einen chronischen Husten ist, tritt dieses Krankheitsbild bei Säuglingen und Kleinkindern eher selten aus [11].

Behandlung von chronischen Husten bei Kleinkindern

Therapie der chronischen Bronchitis

Die Behandlung der chronischen Bronchitis bei kleinen Kindern ist abhängig von der Grunderkrankung, bzw. dem Auslöser. Bei Passivrauchexposition ist die Verhinderung jeglicher weiterer Belastung des Kindes durch Zigarettenrauch von entscheidender Bedeutung [12]. Eltern sollten entweder vollständig aufhören zu rauchen oder nur auf dem Balkon oder im Freien rauchen. Aber auch dann gilt, nicht in der Nähe des Kindes die Zigarette oder Zigarre anzuzünden.

Um die Beschwerden des Kindes zu lindern, sollte ausreichend Flüssigkeitgetrunken werden. Zudem sollte trockene Luft (z. B. Heizungsluft) vermieden werden [13]. Beispielweise kann die Luftfeuchtigkeit angehoben werden, indem feuchte Geschirrtücher über die warme Heizung oder einen Kochtopf mit heißem Wasser gespannt werden.

Eine Antibiotikatherapie hilft in der Regel nur bei bakteriellen Infekten. Antibiotika sollten deshalb nur dann gegeben werden, wenn Hinweise auf eine bakterielle Ursache der Erkrankung vorliegen [13].

Mithilfe einer Inhalationstherapie von bronchusweitenden Medikamenten (Ipratropiumbromid) kann eine Linderung der Beschwerden erzielt werden [14]. Ipratropiumbromid ist z. B. in folgenden Präparaten enthalten: Atrovent® LS, Ipratropium Teva® oder Berodual®LS. Da bei Kleinkindern aber Vorsicht bei der Verwendung von Ipratropiumbromid geboten ist, sollte die Einnahme nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen [15]. Genauere Dosierungs- und Warnhinweise bei Kleinkindern sind der Packungsbeilage der entsprechenden Präparate zu entnehmen.

Therapie des sinubronchialen Syndroms

Wird das sinubronchiale Syndrom durch eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) verursacht, so steht die Therapie dieser Grunderkrankung im Mittelpunkt.

Durch Wärmeanwendung mit Rotlicht oder warmen Inhalationslösungenkann die Entzündung in den betroffenen Nebenhöhlen verringert werden. Mithilfe von Nasensprays, die ein Abschwellen der Schleimhaut bewirken, kann der Abfluss von festsitzendem Sekret gefördert werden. Hier ist aber unbedingt auf die altersentsprechende Dosierung zu achten, da bei zu hoher Dosis ernsthafte Nebenwirkungen auftreten können [16]. Bestehen zum Beispiel Störungen der Nasennebenhöhlenschleimhaut oder Engstellen in den Abflusswegen der Nasennebenhöhlen, kann nach ausgiebiger ärztlicher Untersuchung eine Nasennebenhöhlenspülung oder in einzelnen Fällen auch eine operative Therapie in Erwägung gezogen werden [16].

Therapie der Fremdkörperaspiration

Ergeben sich Hinweise darauf, dass ein Kind einen Fremdkörper verschluckt hat, sind Röntgenbilder von Hals und Brustkorb anzufertigen [17]. Hat sich durch einen chronischen Fremdkörper eine Lungenentzündung entwickelt, ist gegebenenfalls eine antibiotische Therapie vonnöten. Mithilfe einer Lungenspiegelung mit einem starren Rohr (starre Bronchoskopie) wird der Fremdkörper unter Narkose aus dem Lungenabschnitt entfernt [18].

Zu beachten

Es gibt einige wichtige Warnsignale bei chronischem Husten, die Hinweise auf eine ernstere zugrunde liegende Erkrankung geben:

  • Husten seit der Geburt: In diesem Fall sollte ein sog. Schweißtestdurchgeführt werden, um das schwere Krankheitsbild derMukoviszidose/zystischen Fibrose auszuschließen [4].
  • Chronischer Husten begleitet von einer Gedeihstörung: Auch hier ist eine weitere Abklärung auf eine schwere Erkrankung notwendig [4].
  • Plötzlicher Beginn des Hustens: Dies kann u. a. Hinweis auf eine Fremdkörperaspiration sein [4].
  • Chronischer Husten bei Nahrungsaufnahme: Husten bei Nahrungsaufnahme kann durch einen gastroösophagealen Reflux oder durch einen gestörten Schluckmechanismus (Aspiration) verursacht werden und bedarf einer näheren Untersuchung [4].

Neben den genannten Punkten sollte jede Art von chronischem Husten, der sich verschlimmert und mit zunehmenden Beschwerdeneinhergeht, als Warnsignal gewertet werden [4]. Das betroffene Kind sollte unbedingt von einem Kinderarzt untersucht werden.