Husten Beim Kleinkind: Krankheitstypen

Starker Husten bei Kleinkind (nachts)

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Nächtlicher Husten (Tussis) beim Kleinkind kann für Eltern eine beunruhigende Situation darstellen. Er kann unterschiedliche Ursachen haben, weshalb genau auf die Symptome geachtet werden und diese dann mit einem Arzt besprochen werden sollten. Im Allgemeinen gilt nächtlicher Husten als auffällig und sollte dieser über einen längeren Zeitrum bestehen, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Die relevantesten Ursachen für nächtliche Hustenanfälle bei Kleinkindern sollen im Folgenden besprochen werden.

Ursachen für nächtlichen Husten beim Kleinkind

Wenn der Husten bellend klingt und mit Geräuschen während des Einatmens (inspiratorischer Stridor) verbunden ist, kann an einen Pseudokrupp bzw. ein Kruppsyndrom (akute Kehlkopfentzündung) gedacht werden. Hierbei kommt es durch eine entzündliche Reaktion zu Verengungen in den Luftwegen und dadurch zu Husten und Atemnot (Dyspnoe). Man unterscheidet verschiedene Formen, die unterschiedliche Ursachen haben. Die virale Form tritt vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern bis 3 Jahre auf, Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.  Selten wird die Erkrankung durch Bakterien ausgelöst. Die Erkrankung kann sich verschlimmern und in seltenen Fällen sogar eine Intubation und Beatmung des Kindes notwendig machen. Zumeist weniger schwerwiegend ist der sogenannte Spasmodische Krupp, der durch Allergien ausgelöst wird. Hierbei bessern sich die Symptome schon nach einigen Stunden, jedoch kommt es immer wieder zu Anfällen. Bei allen Formen des Kruppsyndroms können bellender Husten, Schluckbeschwerden, Atemnot und Blässe auftreten.[1]

Durch rezidivierende, also wiederholt auftretende Infekte, kann eine adenoide Hyperplasie ausgelöst werden. Dabei vermehren sich die Zellen der sogenannten Rachenmandel, wodurch diese größer wird und die Atemwege einengen kann ( sogenannte „Polypen“). Es kommt zu nächtlichem Husten und vermehrtem Schnarchen. Flüssigkeit kann sich im Gehörgang sammeln und wiederholte Mittelohrentzündungen (Otitis media) begünstigen, welche langfristig sogar zu einer Schwerhörigkeit führen können.[2]

Nächtlicher Husten beim Kleinkind kann außerdem durch einechronische Sinusitis ausgelöst werden. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Nasennebenhöhlen, die sich häufig durch Stirnkopfschmerz, eine „laufenden Nase“, nasale Sprache und nächtliches und morgendliches Husten auszeichnet.[3]

Ein gastroösophagealer Reflux kann in jedem Alter auftreten. Dabei liegt eine Funktionsstörung des unteren Teils der Speiseröhre (sog. unterer Ösophagussphinkter) vor, wodurch Mageninhalt zurück in die Speiseröhre fließt. Beschwerden treten auf, wenn der saure Mageninhalt im oberen Teil der Speiseröhre ankommt. Es kann zu Sodbrennen, Erbrechen und Magenschmerzen kommen. Wenn der Mageninhalt über die Speiseröhre in die Luftröhre gelangt, kann es zu schweren Hustenanfällen – auch nachts – und sogar zur Lungenentzündung (Pneumonie) kommen. Bei betroffenen Kindern sollte eine Abklärung durch einen Arzt erfolgen, um Komplikationen wie Lungenentzündungen, chronische Blutungen und Vernarbung des betroffenen Gewebes zu vermeiden.[4]

Auch beim Asthma bronchiale kann es zu schwerem nächtlichen Husten kommen. Beim Asthma besteht eine chronische Entzündung der kleinen Atemwege (Bronchiolen), welche zu einer meist anfallsweise auftretenden Verengung der Luftwege führt. Es ist eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter und beruht meist auf einer Allergie, kann jedoch auch durch virale oder bakterielle Atemwegsinfektionen ausgelöst werden. Ein Asthmaanfall macht sich zunächst durch Husten und eine erhöhte Atemfrequenz bemerkbar, bald darauf kommt es zu Atemnot. Es können Einziehungen am Brustkorb, ein ängstlicher Gesichtsausdruck sowie gegebenenfalls eine Blaufärbung der Wangen und Lippen beobachtet werden, außerdem werden häufig die Atemhilfsmuskeln benutzt, um die Atmung zu erleichtern. Zu Asthmaanfällen kann es sowohl nachts als auch tagsüber kommen.[5]

Eine weitere Ursache für schweren nächtlichen Husten beim Kleinkind kann die allergische Alveolitis sein. Hierbei sind das Lungengewebe und die Bronchien entzündet, was auf einer allergischen Reaktion beruht. Allergien werden von meist ungefährlichen, körperfremden Stoffen hervorgerufen und stellen eine übersteigerte Reaktion des Immunsystems dar. Voraussetzung für das Auftreten einer allergischen Reaktion ist ein vorheriger Kontakt zum Allergen, also zu der die Allergie auslösenden Substanz.[6] Bei schwerem, nächtlichen Husten kann eine Typ-III-Allergie bestehen, bei der 8 bis 12 Stunden nach dem Kontakt mit dem Allergen Husten, Fieber und Atemnot auftreten. Oft wird dieser Allergietyp durch Vogelfedern, Schimmelpilze oder feuchtes Mauerwerk ausgelöst. Es kann zu Husten, Müdigkeit, Gewichtsabnahme, Luftnot bei körperlicher Anstrengung oder auch Fieber kommen. Im schlimmsten Fall kann eine Lungenfibrose entstehen, weshalb die Diagnose so früh wie möglich gestellt werden sollte.[7] Die Lungenfibrose ist ein Umbau des Lungengewebes, wobei das Bindegewebe zunimmt und die funktionellen Anteile der Lunge zerstört werden. Dadurch kommt es zu Husten, starker Atemnot und erhöhter Anfälligkeit für Infekte und andere Lungenerkrankungen.[8]

Behandlung von nächtlichem Husten beim Kleinkind

Bei Verdacht auf ein Kruppsyndrom sollte schnellstmöglich eine Klinik aufgesucht werden. Frische, kalte Luft kann sehr hilfreich sein, jedoch sollte bei einem ersten Anfall zur Vermeidung und Kontrolle von schweren Komplikationen eine stationäre Aufnahme erfolgen. Das Kind sollte beruhigt werden, gegebenenfalls wird dies durch Medikamente (z.B. Diazepam, Chloralhydrat, Promethazin) unterstützt. Außerdem können sogenannte Glucocorticoide (Prednison, Prednisolon) für eine Abschwellung sorgen. Es sollte für ausreichend Flüssigkeitszufuhr gesorgt werden und immer die Bereitschaft zur manuellen Beatmung bestehen.[9]

Bei der adenoiden Hyperplasie kann eine Adenotomie – eine operative Entfernung der Rachenmandel [10]- indiziert sein.

Wird eine chronische Sinusitis von einem Arzt diagnostiziert, kann sie mit Inhalationen (z.B. mit Kochsalz oder Kamille) und Nasenspülungen sowie medikamentös (z.B. Otriven Sinu-Spray, Rhinomer Plus Nasenspray, Olynth Nasentropfen) behandelt werden. Wichtig sind vor allem körperliche Schonung, eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme und Wärme (z.B. Bestrahlung mit Rotlicht). Auch Leinsamen-Kompressen, die Wärme spenden und direkt auf die betroffenen Nasennebenhöhlen gelegt werden, sind ein beliebtes Hausmittel.[11] Im Extremfall kann eine Operation erforderlich sein.[12]

Der gastroösophageale Reflux (GÖR) kann durch unterschiedliche Maßnahmen verbessert werden. Eine halbsitzende Lagerung im Bett kann Linderung verschaffen und sollte in jedem Fall ausprobiert werden. Es können unterschiedliche Medikamente verabreicht werden, um die Magenentleerung zu beschleunigen (z.B. Erythromycin, Clarithromycin, Roxithromycin) oder den Säuregehalt des Magens zu verringern (z.B. Omeprazol, Ranitidin, Cimetidin). Wenn konservative Therapiemethoden nicht ausreichen, kann eine Operation indiziert sein.[13]

Das Asthma bronchiale kann im Allgemeinen durch Vermeidung von auslösenden Faktoren (z.B. Haustiere, Rauchen der Eltern) und sogenannte Asthmatiker-Schulungen, bei denen die Kinder lernen, ihr Spray richtig anzuwenden und bestimmte Entspannungstechniken zu benutzen, um im akuten Anfall nicht in Panik zu verfallen, behandelt werden. Medikamentös können für den Bedarfsfall Asthmasprays verschrieben werden, deren Wirkstoffe (z.B. Salbutamol, Salmeterol, Formoterol) das Zusammenziehen der Bronchialmuskulatur sowie die Freisetzung von Entzündungsmediatoren verhindern. Bei der Asthmatherapie wird eine Stufentherapie verwendet, bei der je nach Schweregrad unterschiedliche Medikamente in verschiedenen Dosierungen gegeben werden. Die jeweilige Medikamenteneinstellung sollte immer durch einen Arzt vorgenommen werden.[14]

Die allergische Alveolitis sollte unbedingt erkannt werden, damit der Kontakt zum auslösenden Allergen vermieden werden kann. Dies stellt die wichtigste Therapiemethode dar. Beim akuten Hustenanfall kann außerdem Prednison gegeben werden[15], ein sogenanntes Glucocorticoid, das antientzündlich und antiallergisch wirkt.[16] Dies sollte allerdings von einem Arzt verschrieben und nur nach Anleitung auf der Packungsbeilage gegeben werden.

Zu beachten

Jeder Husten, der länger als 6 Wochen andauert oder durch Atemnot (Dyspnoe) oder Fieber (Pyrexie) auffällt, sollte ärztlich abgeklärt werden.[17]