Husten In der Schwangerschaft: Krankheitstypen

Reizhusten in der Schwangerschaft

Husten (Tussis) bezeichnet das willkürliche oder durch einen bestimmten Reiz (Staub, Rauch oder Schleim) ausgelöste explosionsartige Ausstoßen der eingeatmeten Luft. Husten tritt meistens als Symptom (Zeichen einer Erkrankung) auf, z. B. im Rahmen von Erkältungskrankheiten oder Asthma bronchiale. An sich hat Husten nicht zwingend einen Krankheitswert; er gehört vielmehr zum normalen (physiologischen) Reinigungsprozess der Atemwege. Je nachdem ob der Husten eher einen trockenen Charakter hat oder mit Auswurf (z. B. Schleim) verbunden ist, wird von Reizhusten oder produktivem Husten gesprochen.[1]

In der Schwangerschaft kommt es zu zahlreichen Veränderungen im Körper der Frau. Durch die wachsende Gebärmutter (Uterus) kann das Zwerchfell, der größte Atemmuskel des Menschen, hochgedrückt werden, was zu einem mechanischen Atemhindernis führen kann. Zusammen mit einer veränderten Immunabwehr kann dies innerhalb der Schwangerschaft zu einer erhöhten Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen führen. Weiterhin können chronische Erkrankungen der Atemwege verschlimmert werden.[2]

Nachfolgend werden die häufigsten Ursachen für Reizhusten, sowohl akuter als auch chronischer Natur, erläutert. Anschließend folgen Tipps zur Behandlung von Reizhusten.

Ursachen von Reizhusten in der Schwangerschaft

Am wichtigsten bei der Diagnose und Therapieplanung des Reizhustens in der Schwangerschaft ist die ganzheitliche Beobachtung und Untersuchung der Schwangeren. Da Husten nur in seltensten Fällen als eigenständige Erkrankung auftritt, können zusätzliche Symptome wie Auswurf, verstopfte Nase oder Anfälle von Luftnot wertvolle Informationen über die Ursache des Reizhustens liefern.

Am häufigsten tritt Reizhusten in der Schwangerschaft im Rahmen einer Erkältungskrankheit, z. B. dem Schnupfen, auf. Dabei kommt es zur Infektion der Nasenschleimhäute mit verschiedenen Viren, v. a. Rhinoviren, von denen über 100 Unterarten unterschieden werden. Bakterien spielen bei der Entstehung von Erkältungskrankheiten nur eine untergeordnete Rolle; daher hilft eine Behandlung mit Antibiotika nicht. Die Ansteckung mit den Viren erfolgt über die Luft (als Tröpfcheninfektion) oder durch Kontakt mit Sekret (als Schmierinfektion). Da die Immunabwehr in der Schwangerschaft verändert wird und dadurch schwächer auf eindringende Erreger reagieren kann, erkranken Frauen in der Schwangerschaft häufiger. Typischerweise ist der Husten in der ersten Phase der Erkältung trocken und quälend (sog. Reizhusten), im späteren Stadium der Erkrankung husten die Erkrankten klaren bis gelblich-grünen Schleim ab.[5]

Asthma bronchiale ist während der Schwangerschaft die häufigste Ursache für eine obstruktive Lungenerkrankung.[4] Die Atemwege (Bronchien), die für ihre normale Funktion mittels Muskelfasern in der Wand und dem daraufliegenden Schleimteppich ihre Öffnungsfläche vergrößern und verkleinern können, sind verengt und durch den Schleim teilweise verlegt. Die Erkrankten leiden unter anfallsartiger Atemnot (Dyspnoe), oftmals begleitet von einem Atemgeräusch, das besonders bei der Ausatmung zu hören ist (sog. Stridor; Pfeifen) und chronischem Reizhusten, verstärkt abends oder nachts.[3] Diese Anfälle können durch virale Infekte, Allergien oder auch durch Belastung ausgelöst werden. Die erhöhte Infektanfälligkeit innerhalb der Schwangerschaft kann ein gehäuftes Auftreten von Asthmaanfällen hervorrufen.[2] Die Auswirkungen der Schwangerschaft auf das Asthma bronchiale werden unterschiedlich beschrieben. Die Hälfte der Frauen verspürt keine Beeinflussung, 30% berichten über einen positiven Einfluss, es kommt also zu einem verminderten Auftreten der Asthmaanfälle, während nur 20% über eine Verschlechterung der Symptomatik klagen.[7]

Fehlen zusätzliche Symptome wie Luftnot, Schnupfen oder verstopfter Nase, so können auch weitere Ursachen des Reizhustens in Betracht gezogen werden. Sodbrennen im Rahmen einer Refluxerkrankung stellt eine häufige Ursache des Reizhustens dar. Dabei läuft der saure Mageninhalt in die Speiseröhre zurück und verursacht ein Brennen hinter dem Brustbein (Sternum). Erklärt wird der Zusammenhang mit der unbeabsichtigten Aspiration von kleinen Mengen Magensäure.[8] In der Schwangerschaft ist Sodbrennen ein häufiges Symptom. Aufgrund des veränderten Hormonhaushaltes (v. a. Progesteron) verliert die Muskulatur des Verdauungstraktes an Spannung und der ansonsten dichte Verschluss in Richtung Speiseröhre wird durchlässig.[9]

Behandlung von Reizhusten in der Schwangerschaft

Erkältungskrankheiten können bei Schwangeren, genauso wie bei Nichtschwangeren, zunächst gut mit Hausmitteln und allgemeinen Maßnahmen therapiert werden. Dazu gehören körperliche Schonung, die ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit und eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit. Beim Schlafen kann darauf geachtet werden, den Kopf mittels eines Kissens leicht erhöht zu lagern; dies erleichtert den Abfluss des Sekrets.

Die meisten Hausmittel sind in der Schwangerschaft gut anwendbar; allerdings sollte ihr Einsatz bei Unsicherheit mit einem Frauenarzt abgesprochen werden. So haben sich Inhalationen mit Kamillentee oder getrockneten Kamillenblüten als hilfreich erwiesen. Das Sekret wird durch die Dämpfe verflüssigt und die Schleimhäute der Atemwege befeuchtet, wodurch der Reizhusten verringert wird. Kamille oder Kamillenblüten wirken zudem antibakteriell und entzündungshemmend.[12] Getrocknete Kamillenblüten werden dabei in einem großen Topf oder in einer Schüssel mit heißem Wasser übergossen. Dann wird ein Handtuch über den Kopf gelegt und durch ruhige Ein- und Ausamtung etwa 10 bis 20 Minuten der aufsteigende Dampf inhaliert.[11]

Die Anwendung von ätherischen Ölen sollte nur bei genauer Kenntnis der Zusammensetzung erfolgen; bestimmte Inhaltsstoffe, z. B. Ingwer, können das Auftreten von Wehen fördern.

Auch Erkältungsbäder können bei einer Temperatur von 37–38 °C (nicht wärmer) und guter Kreislaufsituation bei Reizhusten in der Schwangerschaft helfen.[5]

Bei besonders quälenden Verläufen, mit starkem Reizhusten in der Nacht, kann der Einsatz von Nasensprays oder Hustenmitteln erwogen werden. Nasensprays, die ihre abschwellende Wirkung über eine Bindung an Rezeptoren innerhalb der Schleimhaut (sog. Alpha-Rezeptoren) erzielen (z. B. Xylometazolin), sollten in der Schwangerschaft nicht verwendet werden. Eine direkte Schädigung des Kindes konnte in Studien zwar nicht beobachtet werden, jedoch kann bei häufigem Gebrauch eine Verengung der Gefäße in der Gebärmutter und somit eine Unterversorgung des Kindes auftreten.[6] Als Alternative stehen Nasensprays oder Nasenduschen mit Salzwasser oder Dexpanthenol (wirkt  enzündungshemmend und fördert die Wundheilung) zur Verfügung. Sie erzielen ähnliche hilfreiche Effekte, ohne einen Einfluss auf die Gefäße zu haben.[5]

Medikamente, die den Hustenreiz unterdrücken, sollten nur in Ausnahmefällen, z. B. bei besonders starken Episoden von Reizhusten verordnet und eingenommen werden. Gerade im Rahmen von Erkältungskrankheiten spielt Husten im Reinigungsprozess der Atemwege durch den Abtransport von Sekret eine wichtige Rolle.

Das Asthma bronchiale als chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege besteht oftmals schon vor der Schwangerschaft. Etwa 5% der Erwachsenen und 10% der Kinder leiden unter Asthma bronchiale. DieTherapie des Asthma bronchiale erfolgt mittels Medikamenten. Eine kausale, also die Ursache beseitigende, Therapie ist nur in seltenen Fällen möglich. So treten einige Asthmaformen als Reaktion auf Allergene (Fremdstoffe, die eine Überreaktion des Immunsystems in Form einer Allergie provozieren) oder Schmerzmittel (z.B. Acetylsalicylsäure oder Diclofenac) verstärkt auf. Anfälle können durch Meiden dieser Stoffe verhindert werden. Eine Medikation sollte, unter Absprache mit einem Facharzt, auch in der Schwangerschaft fortgeführt werden, um Anfälle und somit Reizhusten zu vermeiden. Bei guter Einstellung des Asthma bronchiale sind keine nachteiligen Beeinflussungen auf die Schwangerschaft zu erwarten.[3]

Bei Sodbrennen helfen ebenfalls zunächst Allgemeinmaßnahmen. So sollten die Mahlzeiten eher klein gehalten, dafür häufiger und auf den Tag verteilt werden. Zwei Stunden vor dem Schlafen sollte auf das Essen verzichtet werden. Speisen, die eine vermehrte Magensäureproduktion bewirken, wie Kaffee, kohlensäurehaltige Getränke, Tomaten oder Knoblauch, sollten sparsam verwendet werden.[8] Das Hochlagern des Kopfes verhindert das Zurücklaufen des flüssigen Mageninhaltes. Bei schweren Verläufen können Medikamente gegen die Säureproduktion (sog. Antazida) verabreicht werden; allerdings sollte deren Einnahme immer mit einem Arzt abgesprochen werden.[7]

Zu beachten

Obwohl Reizhusten in der Schwangerschaft ein quälendes und in Kombination mit anderen Krankheitszeichen beunruhigendes Symptom darstellen kann, sind die häufigsten Ursachen doch gut und ohne den Einsatz von Medikamenten zu behandeln. Um trotzdem einen eventuellen Einsatz einer medikamentösen Therapie abschätzen und planen zu können, ist die Beobachtung der verschiedenen Symptome, z. B. die Dauer und der Zeitpunkt des Reizhustens, von großer Bedeutung.

Im Rahmen eines viralen Infektes, der häufigsten Ursache für Reizhusten in der Schwangerschaft, kann es noch drei bis vier Wochen nach Ausheilung des Infektes zum Auftreten von Reizhusten kommen. Die für den Hustenreiz verantwortlichen Rezeptoren in den Atemwegen werden durch den Infekt vorübergehend empfindlicher.[10] Von einem chronischen Husten wird dagegen erst gesprochen, wenn der Reizhusten über einen Zeitraum von acht Wochen anhält und auch durch therapeutische Maßnahmen keine Besserung auftritt. In diesen Fällen sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden, um die Ursache des Reizhustens zu finden.[1] Weitere Symptome, die eine sofortige ärztliche Betreuung benötigen, wären Phasen von plötzlicher starker Luftnot oder das Abhusten von blutigem Sekret.