Husten: Klassische Arzneimittel

Antibiotika gegen Husten (Erkältung)

© PantherMedia / Arne Trautmann

Husten zählt zu den typischen Begleiterscheinungen einer gewöhnlichen Erkältung bzw. eines grippalen Infekts. In beiden Fällen wird das Symptom durch Viren verursacht, was bedeutet, dass es binnen weniger Tage von selbst verschwindet und nicht ursächlich behandelt werden kann. Die Gabe von Antibiotika würde hier keine Vorteile bieten, weil diese Medikamentengruppe lediglich bakterielle Infektionen bekämpfen kann. Im Folgenden wird daher zum einen die Wirkungsweise von Antibiotika erklärt. Zum anderen wird aufgezeigt, durch welche Merkmale sich ein viraler von einem bakteriellen Husten unterscheidet.

Medizinische Fakten

Der biologische Zweck des Hustens besteht in der Gewährleistung der Selbstreinigung der Atemwege. Durch den kräftigen Atemstoß sollen Fremdkörper, aber auch Flüssigkeiten oder Schleim aus dem Körper befördert werden. Würden beispielsweise Nahrungsreste in die Lunge gelangen (Aspiration), könnte dies zu einer schweren Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) führen. Nicht ohne Grund zählt Husten ebenso wie beispielsweise Blinzeln und Niesen zu den Schutzreflexen des Körpers, der durch die Reizung spezieller Hustenrezeptoren ausgelöst wird. Diese befinden sich nicht nur in den Atemwegen, sondern auch in der Speiseröhre sowie im Mittelohr [1]. Über zuführende (afferente) Nerven werden Reize wie Dehnung, mechanische Berührung oder der saure pH-Wert von Magensäure an das Hustenzentrum im Gehirn weitergeleitet. Von dort veranlassen abführende (efferente) Nerven die Atemhilfsmuskulatur zwischen den Rippen dazu, sich stoßweise kräftig zusammenzuziehen (kontrahieren) [2].

Biologischer Zusammenhang

Im Falle einer viralen Infektion werden die Schleimhäute der Atemwege direkt von den Erregern befallen, was zu einer lokalen Entzündung führt. Die Flimmerhärchen des Atemtraktes, die normalerweise die Funktion der Selbstreinigung übernehmen, sind unter diesen Umständen dazu nicht mehr in der Lage. Der überschüssige Schleim wird folglich mitsamt den abgestorbenen Zellen und Krankheitserregern aus dem Körper befördert; es wird Sekret abgehustet und der Husten wird als produktiv bezeichnet. Bei viralen Infektionen ist dieser Schleim klar bis weißlich. In manchen Fällen kommt es im Anschluss an eine Virusinfektion zusätzlich zu einem Befall durch Bakterien (Superinfektion) [3].In diesem Fall verändert sich die Farbe des Schleims ins Gelbliche oder Grünliche. Besonders bei Fieber ist hier der Einsatz von Antibiotika in Erwägung zu ziehen, weil er sich im Sinne einer rascheren Genesung vorteilhaft auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Der Wirkmechanismus dieser Gruppe von Medikamenten wird im Folgenden beschrieben.

Wirkungsweise

Bakterien können anhand einer als Gramfärbung bezeichneten laborchemischen Methode in zwei große Gruppen eingeteilt werden. Bakterien, die nach diesem Färbevorgang unter dem Mikroskop dunkelblau erscheinen, werden als grampositivbezeichnet. Diese Gruppe zeichnet sich durch eine dicke Zellwand aus, die zu einem großen Teil aus einer Substanz namens Mureinbesteht [4]. Antibiotika wie beispielsweise Penicillin haben die Fähigkeit, die Bakterien an der Ausbildung dieser Schutzschicht zu hindern, indem ein spezieller Wirkstoff (Beta-Lactamase) die Quervernetzung der Murein-Moleküle unterbindet. Dies führt letztlich zu Defekten in der Zellwand und zur Zerstörung dieser Mikroorganismen. Dieser Wirkmechanismus wird als bakterizid bezeichnet [5].

Die zweite Gruppe von Bakterien erscheint nach der Gramfärbung unter dem Mikroskop rot und wird als gramnegativ bezeichnet. Da diese Erreger lediglich eine sehr dünne Mureinschicht aufweisen, die zudem von einer weiteren Hülle (Lipopolysaccharid-Membran) umgeben ist, müssen zu ihrer Bekämpfung Antibiotika zum Einsatz kommen, die über alternative biochemische Mechanismen dafür sorgen, dass die Vermehrung der Bakterien gehemmt wird [6]. So behindern beispielsweise Antibiotika wie Makrolide oder Tetracycline die bakterielle Proteinbildung. Dadurch werden die Bakterien in ihrem Wachstum bzw. ihrer Vermehrung gehindert. Die Wirkung der entsprechenden Antibiotika wird daher als bakteriostatisch bezeichnet [7].

Im Gegensatz zu Bakterien sind Viren aus biologischer Sicht keine eigenständigen Lebewesen, sondern lediglich Partikel, die aus einsträngiger oder doppelsträngiger Erbinformation (RNA oder DNA) und einer Proteinhülle (Capsid) bestehen. Manche Viren besitzen um diese die Erbinformation einschließenden Kapsel noch eine zweite Proteinhülle, die jedoch nur wenig zu ihrer Widerstandsfähigkeit beiträgt [8]. Sämtliche Arten von Viren sind nämlich lediglich innerhalb ihrer Wirtszellen überlebensfähig und bieten Antibiotika daher keinen Angriffspunkt. Der Einsatz dieser Gruppe von Medikamenten bietet hier also keine Vorteile. Die meisten Virusinfektionen wie beispielsweise Erkältungen oder Magen-Darm-Infekte werden vom Immunsystem des Körpers erfolgreich bekämpft und verlaufen selbstlimitierend. Auch Husten wird in den meisten Fällen durch Viren verursacht. Er verschwindet also nach wenigen Tagen von selbst, sodass sich die Therapie lediglich gegen eventuelle Begleiterscheinungen wie Schmerzen und Fieber richten kann.

Zu beachten

Sollte eine bereits begonnene antibiotische Therapie bei Husten nicht zu einer Besserung der Beschwerden führen, muss sie durch den behandelnden Arzt optimiert werden. Ein schwerwiegender Nachteil in der Therapie mit Antibiotika besteht nämlich darin, dass viele Bakterien unempfindlich auf die jeweiligen Wirkstoffe reagieren (Resistenzentwicklung), sodass auf sogenannte Reservepräparate ausgewichen werden muss. Auch das Auftreten von Fieber über 38 °C oder blutigem Auswurf muss umgehend abgeklärt werden, um andere schwere Grunderkrankungen auszuschließen.