Husten Beim Kind: Krankheitstypen

Bellender Husten bei Kindern (in der Nacht)

© PantherMedia / Zsolt Biczo

Es ist für die Eltern meist ein schockierender Moment, wenn sie plötzlich, mitten in der Nacht, einen lauten, bellenden Husten aus dem Kinderzimmer hören und kurz darauf ihr Kind hustend, schwer atmend und aufrecht im Bett sitzend vorfinden.

Pseudokrupp (Laryngitis subglottica) heißt die Erkrankung, die am häufigsten für plötzlich auftretenden, bellenden Husten bei Kleinkindern bis zum sechsten Lebensjahr verantwortlich ist. [2] [3] Ursächlich liegt ihr häufig ein einfacher grippaler Infekt mit Halsschmerzen und Heiserkeit zugrunde. Doch so dramatisch, wie sich die Symptome im ersten Moment zeigen, ist die Erkrankung meist nicht und es werden nur selten gefährliche Verläufe beobachtet. Nichtsdestotrotz ist es von großer Bedeutung, in der Akutsituation richtig zu handeln und die Symptome einordnen zu können. [1]
Im folgenden Text wird ausführlich auf das Symptom des bellenden Hustens und die Erkrankungen, die ihn verursachen, eingegangen. Neben den Ursachen werden auch Gefahren und Behandlungsmöglichkeiten näher beschrieben.

Ursachen von bellendem Husten bei Kleinkindern

Obwohl bellender Husten eines der typischsten Symptome für den oben bereits genannten Pseudokrupp (Laryngitis subglottica, stenosierende Laryngitis) ist, kann eine ganze Reihe von Atemwegserkrankungen diese Art von Husten auslösen. Nahezu alle diese Erkrankungen sind die Folge eines viralen Infektes der Atemwege, wie er besonders in der kalten Jahreszeitbei Kindern häufig vorkommt und vielen als „grippaler Infekt“ bekannt ist. [3]

Die hervorgerufenen Erkrankungen werden nach der Lokalisation dieser Infektion in den Atemwegen benannt. Beim Menschen werden die Atemwege in die oberen Atemwege mit Nase, Mund und Rachen und in die unteren Atemwege mit Kehlkopf (Larynx), Luftröhre (Trachea) und Bronchien eingeteilt.

Von klassischem Pseudokrupp sprechen Mediziner bei einer Infektion des Kehlkopfes (Larynx), also einer Laryngitis, und dem Abschnitt unterhalb der Stimmbänder. [2]

Viren, wie Parainfluenza-, Influenza-, Masern- oder RS-Viren, gelangen mit der Atemluft in die Atemwege und können dort in die Schleimhaut eindringen. [2] [3] An Ort und Stelle wird daraufhin das Immunsystem aktiv, um die ungebetenen Eindringliche schnell zu bekämpfen. Dabei werden von den Zellen des Immunsystems Botenstoffe ausgeschüttet, die eine Entzündungsreaktion hervorrufen. Die klassischen Zeichen einer solchen Entzündung sind Schmerz, eine Rötung und eine Schwellung des betroffenen Areals.

Im Falle des Pseudokrupps kommt es zu einer Schwellung der Schleimhaut des Kehlkopfes und unterhalb der Stimmbänder. An dieser Stelle ist die Wand der Luftröhre aber durch eine Schicht Knorpel, den sogenannten Ringknorpel, verstärkt, sodass sich die Schleimhaut nur nach innen ausdehnen kann. Deswegen verengt sich die Luftröhre stark und das Kind muss gegen einen hohen Widerstand atmen. Durch diese Einengung wird auch das akustische Phänomen des bellenden Hustens verursacht, das dem Bellen eines Hundes tatsächlich auffallend ähnlich ist. [2]

Der Beginn ist meist schleichend. Ausgehend von ersten Irritationen in der Nase, wie Schnupfen oder Niesen, kommt es 12–24 Stunden später zu den Symptomen einer Verengung der Atemwege.

Typischerweise treten die Symptome nachts zwischen 22 und vier Uhr auf. [2] Besonders oft erkranken Kinder zwischen dem sechsten Lebensmonat und dem dritten Lebensjahr, vor allem in der kalten Jahreszeit. Immerhin15 % aller Kinder haben mindestens einmal einen Pseudokrupp-Anfall erlebt. [2]

Neben dem charakteristischen Husten weist das erkrankte Kind oft eine keuchende, schnelle Atmung und ein zischendes Geräusch beim Einatmen auf. Es sitzt blass und nass geschwitzt im Bett. Dazu kommt häufig Luftnot, was bei den Patienten zu Panik führen kann. [1] [2] [3] Jedoch ist die Luftnot nur selten wirklich stark ausgeprägt. Nach einem durchgestandenen Anfall beruhigt sich das Kind in der Regel schnell und bekommt deutlich besser Luft. Nichtsdestotrotz sollte unbedingt ein Besuch beim Kinderarzt folgen, auch um weiteren Anfällen vorzubeugen. Wird derZustand allerdings nicht schnell besser oder verschlechtert sich die Atemnot, muss der Notarzt gerufen werden. [1]

Daneben können auch andere Atemwegsinfektionen die Ursache für den bellenden Husten sein. Es handelt sich bei ihnen ebenfalls um virale Infektionen der Atemwege, die sich lediglich durch ihre Lokalisation unterscheiden. Bei einer Laryngotracheitis ist die Luftröhre gleichfalls von der Infektion betroffen und bei einer Laryngotracheobronchitis sind die Bronchien mit beteiligt. Beide Krankheiten machen sich durch ähnliche Symptome wie der Pseudokrupp bemerkbar, haben aber einen weniger plötzlichen, schnellen Verlauf. [2]

Eine normale Kehlkopfentzündung tritt meist bei älteren Kindern auf und zeigt sich vor allem durch Heiserkeit und Halsschmerzen. [2]

Der „echte“ Krupp, die sogenannte Diphtherie, ist eine sehr ernste Erkrankung, die heutzutage aufgrund einer wirksamen Impfung nur noch sehr selten auftritt. Es handelt sich dabei um eine Infektion mit dem Corynebacterium diphtheriae, die häufig einen lebensgefährlichen Verlauf nimmt. Symptome sind neben dem bellenden Husten Heiserkeit und ein starkes Krankheitsgefühl. [1] [2]

Behandlung von bellendem Husten bei Kleinkindern

In der Akutsituation gilt es vor allem, Ruhe zu bewahren und das Kind mit allen Möglichkeiten zu beruhigen, denn Angst und Panik würden die Atemnot weiter verstärken. Wichtig ist zuerst eine aufrechte Haltung, damit die Muskeln des Brustkorbes das Kind bei der Atembewegung unterstützen können. [1] [3]

Bei leichten Fällen kann feuchte, warme Luft zu einer schnellen Verbesserung führen. Dazu kann die warme Dusche bei geschlossenen Badezimmerfenstern so lange laufen gelassen werden, bis Nebel entsteht. [3]

Auch kalte Luft führt zu einer Beruhigung der Atemwege und zu einer Besserung der Luftnot. Im Winter ist es deswegen hilfreich, mit dem Kind an die frische Luft oder das geöffnete Fenster zu gehen, oder, falls dies nicht möglich ist, es vor die geöffnete Kühlschranktür zu halten. Ebenso ist viel trinken ratsam, sobald dies wieder möglich ist. [3]

In den meisten Fällen klingt ein Pseudokrupp-Anfall auf diese Art und Weise schnell wieder ab und verläuft ohne Komplikationen. Verschlechtert sich die Luftnot jedoch trotz aller Maßnahmen oder läuft das Kind blau an(Zyanose), sollte unbedingt der Notarzt gerufen werden, damit eine Behandlung im Krankenhaus erfolgen kann. Eine Verschlechterung der Atemnot kann beispielsweise an Einziehungen der Haut zwischen den einzelnen Rippen und unter dem Schlüsselbein erkannt werden.

Natürlich handelt es sich nicht bei jedem bellenden Husten um einen Pseudokrupp. Dennoch ist auch nur beim Verdacht auf diese Erkrankung immer ärztlicher Rat gefragt, denn ein unbehandelter Pseudokrupp kann lebensgefährlich werden. [1]

Von Bedeutung ist der Arztbesuch zudem, damit der Pseudokrupp vom „echten“ Krupp, der Diphtherie, oder einer Infektion mit dem Bakterium Haemophilus influenzae B unterschieden werden kann, zwei potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen, die aber aufgrund einer Impfung glücklicherweise nur noch selten auftreten. [1]

Der Arzt leitet meist auch eine medikamentöse Therapie ein. Diese besteht in der Regel aus Cortisol-Zäpfchen und Epinephrin-Inhalationen bei Bedarf. [1] [2] Cortisol mildert die Reaktion des Immunsystems und vermindert damit die Schwellung der Schleimhaut, sodass das Kind besser Luft bekommt. Epinephrin ist auch als Adrenalin bekannt und bindet in der Luftröhre an bestimmte Rezeptoren, sodass die Atemwege weit gestellt werden und das Atmen einfacher fällt.

Zu beachten

Obwohl sich auch der Pseudokrupp zu einer Notfallsituation entwickeln kann, in der schnelles, überlegtes Handeln gefragt ist, treten Komplikationen vergleichsweise selten auf. Er sollte aber von zwei anderen Erkrankungen unterschieden werden. Zum einen von der Diphtherie, die bereits weiter oben beschrieben wurde, zum anderen von einer Epiglottitis. Diese wird durch eine Infektion mit dem Bakterium Haemophilus influenzae B ausgelöst und kann sich auch aus einer harmlosen Halsentzündung entwickeln. Den Bakterien fällt es leichter, sich auf der bereits geschädigten Schleimhaut einzunisten (eine sogenannte Superinfektion). [2] Eine Epiglottitis ist eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung und es handelt sich um einen Notfall. Typische Symptome sind hohes Fieber, Halsschmerzen, eine kloßige Sprache und eine starke Speichelbildung. Husten tritt hier aber in der Regel nicht auf, sodass er sich als gutes Unterscheidungsmerkmal eignet. [2]