Husten Beim Kind: Krankheitstypen

Starker Husten nachts (bei Kindern)

© PantherMedia / Zsolt Biczo

Husten (Tussis) ist eine Reaktion der Atemwege auf einen Reiz. Auch gesunde Menschen husten, denn dies dient der Selbstreinigung der Lunge [1]. Die Schleimhaut der Atemwege besitzt Flimmerhärchen, die für den Abtransport von Schmutz, Sekret, Staub und anderer Fremdmaterialien sorgen. Der Hustenunterstützt durch das explosionsartige Ausstoßen von Luft diese natürliche Reinigung [2].

Ein starker Husten bei Kindern kann Ausdruck einer Reaktion auf einen krankheitsbedingten Reiz sein, z.B. durch Viren, Bakterien, Schleim. Im Folgenden wird auf Ursachen und mögliche Behandlungen eingegangen.

Ursachen

Bei Kindern kann starker Husten nachts ein Symptom eines Pseudokrupp-Anfalls (stenosierende Laryngotracheitis) sein. Dabei ist der Husten bellend, das Atmen fällt schwer, ein pfeifendes Atemgeräusch kann hörbar sein und Heiserkeit kann auftreten [3]. Bei dieser Erkrankung, die vor allem durch Viren(Parainfluenzavirus Typ 3) verursacht wird, schwillt die Schleimhaut des Kehlkopfes und der Luftröhre an. Besonders häufig erkranken Kleinkinder in den kalten Jahreszeiten wie Herbst und Winter [4]. Die Erkrankung verläuft in vier unterschiedlichen Schweregraden und kann zu einem Notfall führen, der im Krankenhaus behandelt werden muss. Durch das Anschwellen der Schleimhäute kann es zu einer Verlegung der Atemwege kommen.

Starker nächtlicher Husten bei Kindern kann auch Ausdruck eines Asthma bronchiale sein. Dies ist eine chronische Erkrankung der Lunge, die durch reversible Verengung (Obstruktion) und Hypersensibilität(übermäßige Reizbarkeit) des Gewebes gekennzeichnet ist. Durch einen ständigen Entzündungsreiz zieht sich die Muskulatur spastisch zusammen und die Schleimhaut produziert mehr Sekret. Somit verengen sich die Bronchien [5]. Die Ursachen für diese Erkrankung sind verschieden. Eine genetische Veranlagung könnte vorliegen oder Allergien können einen prädisponierenden (begünstigenden) Einfluss haben. Andere Symptome sind Atemnot und ein pfeifendes Atemgeräusch während des Ausatmens. Diese können aber auch tagsüber nach Belastungssituationen auftreten [5].

Polypen (Adenoide) der Rachenmandel (Tonsilla pharyngea) können bei Kindern nächtlichen Husten auslösen. Die Rachenmandel ist ein Teil des Immunsystems. Da dieses bei Kindern durch zahlreiche Infekte sehr aktiv ist, ist die Mandel meist sehr groß und kann den Rachen, aber auch die Ohrtrompeten (Tuben) verlegen. Daraus resultieren verschiedenste Symptome: Schnupfen, Husten, Hörminderung und auch Schnarchen. Die Kinder haben meist einen typischen Gesichtsausdruck (Facies adenoidea). Dabei ist der Mund geöffnet und die Zunge leicht vorgestreckt [6].

Behandlung

Da Husten ein natürlicher Vorgang des Körpers ist und eine Schutzfunktion erfüllt, sollte die Therapie zurückhaltend erfolgen [7]. Starker Husten kann mit viel Flüssigkeit behandelt werden, z. B. warme Tees. Das Feuchthalten der Schleimhäute lindert den Hustenreiz und verflüssigt das vorhandene Sekret. Dabei können dem Tee Wirkstoffe wie Thymian, Efeu und Primelwurzel zugesetzt werden, die reizlindernd und entzündungshemmend wirken sollen. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie hat keinen Nachweis der Wirksamkeit dieser Behandlung bei Kindern, hält sie aber für unbedenklich [8]. Auch Lutschtabletten können eine Reizlinderung herbeiführen.

Bei sehr starkem, lange anhaltendem, den Schlaf stark beeinträchtigendem Husten kann eine medikamentöse Therapie indiziert sein. Diese sollte aber in Rücksprache mit einem Arzt durchgeführt werden, denn nicht alle Medikamente können für Kinder eingesetzt werden. Einige Hustensäfte enthalten Alkohol und sollten nicht verwendet werden. Codein ist ein bekannter Hustenstiller für Erwachsene und wirkt dämpfend auf den Hustenreiz. Bei Kindern passiert diese Substanz die Blut-Hirn-Schranke, erwirkt so eine zentrale Wirkung und löst eine starke Atemdepression (Herabsetzung der Atmung) aus [9].

Der Pseudokrupp kann nur symptomatisch behandelt werden, da ein Antibiotikum gegen Viren wirkungslos ist. Als erste Maßnahme können kalte, feuchte Luft und Wasserdampfinhalationen für Linderung sorgen. In den schweren Stadien, bei akuter Bedrohung durch Atemnot, können Glucocorticoide eingesetzt werden [10]. Sie hemmen die entzündliche Reaktion. Diese Wirkstoffgruppe sollte bei Kindern zurückhaltend verwendet werden, denn sie können einen Kleinwuchs verursachen [11].

Die medikamentöse Behandlung des Asthma bronchiale verläuft in Stufen, je nach Schweregrad der Erkrankung. Als Basistherapie sollten Allergene vermieden werden, die einen Asthmanfall auslösen und begünstigen könnten, z. B. Tierhaare oder Hausstaubmilben. Anfangs können lokaleGlucocorticoide in Form von Sprays benutzt werden. Bei der lokalen Therapie sind die systemischen Nebenwirkungen geringer als bei einer Gabe in Tablettenform. Corticoide wirken entzündungshemmend. Als Anfallsmedikament können kurz wirksame β-Mimetika verwendet werden. Auch diese werden in Form eines Sprays eingesetzt. Während des Anfalls wirken sie krampflösend auf die Muskulatur und deren Spastik (Verkrampfung) nimmt ab. Als ein weiteres Medikament bei einer schweren Asthma-Erkrankung können auch langwirksame β-Mimetika verwendet werden [12].

Bei Adenoiden kann bei geringen Beschwerden abwartend verfahren werden, denn sie können sich nach einiger Zeit wieder zurückbilden. Sind die Beschwerden stark und die Rachenmandeln sehr groß, so können diese operativ entfernt werden. Nach der Operation kann es zu Rezidiven (Rückfällen) kommen und die Mandeln erneut vergrößert sein [13].

Zu beachten

Husten ist, wie beschrieben, eine natürliche Schutzreaktion des Körpers. Bei lange anhaltendem, den Nachtschlaf störendem, starkem Husten bei Kindern sollte ein Arzt aufgesucht werden. Wenn eine akute Atemnot vorliegt, muss das Kind umgehend einem Arzt vorgestellt werden. Auch wenn der Husten mehr als zwei Wochen ununterbrochen vorliegt, wäre ein Arztbesuch indiziert.

Nicht alle Hustenmedikamente sind für Kinder geeignet. Es sollten keine Hustensäfte verwendet werden, die Alkohol oder ätherische Öle enthalten. Diese Öle können Atemnot verursachen, denn sie reizen die Atemwege sowohl bei innerlicher als auch äußerliche Anwendung. Die Dosierungen der Erwachsenen-Hustenmittel können nicht für Kinder verwendet werden. Es gibt spezielle Säfte mit eigenen Dosierungen für Kinder [14]. Auch Codein sollte Kindern unter 12 Jahren, wie oben erwähnt, nicht verabreicht werden.