Husten Chronisch: Krankheitstypen

Ständiger Husten (ohne Erkältung)

Husten ist eines der häufigsten Symptome in der Allgemeinmedizin. Meistens entwickelt er sich im Rahmen einer viralen Infektion der oberen Atemwege und klingt nach der Erkältung wieder ab. Sobald er jedoch länger als 3 Wochen besteht, liegt nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein chronischer Husten vor [1]. Tritt er ohne Fieber und typischen Erkältungssymptomen auf, wird von afebrilem Husten gesprochen [2]. Chronischer Husten sollte immer abgeklärt werden, da dieser das einzige Symptom von schwerwiegenden Erkrankungen sein kann. Im Folgenden wird auf die möglichen Ursachen für einen anhaltenden afebrilen Husten eingegangen.

Ursachen von anhaltendem Husten ohne Erkältung

Für die Symptomatik können verschiedenste Störungen verantwortlich sein. Wenn Rauchen oder andere Noxen (Substanz oder Ereignis, die/das Schäden zufügt), z. B. eine Schadstoffbelastung durch den Beruf, sowie Medikamente als Ursache ausgeschlossen werden können, liegt in 80% der Fälle eines der folgenden drei Krankheitsbilder vor: das Post-nasal-drip-Syndrom (PND), ein gastroösophagealer Reflux oder Asthma [3].

Das Post-nasal-drip-Syndrom (PND)

Das PND ist häufig Folge von Episoden, in denen vermehrt Nasensekret gebildet wird, wie Erkältungskrankheiten, Heuschnupfen oder nichtallergische Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhäute). An der Rachenhinterwand fließt chronisch Sekret von der Nase herab und über die Luftröhre in die oberen Abschnitte der Bronchien. Dort wird das Gewebe durch im Nasensekret enthaltene Entzündungsvermittler gereizt, was zu einer Aktivierung der Hustenrezeptoren in den oberen Atemwegen führt [3]. Der Husten entwickelt sich damit in Luftröhre und Bronchien und wird deswegen auch als „upper airway cough syndrome“ bezeichnet. Je nach Ursache für das PND können weitere Symptome vorliegen. Bei Heuschnupfen ist häufig die Nase verstopft, die Augen können jucken und tränen und der Drang zu niesen liegt vor. Bei der nichtallergischen Rhinitis ist das Symptombild einer Allergie sehr ähnlich, ohne dass eine solche nachgewiesen werden kann. Die Nasenschleimhäute reagieren dabei sehr sensibel auf äußere Reize; dadurch haben Betroffene das ganze Jahr über Schnupfenbeschwerden.

Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)

Im Falle einer gastroösophagealen Refluxkrankheit fließt Magensäure in die Speiseröhre zurück. Dabei kann Magensekret in die Luftröhre gelangen. Die Säure greift das Gewebe in Speise- und Luftröhre an und führt zu Sodbrennen und Heiserkeit. In den Atemwegen reizt sie Rezeptoren und führt zur Hustensymptomatik. Typischerweise leiden Patienten nachts verstärkt unter refluxbedingtem Husten, da durch die waagerechte Körperlage die Magenflüssigkeit leichter in die Speiseröhre gelangt. Die glatte Muskulatur der Speiseröhre krampft, wenn das Gewebe durch die Säure gereizt wird. Diese muskuläre Reaktion wird durch Reflexbögen über das Rückenmark vermittelt. Hier können auch Fehlschaltungen vorliegen, sodass nicht nur die Speiseröhre krampft, sondern auch die Bronchien eingeschlossen werden und ein Husten entstehen kann. Gastroösophagealer Reflux darf als Hustenursache nicht unterschätzt werden. Es kommt immer wieder vor, dass der Husten das einzige Symptom der Erkrankung ist [3][4].

Asthma bronchiale

Beim Asthma bronchiale liegt eine chronische Entzündung der Atemwege vor. Verschiedene Abwehrzellen sammeln sich im Lungengewebe an und führen zu einer Entzündung und einem Umbau des Gewebes. Bei den Betroffenen zeigt sich eine bronchiale Überreaktivität, die zum Asthmaanfall führen kann, sowie variabel verengte Atemwege. Meist besteht daher die Symptomatik aus keuchender Atmung und anfallsbedingter Atemnot. Es gibt jedoch auch eine Asthmaform, bei der es vor allem zu Husten kommt („cough variant asthma“). Diese Asthmavariante findet sich besonders häufig bei Kindern und Jugendlichen. Bei solchen Patienten tritt der Husten meist nachts auf. Mitunter kann bei diesem auch ein glasig-zäher Schleim abgehustet werden [3][5].

Behandlung von anhaltendem Husten ohne Erkältung

Prinzipiell wird, wenn der Husten besonders belastend und störend ist, ein hustenstillendes Medikament verordnet. Hier können Hustenstiller (Antitussiva) vom Codein-Typ helfen. Zur Linderung der Symptome werden von Patienten häufig Wasserdampfinhalationen (mit und ohne Zusätze) durchgeführt oder Heilkräuterextrakte in Form von Tees und Bonbons eingenommen. Zu diesen Anwendungen gibt es keine wissenschaftlich gesicherten Ergebnisse hinsichtlich ihrer Wirksamkeit. Da sie jedoch von vielen Patienten als wohltuend und lindernd empfunden werden, sind solche Hausmittel zu empfehlen [7].
Zu den häufigen Ursachen für chronischen Husten zählt die Medikamenteneinnahme. Wenn möglich, sollten Medikamente bei Auftreten dieser Nebenwirkung umgestellt werden. Bei ACE-Hemmern (Medikamente gegen Bluthochdruck) gilt Husten als typische Nebenwirkung. Weitere Medikamente, die Husten verursachen können, sind Betablocker (Herzmedikament), Zytostatika (hemmen das Zellwachstum) wie Methothrexat, Amiodaron und prinzipiell jede Substanz, die inhalativ verabreicht wird [3].

Post-nasal-drip-Syndrom

Ziel der Behandlung ist hier, die Sekretbildung der Nasenschleimhäute möglichst zu reduzieren. Das wird über lokal in der Nase angewendete Glukokortikoide erreicht. Um ein Abschwellen der Schleimhäute herbeizuführen, können Nasensprays mit Oxymethazolin eingesetzt werden [10]. Oxymethazolin sorgt für ein Zusammenziehen der Gefäße (Vasokonstriktion), was ein Abschwellen der Schleimhäute nach sich zieht. Wird es über längere Zeiträume eingesetzt, besteht das Risiko einer Abhängigkeit des Gewebes. Somit dürfen solche Nasensprays nur für kurze Perioden verwendet werden. Typische Medikamente sind z. B. Nasivin, Wick Sinex oder Wick Sinex avera.

Gastroösophageale Refluxkrankheit

Die Therapie besteht aus zwei Komponenten. Zum einen wird die Säurebildung unterdrückt, dies geschieht durch Protonenpumpenhemmer (Beispielmedikamente: Pantoprazol, Omeprazol, Rabeprazol). Zum anderen ist eine Änderung des Lebensstils des Patienten häufig unerlässlich, da Rauchen, sehr fette Nahrung, Mahlzeiten kurz vor dem Zubettgehen und Alkoholkonsum die Symptomatik verschlimmern [6][7].

Asthma bronchiale

Ziel der medikamentösen Therapie ist die Unterdrückung der Entzündung und eine Verminderung der bronchialen Hyperreaktivität und Atemwegsverengung (sog. Obstruktion). Als Medikamente werden inhalative Kortikoide (z. B. Airfusal, Sanasthmax, AeroBec) und bei schweren Verläufen Bronchodilatatoren (zur Weitung der Bronchien; z. B. Spiriva, Bretaris, Eklira) eingesetzt [8][9].

Zu beachten

Besonders gefährdet für einen chronischen Husten sind Raucher und Personen, die Rauch oder Staub von Berufswegen ausgesetzt sind. Außerdem können ACE-Hemmer (einen Reizhusten verursachen. Bei bis zu 15% der Patienten entwickelt sich durch deren Einnahme eine Hustensymptomatik [3].

Nach einer Erkältung kann, auch wenn die anderen Symptome abgeklungen sind, der Husten weiter bestehen. Er sollte jedoch innerhalb von 3 Wochen zurückgehen. Tritt Husten ohne Zusammenhang mit einer Erkältung auf, sollte der Betroffene nach spätestens 2 Wochen einen Arzt aufsuchen.

Außerdem ist Husten ein wichtiges, aber unspezifisches Warnsymptom für ein Bronchialkarzinom (Geschwulst des Lungengewebes). Hier ist der Verdacht auf einen Tumor aber erst bei weiteren Symptomen wie blutigem Auswurf, allgemeinem Schwächegefühl und Nachtschweiß gerechtfertigt [2].