Husten: Krankheitstypen

Verschleppter Husten

© PantherMedia / Ashok Tholpady

Husten tritt am häufigsten im Rahmen eines Infekts der oberen Atemwege auf, also meist bei einer einfachen Erkältungskrankheit, die durch verschiedene Viren ausgelöst wird. Die Viren befallen die oberflächlichen Gewebsschichten der Luftwege und bewirken den Untergang der dort befindlichen Zellen. Dadurch kommt es zu einer lokalen Entzündungsreaktion, die einen Hustenreiz hervorrufen kann [1]. Neben Viren gibt es aber auch noch weitere Verursacher für Husten, beispielsweise Rauch, Staub oder größere verschluckte Gegenstände.

Normalerweise ist Husten aber ein körpereigener Schutzreflex, der vor dem Ersticken schützen soll [2]. Gelangt ein Fremdkörper in die Atemwege, der diese eventuell verlegen (verschließen) könnte, wird der Hustenreflex ausgelöst. Durch die schnellen Luftströme, die beim Husten entstehen, kann der Gegenstand gelöst und abgehustet werden.

In den meisten Fällen verläuft eine durch Viren hervorgerufene Erkältung mit Husten, Heiserkeit, Schnupfen oder Halsschmerzen akut, das bedeutet, nach drei bis vier Wochen haben sich die Symptome weitgehend wieder zurückgebildet [3]. Werden die Beschwerden, insbesondere der Husten, nach einer bestehenden Erkältung verschleppt, kann sich daraus ein persistierender (andauernder) oder ein chronischer Husten entwickeln. Definitionsgemäß spricht man von einem chronischen Husten, wenn das Symptom „Husten“ über einen Zeitraum von länger als drei Wochen besteht [4].

Dieser Artikel soll dabei helfen, sich einen Überblick über die Ursachen, die möglichen Therapien und die Warnsymptome eines länger andauernden Hustens zu verschaffen.

Ursachen für einen verschleppten Husten

Viele virale oder bakterielle Atemwegserkrankungen können zu einem mehrere Wochen andauernden sog.postinfektiösen Husten führen [5]. Typischerweise leiden Betroffene bei dieser Form des Hustens auch dann noch unter einem ständigen Kratzen im Hals, wenn der vorausgegangene auslösende Infekt schon längst abgeklungen ist. So kann es bis zu acht Wochen dauern, bis eine vollständige Beschwerdefreiheit erreicht wird. Der postinfektiöse Husten wird wohl durch eineÜberempfindlichkeit der Hustenrezeptoren ausgelöst, die sich in den oberflächlichen Gewebsschichten (Epithelien) der Atemwege befinden. Durch die Entzündungsreaktion kam es bei Zerstörung der Epithelien zur Freilegung dieser Hustenrezeptoren, sodass diese schon bei kleineren Reizen mit der Auslösung des Hustenreflexes reagieren [6]. In der medizinischen Fachsprache wird dies als bronchiale Hyperreagibilität bezeichnet.

Ein Nachweis der bronchialen Hyperreagibilität gelingt dem Lungenfacharzt mit dem sog. Metacholin-Provokationstest [3]. Da viele Patienten bei der Vorstellung beim Arzt keine spezifischen Symptome zeigen, müssen diese erst durch diesen Test ausgelöst (provoziert) werden [7]. Metacholin dient dabei als Wirkstoff, der eine Verengung der Bronchien (Bronchokonstriktion) auslöst. Bei Patienten mit bronchialer Hyperreagibilität ist diese Bronchokonstriktion deutlich stärker ausgeprägt als bei gesunden Patienten [8], sodass sich daraus eventuell eine Diagnosestellung ableiten lässt.

Eine bronchiale Hyperreagibilität findet sich typischerweise auch bei Allergien oder bei Asthma bronchiale [3].

Eine akute Bronchitis wird in der Regel ebenfalls durch Viren verursacht [9]. Im Gegensatz zur einfachen Erkältungskrankheit sind bei der Bronchitis eher die unteren Atemwege, insbesondere die Bronchien, von einer Entzündungsreaktion betroffen [3]. Jede akute Bronchitis kann die Tendenz haben, chronisch zu werden. Vor allem Raucher haben ein erhöhtes Risiko, eine akute Bronchitis mit Husten zu verschleppen und daraus eine chronische Bronchitis zu entwickeln. Tritt dann auch noch eine irreversible (unumkehrbare) Überblähung der Lungenbläschen (Lungenemphysem) dazu, das ebenfalls durch Nikotinkonsum verursacht wird, wird von einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) gesprochen.

Neben Rauchen können aber noch weitere Faktoren prädisponierend (begünstigend) für eine chronische Bronchitis sein. Dazu zählen zum Beispiel Bronchiektasen, das sind irreversible sackförmige Erweiterungen der Bronchien. Auch eine bronchiale Hyperreagibilität begünstigt die Chronifizierung einer Bronchitis [10].

Weiterer Verursacher für einen anhaltenden Husten kann das inubronchiale Syndrom, auch Upper Airway Cough Syndrome (UACS) genannt, sein. Hervorgerufen wird diese Erkrankung meist durch eine persistierende Entzündung der Nasennebenhöhlen (chronische Sinusitis). Sekundär hat die Sinusitis nämlich auch eine Entzündung der Bronchien zur Folge (infektiöse Bronchitis), da infektiöses Sekret aus der Nase über den Rachen und den Kehlkopf in die Atemwege gelangen kann. Bei einer chronischen Sinusitis kann dieser infektiöse Abfluss aus der Nase (postnasal drip) immer wieder zu neu auftretender Reizung des Bronchialsystems führen, sodass ein andauernder Husten auftritt [11].

Therapie des verschleppten Hustens

Um einen hartnäckigen Husten möglichst rasch wieder loszuwerden, muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Um Störungen im Elektrolythaushalt („Salzhalshalt“) des Körpers zu vermeiden, ist vor allem bei Infekten der unteren Atemwege (z. B. Bronchitis) jedoch keine höhere Trinkmenge als im gesunden Zustand zu empfehlen [3].

Um ein Austrocknen der Schleimhäute der Atemwege zu minimieren, wird zusätzlich ein Aufenthalt in Räumen miterhöhter Luftfeuchtigkeit empfohlen [12]. Dies kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, indem ein feuchtes Küchentuch über die warme Heizung oder über einen Kochtopf mit warmem Wasser gespannt wird.

Auch mithilfe von Wasserdampfinhalationen kann eine ähnliche Wirkung erzielt werden. Die Leitlinien empfehlen eine 20-minütige Inhalation von Wasserdampf mit einer Temperatur von 43 °C, z. B. über einem Topf mit heißem Wasser [3].

Entscheidend ist außerdem eine absolute Nikotinkarenz. Sowohl passiv als auch aktiv sollte der Betroffene keinem Zigarettenrauch ausgesetzt sein [3]. Nikotin würde den Entzündungsprozess in den Lungen nur noch verstärken und die Beschwerden würden länger andauern.

Besteht der Verdacht auf eine bronchiale Hyperreagibilität (z. B. beim postinfektiösen Husten), kann ein Therapieversuch mit inhalativem Cortison gestartet werden [3]. Postinfektiöser Husten spricht außerdem gut auf β2-Agonisten an, die ebenfalls inhalativ verabreicht werden. Diese Wirkstoffe binden selektiv an sogenannte β2-Adrenozeptoren des Nervensystems und bewirken so eine Erweiterung der Bronchien [13].

Beispiel für einen β2-Agonisten wäre zum Beispiel der Wirkstoff Salbutamol, der u. a. in folgenden Präparaten enthalten ist: Salbutamol-ratiopharm® Inhalationslösung, Bronchospray® Autohaler®, Epaq® 100 μg Dosieraerosol. [14]

  • Salbutamol wird bei reversiblen (umkehrbaren) obstruktiven Atemwegserkrankungen (mit Verengung der Atemwege) eingesetzt. Dazu zählen z. B. auch diechronische Bronchitis oder das Asthma bronchiale.
  • Typischerweise wird Salbutamol inhalativ über einen Druckgasinhalator eingenommen. Dazu muss das Medikament vorher senkrecht gehalten und kräftig geschüttelt werden. Dann wird langsam und so tief wie möglich ausgeatmet. Der Applikator wird zwischen Daumen und Zeigerfinger gehalten, sodass der Boden der Druckflasche nach oben zeigt. Das Mundstück wird mit den Lippen fest umschlossen und synchron mit der Einatmung wird der Applikator betätigt, indem die Druckflasche kräftig nach unten gedrückt wird. Danach muss der Atem für etwa zehn Sekunden angehalten werden, bevor durch die Nase ausgeatmet werden kann.
  • Die Dosierung richtet sich nach Art und Schweregrad der Erkrankung. Bei plötzlich auftretender Atemnot wird eine Einzeldosis eingenommen. Dabei entspricht bei Erwachsenen und Jugendlichen eine Einzeldosis 1–2 Sprühstößen, bei Kindern nur einem Sprühstoß.
  • Bei Kindern unter 5 Jahren ist zwar eine ausreichende Sicherheit bei der Anwendung erwiesen, eine nachweisbare Wirksamkeit konnte jedoch nicht gesichert werden, sodass sich keine spezifischen Dosierungsempfehlungen ergeben.
  • Besondere Warnhinweise und Gegenanzeigen für die Einnahme sind der Packungsbeilage zu entnehmen.
  • Zu den gängigsten Nebenwirkungen zählen ein leichtes Zittern (Tremor), Übelkeit, Missempfindungen im Mund- und Rachenbereich oder Schwindel.

Bei der Therapie des sinubronchialen Syndroms steht die Behandlung des Auslösers, also meist der chronischen Sinusitis, im Vordergrund [11]. So kann durch eine Wärmetherapie mit Rotlicht oder mit warmen Inhalationslösungen die Entzündungsreaktion in den Nebenhöhlen gedämpft werden. Auch abschwellende Nasensprays können dazu beitragen, den Heilungsprozess zu beschleunigen, indem der Abfluss von festsitzenden Sekreten erleichtert wird. In schweren Fällen, die durch eine einfache Therapie nicht auskurierbar sind, können eine operative Therapie zur Sanierung der Nasennebenhöhlen oder eine Spülung notwendig werden [15].

Zu beachten

Ein verschleppter Husten kann auch Anzeichen für eine Lungenentzündung (Pneumonie) sein. Husten mit einer erhöhten Atemfrequenz (Tachypnoe), einer erhöhten Herzfrequenz (Tachykardie), mit hohem Fieber mit Nachtschweiß oder mit Schmerzen bei der Atembewegung können als Hinweis auf eine Pneumonie gewertet werden. Bei älteren Menschen, bei Patienten mit Immunsuppression oder bekannter Lungenerkrankung kann eine Lungenentzündung auch ohne begleitendes Fieber auftreten [3]. Eine ärztliche Abklärung ist bei o. g. Konstellation unbedingt zu empfehlen.

Kommt es bei Kindern zu einem plötzlich auftretenden Husten, der auch nach längerer Zeit noch anhält, kann dies auch durch Verschlucken eines Fremdkörpers in die Atemwege (Fremdkörperaspiration) hervorgerufen werden [3]. Auch in diesem Falle sollte eine weitere ärztliche Diagnostik erfolgen.