Husten Chronisch: Krankheitstypen

Ständiger Reizhusten (chronisch)

Husten ist die natürliche Antwort des Körpers auf eine Reizung der Schleimhäute in den Atemwegen. Er ist ein Schutzreflex zur Säuberung des Bronchialsystems, z. B. um Schleim oder Fremdkörper nach außen zu befördern [1] In der Regel sollte ein akuter Husten, der durch einen Infekt ausgelöst wird, innerhalb von drei bis vier Wochen wieder abgeklungen sein [2]. Dauern die Beschwerden aber länger an, wird von einem chronischen Husten gesprochen [3]. Unterschieden wird der produktive Husten, der mit viel Schleimbildung einhergeht und typischerweise bei einer chronischen Bronchitis (chronische Entzündung der Bronchialschleimhaut) vorkommt, von einem unproduktiven, trockenen Reizhusten. Der Reizhusten ist normalerweise nicht mit einer verstärkten Produktion von Sekreten in den Atemwegen verbunden und kann durch mehrere verschiedene Krankheitsbilder hervorgerufen werden [4]. Dieser Artikel vermittelt einen Überblick über die Ursachen und die Behandlungsmöglichkeiten des chronischen Reizhustens.

Ursachen von chronischem Reizhusten

Eine der häufigsten Ursache für einen chronischen trockenen Husten ist der Raucherhusten. Diese Form des Hustens äußert sich insbesondere nach langjährigem Rauchen durch morgendliche Hustenattacken direkt nach dem Aufstehen. Streng genommen ist Raucherhusten aber nicht ausschließlich als Reizhusten zu betrachten. Insbesondere morgens müssen sich Betroffene von einem zähen Schleim in den Bronchien befreien, sodass auch ein produktiver Husten entstehen kann [5][6]. Beim Gesunden sorgen Millionen von kleinen Flimmerhärchen auf der Schleimhaut der Atemwege für einen Transport von Staub und Sekreten nach außen. Bei andauerndem Nikotinkonsum werden die Flimmerhärchen geschädigt, sodass deren wichtige Reinigungsfunktion verloren geht [7].

Ein Raucherhusten ist immer ein Hinweis auf eine ernst zu nehmende Lungenerkrankung. Dabei kann es sich unter anderem um eine irreversible (unumkehrbare) Überblähung der Lungenstruktur (Lungenemphysem) oder um die typische Raucherkrankheit, die COPD (chronisch obstruktive Lungenkrankheit) handeln, die zusätzlich zum Lungenemphysem noch von einer chronischen Bronchitis begleitet wird [8].

Darüber hinaus können verschiedene Medikamente als Nebenwirkung einen trockenen Reizhusten verursachen. Dazu zählen z. B. bestimmte Medikamente gegen Bluthochdruck (ACE-Hemmer, z. B. Ramipril), Betablocker oder auch Asthma-Dosiersprays. Auch andere Wirkstoffe, wie Methotrexat (Zytostatikum zur Chemotherapie, hemmt das Zellwachstum) oder Amiodaron (Medikament zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen) haben Reizhusten in ihrem Nebenwirkungsprofil [9].

Bei der Verwendung von ACE-Hemmern leiden bis zu 15% der Patienten unter trockenem Reizhusten. Typischerweise beginnen die Beschwerden etwa eine Woche nach Beginn der Einnahme [9].

Neben dem medikamenteninduzierten Reizhusten kann auch ein Asthma bronchiale mit chronischem trockenem Husten einhergehen. Ein Engegefühl um die Brust, Schmerzen hinter dem Brustbein und ein trockener Hustenreiz stehen oft am Beginn eines Asthmaanfalls [10].

Bei einer bestimmte Form des Asthmas, dem Cough-variant-Asthma (CVA), steht ein über mehrere Wochen andauernder Reizhusten im Mittelpunkt der Symptomatik. Besonders häufig tritt diese Form bei Kindern auf. Das klassische Asthma-Beschwerdebild mit anfallsweiser Atemnot und pfeifenden Geräuschen beim Ausatmen fehlt dabei [11].

Auch eine gastroösophageale Refluxkrankheit kann einen ständigen trockenen Husten zur Folge haben. Insbesondere im Liegen können körpereigene Schutzmechanismen versagen, die normalerweise einen Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verhindern sollten. Dadurch kann der aggressive Magensaft auch in die Atemwege gelangen und dort eine starke Reizung hervorrufen. Bei etwa der Hälfte aller betroffenen Patienten tritt zusätzlich zum Hustenreiz das typische Sodbrennen auf [12].

Weitere Verursacher eines chronischen Reizhustens können eine Lungengerüsterkrankung (Lungenfibrose) durch das Einatmen bestimmter Noxen (schädlicher Substanzen, z. B. Asbest), Lungenkrebs oder Bronchiektasen (irreversible [unumkehrbare] Ausweitung der Bronchien) sein [9].

Behandlung von chronischem Reizhusten

Chronischer Husten sollte immer abgeklärt werden, da nicht selten eine ernsthafte Erkrankung dahinter stecken kann.
Grundsätzlich ist die Therapie des chronischen Hustens kausal orientiert, d. h., nach Möglichkeit sollte immer die Ursache der Erkrankung behandelt werden und nicht nur die Symptomatik. Natürlich kann gleichzeitig zur kurativen (heilenden) Therapie aber auch eine symptomatische Behandlung erfolgen, um akute Beschwerden zu lindern [9].
Bei jeder Form des chronischen Hustens sollte eine absolute Nikotinkarenz (Verzicht auf Nikotin) eingehalten werden, da Rauchen eine weitere Reizung der Atemwege bewirkt und der Hustenreiz noch verstärkt wird. Insbesondere beim Raucherhusten muss rasch mit dem Rauchen aufgehört werden, um nicht noch eine weitere Verschlimmerung des Beschwerdebildes, wie z. B. das Vollbild einer COPD, zu entwickeln.
Außerdem können der Aufenthalt in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit, reichliches Trinken oder die Inhalation von Kochsalz und anderen Extrakten den Hustenreiz deutlich lindern [9].
Zur medikamentösen Therapie des Reizhustens kommen verschiedene Wirkstoffe in Betracht. Alle zeigen eine dämpfende Wirkung auf den Ort der Entstehung des Hustens, also auf das Hustenzentrum im Gehirn. Deshalb werden diese Wirkstoffe als Antitussiva bezeichnet.

Wirkstoff: Codein

  • Codein ist verschreibungspflichtig, da es zur Gruppe der Opiate gehört und abhängig machen kann. In der vorgeschriebenen Dosierung wird das Suchtpotenzial aber als sehr gering eingeschätzt [13]. Codein entfaltet seine Wirkung durch Unterdrückung des Hustenzentrums.
  • Täglich sollte die maximale Dosis nicht mehr als 200 mg betragen und mit dem behandelnden Arzt genau abgestimmt sein.
  • Bei Kindern bis zum vollendeten 2. Lebensjahr sollte keine Anwendung von Codein erfolgen.
  • Die gängigsten Nebenwirkungen von Codein sind Kopfschmerzen, Brechreiz, Verstopfung und Schläfrigkeit [14].
  • Folgende Präparate enthalten Codein: Codeinsaft – CT 5mg/5ml, Bronchicum® Mono, Codicaps® Mono und Tussoret®.

Wirkstoff: Pentoxyverin

  • Pentoxyverin zählt ebenfalls zu den Hustenstillern, nicht jedoch zu den Opiaten. Zusätzlich zur Hemmung des Hustenzentrums bewirkt
  • Pentoxyverin eine Weitung der Bronchien und dadurch eine erleichterte Atmung [15].
  • Der Wirkstoff kann als Saft, Tropfen oder als Zäpfchen angewandt werden. Bei Kindern und Erwachsenen kann eine Dosis von 20–30 mg alle 6–8 Stunden eingenommen werden, maximal jedoch 120 mg pro Tag. Bei Kindern sollte eine Reduzierung der Dosis erfolgen. Insgesamt darf Pentoxyverin nicht länger als 2 Wochen eingenommen werden.
  • Genauso wie bei Codein sollte auch bei Pentoxyverin keine Einnahme bei Kindern unter 2 Jahren erfolgen. Auch in der Stillzeit ist eine Anwendung für die Mutter kontraindiziert. Weitere Anwendungsbeschränkungen sind der Packungsbeilage zu entnehmen.
  • Häufige Nebenwirkungen von Pentoxyverin sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen [16].
  • Pentoxyverin ist beispielsweise Bestandteil von: Sedotussin® Hustenstiller, Silomat® Pentoxyverin Saft oder Silomat® Pentoxyverin Tropfen.

Spezielle Therapie von Raucherhusten

Wer mit dem Rauchen aufhört, kann schon nach wenigen Wochen eine Verbesserung bemerken. Hustenreiz und morgendliche Hustenattacken lassen nach und das Aushusten von zähflüssigen Sekreten wird einfacher. Bei einer Atemphysiotherapie können Betroffene erlernen, wie sie durch verschiedene Atemtechniken eine Beschwerdelinderung oder ein leichteres Abhusten von Schleim bewirken [17].
Mithilfe sogenannter PEP-Systeme (Positive Expiratory Pressure-Systeme) kann der Medikamentenbedarf reduziert werden. Dabei atmen die Patienten in ein Gerät hinein, das durch den Atemstoß einen positiven Druck aufbaut und diesen zurück in die Atemwege überträgt. Durch oszillierende (schwingende) Druckschwankungen werden Vibrationen in den Schleimhäuten erzeugt, wodurch festsitzender Schleim gelöst und mobilisiert werden kann [18].

Spezielle Therapie des medikamenteninduzierten Reizhustens

Besteht der Verdacht, dass ein chronischer Reizhusten durch ein bestimmtes Medikament ausgelöst wird, ist nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt auf ein anderes Präparat umzusteigen. Beispielsweise bieten sich Angiotensin-Rezeptorblocker/Sartane gut als Alternative zu ACE-Hemmern für die Therapie des Bluthochdrucks an. Nach Absetzen der verursachenden Medikamente bessert sich der Husten in der Regel innerhalb einer Woche, nur selten halten die Beschwerden bis zu vier Wochen an [19].

Spezielle Therapie des Reizhustens durch ösophageale Refluxkrankheit

In der Behandlung der Refluxkrankheit werden heute vor allem Protonenpumpenhemmer wie z. B. Pantoprazol oder Omeprazol verwendet, welche die Ausschüttung von Magensäure vermindern. Durch konsequente Anwendung von Pantoprazol sind die meisten Patienten schon nach zehn Tagen in Bezug auf den Reizhusten beschwerdefrei [20]. Auch durch die Vermeidung refluxfördernder Substanzen, wie Alkohol oder Nikotin, oder durch Gewichtsabnahme lässt sich in der Regel eine Besserung der Beschwerden erzielen.

Zu beachten

Chronischer Husten bedarf immer einer ärztlichen Abklärung, um zu überprüfen, ob gegebenenfalls eine COPD oder ein Asthma bronchiale vorliegt und um die richtige Therapie einleiten zu können [21].

Vor allem bei Rauchern ist ein chronischer Husten als absolutes Warnzeichen für den Beginn einer ernsthaften Lungenerkrankung anzusehen. Wer längere Zeit hustet, muss zum Arzt gehen. Die rein symptomatische Behandlung mit Hustenstillern und schleimlösenden Medikamenten ist dann keinesfalls mehr zielführend [22].