Husten Chronisch: Krankheitstypen

Anhaltender Reizhusten

© PantherMedia / Kasia Bialasiewicz

Husten – ein wichtiger Reflex unseres Körpers, um unsere Atemwege vor Fremdstoffen oder vor übermäßiger Verschleimung zu schützen. Der Hustenreflex ist eine der wenigen Funktionen unseres Körpers, die sowohl gewollt (willkürlich) als auch ungewollt (unwillkürlich) ausgelöst werden können.Einen Husten mit Auswurf kennt nahezu jeder von uns als Begleiterscheinung einer grippalen Infektion mit Fieber, Halsschmerz, Kopf- und Gliederschmerzen.Ein trockener Reizhusten ohne Auswurf kann dagegen auch nichtinfektiös bedingt sein; die Ursachen können dann ganz einfach die direkte Umgebung, Allergien oder Reaktionen auf Reizstoffe sein.

Ursachen von anhaltendem Reizhusten

Bei anhaltendem Reizhusten, der nicht aufgrund einer vorangegangenen grippalen Erkrankung (also einem offensichtlichen Auslöser) in Erscheinung tritt, empfiehlt sich erst einmal ein kurzer Umgebungscheck. Jegliche Veränderung der Umwelt kann ein Grund für den Husten sein:

  • staubige oder trockene Luft: Heizung im Winter, neue Klimaanlagen oder Lüftungen
  • Farb- oder Klebstoffdämpfe: neue Möbel, die z. B. mit Holzschutz behandelt wurden, oder Spanholzmöbel, die noch Leimdämpfe abgeben
  • Renovierungsarbeiten: ein neuer Wandanstrich mit Farbdämpfen
  • Umzug: Hier ist besondere Vorsicht geboten, weil neben Farbdämpfen in einer neuen Wohnung auch verborgener Schimmel in den Wänden die Ursache für Husten sein kann. Überstrichener Schimmel kann ebenfalls Sporen an die Raumluft abgeben und ernst zu nehmende Lungenschädigungen verursachen.
  • Haustiere: Eine bislang nicht diagnostizierte Allergie auf z. B. Katzenhaare kann sich bei der Anschaffung einer Katze äußern. Auch ein neuer Lebenspartner oder neue Bekanntschaften mit Haustieren (Einschleppung von Tierhaaren auf der Kleidung) können die Ursachen sein.
  • Arbeitsplatzwechsel: Sowohl eine neue Umgebung (Räumlichkeiten mit Klimaanlage, Staub in Teppichen etc.) als auch neue Kollegen (wiederum mit Haustieren) können die Ursache sein.

Anhaltender Reizhusten, der durch die oben genannten Umstände hervorgerufen wurde, müsste nach deren Beseitigung schnell wieder abklingen. Sollte dies nicht der Fall sein und der Husten bleibt bestehen (z. B. nach genügend Lüftungszeit und vollständigem Trocken von Wandfarbe), kann es sein, dass ein Asthma bronchiale ausgelöst wurde. Klassisches Asthma äußert sich meist durch Hustenanfälle mit zäh-glasigem Schleim und Atemnot mit pfeifenden Atemgeräuschen beim Einatmen – jedes Mal bei Kontakt mit einem spezifischen Auslöser (Hausstaub, Pollen, Stress) in Gang gebracht. Die Symptome entstehen, indem sich die Bronchien zusammenkrampfen und vermehrt zähen Schleim abgeben – das Ganze als Reaktion (allergisch oder nichtallergisch) auf den Auslöser. Es kann aber auch eine leichte Form des Asthmas bestehen, bei der das Zusammenkrampfen und die Verschleimung in nur sehr geringem Maße vonstattengehen. Dies tritt dann nicht anfallsweise, sondern oft fortlaufend statt und es kommt so zu chronischem, trockenem Reizhusten [1].

Ein trockener Reizhusten kann als Vorbote einer grippalen Erkrankung (einer Erkältung) in Erscheinung treten. Auch nach einer Infektion, wenn diese bereits abgeklungen ist, kann noch längere Zeit (3–4 Wochen) ein trockener Reizhusten auftreten. Es besteht auch die Möglichkeit, dass aus der grippalen Erkrankung eine chronische Folgeerkrankung hervorgegangen ist, die den Husten verursacht. Chronische Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündungen sind hier oft der Auslöser. Typische Symptome bei der Nasennebenhöhlenentzündung wären neben dem Husten auch ein hartnäckiger Schnupfen (Rhinitis) mit einer permanent „laufenden“ Nase oder Kopfschmerzen, die sich z. B. beim Bücken verschlimmern (die Schleimansammlung „rutscht“ dabei nach oben und verursacht so durch den Druck den Schmerz). Bei einer Mittelohrentzündung können zeitweise eine Taubheit (Druck auf dem Ohr) oder ein Ohrgeräusch (Piepsen, Pfeifen) auftreten, da die Sekrete der Entzündung das Trommelfell oder die Nerven beeinträchtigen können [2].

Ebenfalls infektiös bedingt, kann eine Rippenfellentzündung (Pleuritis) trockenen Reizhusten verursachen, meist im Rahmen einer Lungenentzündung, die durch Coxsackie-Viren verursacht wird. Diese Form der Lungenentzündung läuft in der Regel wesentlich milder ab als die bakterielle Variante, die oft mit hohem Fieber, Husten mit Aufwurf und schwerer Atemnot einhergeht. Wegweisend ist hier neben dem trockenen Husten ein stechender Schmerz in der Brust beim Einatmen, der dadurch entsteht, dass die beiden Anteile des Rippenfells (ein „Blatt“ liegt der Lunge an, das andere an der Innenseite der Rippen) durch die Entzündung (Schwellung) vermehrt aneinanderreiben.
Rippenfellentzündungen können aber auch entstehen, wenn Beeinträchtigungen aus dem umliegenden Gewebe vorliegen. Lungentumoren oder Tumoren aus der Speiseröhre z. B. können in das Rippenfell einwachsen und dort die Entzündung verursachen [3].

Dieselbe Symptomatik (trockener Husten und stechende Schmerzen beim Atmen) kann auch auf eine Lungenembolie hinweisen. Hier gelangen Blutgerinsel in die Lungenarterien und verschließen diese, wodurch das Blut nicht mehr richtig durch die Lungengefäße fließen kann. Bei einer Lungenembolie ist entscheidend, wie groß das Gerinnsel ist und in welchen Teil der Lungengefäße es gelangt. Wird durch ein größeres Gerinnsel eines der hauptversorgenden Gefäße verschlossen, kann es schlagartig zu massiver Atemnot, stechenden Schmerz in der Brust (Vernichtungsschmerz) und Herzrasen kommen.
Ist das Gerinnsel aber sehr klein, wird es selten eines der großen Gefäße verschließen, sondern eher am Ende der Verzweigungen hängen bleiben und vielleicht nur ein kurzes Ziehen mit leichtem Hüsteln hervorrufen. Geschieht dies häufiger, kann ein anhaltender Reizhusten entstehen. Die Ursache für diese wiederkehrenden Mikro-Embolien liegen meist bei Erkrankungen, die Veränderungen der Blutzusammensetzung hervorrufen [4].

Anhaltender Reizhusten kann auch durch Medikamente verursacht werden. Besonders bei der Einnahme bestimmter Herzmedikamente (ACE-Hemmer), nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR, spezielle Schmerzmittel, z. B. Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen), Cortison (Tabletten) und einiger anderer Arzneien kann als Nebenwirkung ständiger trockener Husten auftreten.

Behandlung von anhaltendem Reizhusten

Tritt der Husten aufgrund von Veränderungen der Umwelt auf, ist die Lösung relativ einfach: Die Auslöser müssen gefunden und beseitigt werden. Falls ein Verdacht auf Allergien oder ein allergisches Asthma besteht, kann ein Facharzt einen Test durchführen, um den Auslöser festzustellen. Asthma wird in Abhängigkeit des Schweregrades mit Medikamenten therapiert, welche die vermehrte Schleimbildung und das Zusammenziehen der Bronchien vermindern. Bei einem akut einsetzenden Asthma können kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika (als Inhalationsspray; z. B. Salbutamol AL®, Symbicort®, Aerodur Turbohaler®) innerhalb weniger Minuten den Husten lindern. Zur dauerhaften Behandlung zwischen den Anfällen wird häufig Cortison eingesetzt (ebenfalls als Inhalationsspray, z. B. Seretide®, Avamys®, flutiform®) [1].

Der dramatische Verlauf einer Lungenembolie ist ein Notfall und verlangt nach einer sofortigen Klinikeinweisung durch einem Notarzt. Die kleineren Mikro-Embolien werden (neben der Behandlung der Grunderkrankung) mit Medikamenten behandelt, welche die Blutgerinnung hemmen und so der Bildung der Gerinnsel vorbeugen (z. B. Marcumar®, Xarelto®, Mono-Embolex®) [4].

Die Behandlung chronischer Infektionen ist meist eine langwierige Angelegenheit, bei der oft Antibiotika (bei bakteriellen Infekten) über einen längeren Zeitraum zum Einsatz kommen. Dies gilt ebenfalls für eine bakteriell bedingte Rippenfellentzündung. Zusätzlich oder auch allgemein zur Linderung eines trockenen Hustens können allgemeine Maßnahmen wie der Einsatz eines Luftbefeuchters oder Dampfbäder zur Befeuchtung der Schleimhäute sinnvoll sein. Auch eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr(Erhöhung der Stoffwechseltätigkeit der Schleimhäute, diese „arbeiten“ dann besser) ist ratsam. Hier können auch Teezubereitungen folgender Kräuter zum Einsatz kommen, die Schleim- und Gerbstoffe enthalten, die sich schützend auf trockene Schleimhäute legen bzw. die Schleimproduktion ankurbeln können:

  • Huflattich (Tee, nicht geeignet in Schwangerschaft und Stillzeit durch darin enthaltene Alkaloide)
  • Königskerze (Tee und Inhalation)
  • Leinsamen (als Tee: geschroteten Leinsamen mit etwas Wasser einige Zeit quellen lassen und dann kurz erwärmen)
  • Malvenblätter (Tee)
  • Meerrettich (als Sud: frisch gerieben mit Honig und Wasser kurz aufkochen) [5]

In besonders schwerwiegenden und hartnäckigen Fällen von Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündungen ist eventuell eine operative Sanierung notwendig, um den Keimherd zu entfernen, beispielsweise wenn Knochengewebe durch die Entzündung angegriffen wurde [2].

Zu beachten

Wenn trockener Husten länger als 4 Wochen anhält, ist ein Arztbesuch dringend zu empfehlen. Meistens steckt eine harmlose Ursache dahinter; es können sich aber auchKrankheiten anderer Organe durch einen andauernden Husten als einziges Symptom äußern (z. B. Lungenmetastasen). Tuberkulose könnte ebenfalls den Husten verursachen. Diese ist zwar bei uns selten geworden, kann aber durch Einwanderung aus dem v. a. östlichen Ausland immer wieder vorkommen [6].