Erkältung: Klassische Arzneimittel

"Antibiotika" bei Erkältung

© PantherMedia / Arne Trautmann

Der Begriff Erkältung ist in der Medizin eine nicht scharf abgegrenzte Bezeichnung. Wenn von einer Erkältung die Rede ist, ist jedoch meistens ein grippaler Atemwegsinfekt gemeint. In diesem Fall ist die Gabe von Antibiotika als Gegenmaßnahme nicht wirksam, da Antibiotika ausschließlich gegen Bakterien wirken.
 Grippale Infekte werden dagegen in den häufigsten Fällen durch Viren, meistens Influenzaviren, verursacht. Da Antibiotika nicht rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind, sollte der behandelnde Arzt erst bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion Antibiotika verschreiben.

Medizinische Fakten

Eine Einnahme von Antibiotika ist nur dann sinnvoll, wenn die Erkältung entweder bakteriellen Ursprungs ist oder im Laufe der viralen Erkältung eine zusätzliche Infektion mit Bakterien (bakterielle Sekundärinfektion) entstanden ist. Gegen Viren sind Antibiotika wirkungslos und können bei den nur unter einer harmlosen Erkältung leidenden Personen sogar eher Schaden anrichten.[1] Antibiotika greifen nämlich nicht nur schädliche, krankmachende Bakterien, sondern auch die eigene Darmflora an, in der sich nützliche Bakterien befinden. Gelegentlich entstehen so lebensgefährliche Darminfektionen, da die Darmflora ins Ungleichgewicht gebracht wird. Vor allem krankmachende Bakterien wie das Clostridium difficile vermehren sich auf Basis der geschwächten Darmflora. Diese Clostridien produzieren Giftstoffe (Toxine), die zu einer Entzündung des Darmes führen können. Ein weiterer Grund, Antibiotika nur bei bakteriellen Infekten einzusetzen, ist die rasche genetische Anpassung von Bakterien an die Medikamente. Sie entwickeln und verbreiten Resistenzen, sodass bakteriell verursachte Krankheiten, wie eine Lungenentzündung (Pneumonie), nur noch kaum durch handelsübliche Antibiotika bekämpft werden könnten, da die Bakterien gegen die gängigen Antibiotika widerstandsfähig (resistent) geworden sind.

Als Therapie gegen eine Virusgrippe (Influenza) eigenen sich Bettruhe, schmerzlindernde Medikamente, fiebersenkende Mittel, Hustensaft und Nasenspray bei Schnupfen. Wenn jedoch das Fieber lange bestehen bleibt und sich auf einer hohen Temperatur hält und es zudem zu eitrigem Auswurf(produktiver Husten) kommt, sollte der behandelnde Arzt eine bakterielle Infektion in Betracht ziehen. Erst dann sollte es zu Verschreibung von Antibiotika kommen.[2]

Wirkungsweise bei Erkältungen

Antibiotika werden zum einen nach ihrer Wirkungsweise in drei Kategorien unterteilt. Diese sind:

  • bakteriostatische (hemmen das Wachstum von Bakterien)
  • bakterizide (töten Zellen ab)
  • bakteriolytische (töten Bakterien durchAuflösen der Zellen)

Zum anderen gibt es auch unterschiedliche Wirkungsorte, an denen die Antibiotika angreifen können. Zu den bakteriolytischen Antibiotika gehören zum Beispiel Penicilline, welche die bakterielle Zellwand angreifen und so den Zelltod verursachen. Diese Art von Antibiotika wirken nicht bei sogenannten gramnegativen, sondern nur bei grampositiven Bakterien, da gramnegative Bakterien um die Zellwand eine äußere schützende Zellmembran besitzen. Grampositive Bakterien besitzen dagegen ausschließlich eine dicke Zellwand (wichtigster Bestandteil: Murein) ohne zusätzliche Zellmembran. Menschliche Zellen bleiben von diesen Antibiotika verschont, da sie überhaupt keine Zellwand besitzen. Penicilline gehören wegen ihres begrenzten Wirkungsspektrums (nur grampositive Bakterien) zur Klasse der Schmalbandantibiotika.

Andere Angriffsorte zur Bekämpfung von Bakterien sind deren Ribosomen. Ribosomen sind Zellbestandteile an denen die Herstellung von Proteinen (Proteinbiosynthese) stattfindet. Die Ribosomen von Prokaryoten (Lebewesen, zu denen Bakterien zählen) unterscheiden sich von denen der Eukaryoten (Menschen, Tiere, Pflanzen), sodass Antibiotika, die sich gegen die Ribosomen richten, keine menschlichen Zellen angreifen. Dazu gehören Antibiotika wie z. B. die bakteriostatischen Tetrazykline. Die sich gegen Ribosomen richtende Antibiotika gehören zur Klasse der Breitbandmedikamente, da sie sowohl grampositive als auch gramnegative Bakterien beeinflussen.

Antibiotika können auch in die bakteriellenStoffwechselprozesse eingreifen. So hemmen Sulfonamide die Folsäureherstellung in Bakterien, welches ein wichtiges Molekül für die DNA-Synthese darstellt. Bakterien können sich daraufhin weder vermehren, noch Stoffwechselvorgänge am Laufen halten und sterben ab.[3]

Im Falle einer bakteriellen Infektion sollte der behandelnde Arzt sich zur Verschreibung eines geeigneten Antibiotikums entscheiden. Diese sollten nach Anweisungen des Arztes bis zum Ende der Therapie eingenommen werden.


Behandlungsmöglichkeiten bei einer Erkältung