Husten: Im Alltag

Husten wird abends schlimmer

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Husten schmerzt nicht nur irgendwann im Hals, sondern stört auch den Alltag, Mitmenschen und das Einschlafen. Wenn der Husten abends schlimmer wird, kann dies mehrere Ursachen haben, bei denen es sich lohnt, genauer hinzuschauen und die Auslöser zu identifizieren. Welche Ursachen infrage kommen und wie diese behandelt werden können, wird im folgenden Text erklärt.

Ursachen von abendlichem Husten

Wenn Husten am Abend schlimmer wird, kann dies entweder daran liegen, dass sich bestimmte Hustenauslöser über den Arbeitstag hin aufsummieren oder dass die heimische Wohnung, die der Betroffene am Ende des Tages betritt, bestimmte Auslöser enthält.

In beiden Situationen können Raumtemperatur und -feuchtigkeit einen Einfluss auf die Atmung haben. Ist die Luft zu trocken oder entsteht beispielsweise durch eine Klimaanlage zu viel Zug, kann dies zu einer Reizung der Atemwege führen.

Auch Allergene lassen sich sowohl am Arbeitsplatz als auch in der Wohnung finden: An beiden Orten können z.B. Schimmelsporen einen Husten oder andere Lungenerkrankungen auslösen. Allergene, die insbesondere in Privatwohnungen vorkommen, sind Staubmilben und Tierhaare. Gerade Polstermöbel und Teppiche können diese Allergieauslöser anziehen und lange festhalten – ein Husten, der sich abends beim Heimkommen einstellt, kann die Folge sein [1]. Dabei ist es durchaus möglich, dass zum Zeitpunkt, als ein Haustier angeschafft wurde, noch keine Allergie vorlag – Allergien entwickeln sich teilweise langsam und auch noch nach Jahren. Typisch sind neben einem Husten eine laufende oder verstopfte Nase und juckende Augen. Wird die Konfrontation mit dem Allergen nicht unterbrochen, kann sich außerdem ein Asthma bronchiale entwickeln, das dann mit Atemnotattacken und einer erschwerten Ausatmung verbunden sein kann [2].

Wird eine Verschlimmerung des Hustens während des Arbeitstages zum Abend hin bemerkt, können dort entstehende Schadstoffe der Auslöser sein, die im Laufe des Tages die Lunge immer mehr belasten. Typisch sind hier meistens Stäube. Diese können organischen, also pflanzlichen oder tierischen Ursprungs sein und umfassen beispielsweise Mehlstäube in der Backindustrie, Getreidestäube in der Landwirtschaft und Bestandteile von Tierhaut oder -kot in der Tierzucht und in Tierhandlungen [3]. Zu den anorganischen Stäuben, die also nichtlebenden Ursprungs sind, gehören unter anderem Quarz- und Metallstäube im Bergbau oder der weiterverarbeitenden Industrien und der zu Recht als gefährlich bekannte Asbeststaub. Nicht jede Hustenreaktion auf einen Staub ist sofort als Allergie zu werten; gerade im Bereich der anorganischen Stäube stehen andere Lungenerkrankungen im Vordergrund, die sich aber ebenfalls in Husten äußern können [4].

All diese Auslöser können alleinige Ursache eines Hustens sein, sich jedoch auch addieren oder eine bereits bestehende virale oder bakterielle Infektion der Luftwege verkomplizieren. Leidet der Betroffene schon länger unter solchen Hustenattacken, empfiehlt sich, in einem Kalender festzuhalten, wann und wie stark die Beschwerden auftraten und ob eventuell Auslöser festzumachen sind. So lassen sich teilweise auch Zusammenhänge identifizieren, die vorher nicht in Betracht gezogen wurden.

Auch die psychische Komponente eines Hustens ist nicht zu unterschätzen: Gerade die Ausprägung von Reizhusten ist stark davon abhängig, wie sehr sich auf den Hustenreiz konzentriert wird. Ist der Betroffene beispielsweise während der Arbeitszeit eher abgelenkt und beschäftigt, können die Rückkehr in die Wohnung und die Entspannung des Feierabends die Konzentration auf den Hustenreiz lenken. Auch Sorgen oder bestimmte Bedürfnisse können sich in Husten äußern: Gerade bei Kindern ist so z. B. das Phänomen des „habituellen Hustens“ bekannt, der eine verlängerte Phase des häufigen Hustens nach einem Ateminfekt ohne großen Leidensdruck beschreibt und der bei Ablenkung und während des Schlafens verschwindet [5].

Behandlung von abendlichem Husten

Um einen Husten, der abends schlimmer wird, zu behandeln, ist eine genaue Beobachtung der Umstände, in denen der Husten auftritt, essentiell, um die richtige Ursache zu finden. Häufig lässt sich schon durch eine Veränderung des Raumklimas eine Linderung verschaffen, indem beispielsweise häufiger gelüftet oder die feuchte Raumluft aus Küche und Badezimmer genutzt wird, um die anderen Räume zu befeuchten. Wird eine trockene Raumluft als Auslöser des Hustens vermutet, kann eine Schüssel mit Wasser auf der Heizung die Luftfeuchtigkeit erhöhen. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass das Wasser täglich gewechselt und die Schüssel gründlich ausgespült wird, da sich sonst im stehenden Wasser schnell Keime bilden können, die dann erneut zu Husten und Lungenerkrankungen führen können. Von direkten Raumbefeuchtern wird deshalb auch abgeraten, da die Systeme häufig schwer zu reinigen sind und so einen Nährboden für Krankheitserreger darstellen [6].

Wird eine Allergie vermutet bzw. bestätigt sich diese bei einem Haut- oder Bluttest, ist die Vermeidung des Allergens die erste wichtige Maßnahme. Polstermöbel und Teppichesollten zumindest aus Schlaf- und Kinderzimmern entfernt werden; im Bett kann ein Matratzenüberzug gegen eine zu starke Staubmilbenbelastung helfen. Ist ein Familienmitglied gegen Tierhaare allergisch, bedeutet dies leider meist, dass das Haustier abgegeben werden muss – geschieht dies nicht, kann eine Weiterentwicklung der Allergie zum Asthma die Folge sein. Schimmel sollte in jedem Fall schnellstmöglich entfernt werden. Eventuell muss dafür auch der Vermieter eingebunden werden, wenn Fehler am Bau für die Schimmelbildung verantwortlich sind.

Schwieriger gestaltet sich meist die Allergen- und Hustenauslöser-Vermeidung am Arbeitsplatz. Regelmäßige arbeitsmedizinische Untersuchungen sollten Teil einer jeden Mitarbeiterversorgung in Betrieben sein, die mit gesundheitsgefährdenden Stoffen arbeiten. Auch für die Benutzung von Atemmasken gelten Empfehlungen, die meist bei den Berufsgenossenschaften eingesehen werden können. Lassen sich die Symptome so nicht kontrollieren, muss eventuell ein Arbeitsplatzwechsel eingeleitet werden – im besten Fall geschieht dies intern in eine andere Abteilung oder der Beruf muss komplett aufgegeben werden. Viele dieser Lungenerkrankungen am Arbeitsplatz werden als Berufskrankheiten gewertet und eine Neuorientierung wird dementsprechend unterstützt.

Gegen Allergien gibt es verschiedene Medikamente. Eine Hauptgruppe sind die Antihistaminika (z. B. Ceterizin und Loratadin), die bestimmte Rezeptoren besetzen und so die Wirkung des Gewebshormons Histamin abschwächen, das für die typischen Symptome von Allergien wie der laufenden Nase oder geröteten Haut verantwortlich ist. Außerdem kommt der Wirkstoff Cromoglicinsäure, der die Ausschüttung von Histamin aus den Zellen verhindert, in Augen- und Nasentropfen sowie Tabletten zum Einsatz. Wirken sich die Allergien auf die Atemwege aus, besteht die Therapie aus Betamimetika-Sprays (z.B. Sultanol®, Cyclocaps® Salbutamol, Berotec®), welche die Bronchien weit stellen und teilweise mit entzündungshemmenden Glukokortikoiden (z.B. Pulmicort®, Ventolair®, Sanasthmax®) kombiniert werden [7].

Stört der Husten beim Einschlafen, können Hustenstiller(Antitussiva) (z.B. NeoTussan®, Silomat®, Hustenstiller-ratiopharm®) oder das Lutschen von Pastillen (z.B. isla moos®, Lemocin®, Ipalat®) helfen, die Schleimhäute zu beruhigen und so den Hustenreiz zu unterdrücken. Bei Kindern ist jedoch Vorsicht geboten, da einige Hustenstiller Wirkstoffe wie das morphinähnliche Codein enthalten, die für Kinder nicht zugelassen sind [8]. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass sich die Kinder nicht an Lutschpastillen verschlucken.

Wird eine psychosomatische Komponente als Auslöser des Hustens identifiziert und ist der Leidensdruck sehr hoch, kann eine Verhaltenstherapie helfen, die Symptome zu verstehen und zu lösen. Ein habituelles Husten bei Kindern kann meist schon durch ein offenes Gespräch mit dem Kinderarzt geklärt werden; nur selten ist hier eine Psychotherapie notwendig.

Zu beachten

Jeder zusätzliche Schadstoff in der Luft kann einen neuen Hustenreiz auslösen. Deshalb sollte in einer Wohnung mit von Husten Betroffenen nicht geraucht werden [9].