Husten Reizhusten: Ursachen

Reizhusten durch Schilddrüse

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Husten (Tussis) ist in allererster Linie ein Schutzmechanismus, der die oberen und unteren Atemwege von Fremdkörpern und Sekreten reinigen soll. Unter Reizhusten wird ein Husten verstanden, der unproduktiv, also eher trocken ist. [1] Häufige Ursachen für einen Reizhusten ist das Einwirken von Schadstoffen wie z.B. Zigarettenrauch, Staub oder Fremdkörpern. Auch zu Beginn eines Infektes der oberen Luftwege kann ein Reizhusten auftreten. Ebenso als Nebenwirkung verschiedener Medikamente, vor allem von ACE-Hemmern (Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer). [2] Eine Vergrößerung der Schilddrüse, vor allem im Rahmen eines ernährungsbedingten Jodmangels, kann ebenfalls einen Reizhusten verursachen. [3]

Medizinische Fakten

Die Vergrößerung der Schilddrüse ist eine eher seltene Ursache für Reizhusten. Viel häufiger tritt er, wie beschrieben, im Zusammenhang mit Infekten der oberen Atemwege, dem Einwirken von Schadstoffen oder Allergenen auf. Aufgrund der Häufigkeit von Schilddrüsenerkrankungen in der Bevölkerung ist dieses Symptom in der Gruppe der Betroffenen allerdings häufiger zu beobachten. Hierbei führt eine Vergrößerung des Schilddrüsengewebes zu einer Kompression der Luftröhre mit konsekutivem Hustenreiz. [3] [4]

Biologischer Zusammenhang

Die Schilddrüse (Glandula thyroidea) ist H-förmig und liegt vor der Luftröhre. Sie gehört zu den am besten durchbluteten Organen und bildet zwei Hormone: Tetrajodthyronin (T4, Thyroxin) und Trijodthyronin (T3). [5] Die Wirkung der Schilddrüsenhormone besteht vor allem in der Steigerung von Grundumsatz und Gesamtstoffwechsel. Außerdem haben sie einen fördernden Einfluss auf Wachstum und Entwicklung sowie den Calcium- und Phosphatumsatz. Die Funktion der Schilddrüse unterliegt einem übergeordneten Regelkreis und wird durch das Hormon TSH (Thyroidea-Stimulating-Hormone) aus der Hirnanhangsdrüse zur Hormonproduktion und –Freisetzung angeregt. Hohe Spiegel von Schilddrüsenhormonen im Blut wirken wiederum hemmend auf die Produktion von TSH in der Hirnanhangdrüse. [6]

Für die Produktion der Schilddrüsenhormone wird das Spurenelement Jod benötigt. Bei mangelhafter Aufnahme von Jod über die Nahrung kann es zu einer vermehrten Ausschüttung von TSH und damit einer kompensatorischen Vergrößerung der Schilddrüse (Struma) kommen. Bei der Struma handelt es sich um eine häufige Erkrankung der Schilddrüse. Mehr als 90% der Schilddrüsenerkrankungen sind Strumen, bei denen die Hormonproduktion jedoch noch normal ist (euthyreote Struma). Ca. 30% der deutschen Bevölkerung sind davon betroffen. [4] Die Böden in Deutschland gelten als jodarm. Somit sind auch die bodenständigen Nahrungsmittel und das Grundwasser arm an Jod, was die mangelhafte Jodaufnahme über die Nahrung bedingt. [7]

Je nach Größe der Struma teilt die WHO (World Health Organisation) drei Grade ein. Grad 0 bezeichnet eine Struma, die weder sicht- noch tastbar ist, aber durch eine Ultraschalluntersuchung festgestellt werden kann. Eine Struma Grad 1 ist bereits tastbar, fällt aber bei Betrachtung des Halses noch nicht auf. Strumen, die sicht- und tastbar sind, werden Grad 2 zugeordnet. Bei übermäßigem Wachstum der Schilddrüse kann es zur Verdrängung der Luftröhre kommen, was zu einem Hustenreiz und infolge der Kompression im Verlauf auch zu verstärkten Atemgeräuschen führen kann. Je nach Alter ,Größe und knotiger Umwandlung der Struma besteht die Gefahr der Entwicklung einer sogenannten Schilddrüsenautonomie. Dabei bildet die vergrößerte Schilddrüse unabhängig vom TSH-Spiegel Schilddrüsenhormone, was zu einer latenten Hyperthyreose führen kann. Eine erhöhte Jodzufuhr z.B. durch jodhaltige Medikamente oder Röntgenkontrastmittel kann dann eine thyreotoxische Krise auslösen. [4]

Behandlung von Reizhusten durch die Schilddrüse

Da der hier beschriebene Reizhusten durch eine Struma verursacht wird, kann durch eine Behandlung derselben häufig eine Linderung dieses Symptoms erreicht werden.

Mittel der Wahl bei der Behandlung einer euthyreoten Struma ohne Autonomie ist die Jodid-Substitution, wodurch der Jodmangel beseitigt wird. Diese Behandlung kann das Schilddrüsenvolumen um ca. 10% reduzieren. Bei Allergie gegen Jodid oder Vorliegen einer Autonomie darf dieses Präparat nicht gegeben werden.

Eine Kombinationstherapie mit Jodid und Thyroxin (T4) senkt die der Schilddrüsenvergrößerung zugrunde liegende TSH-Produktion in der Hirnanhangsdrüse. Dadurch kann eine Volumenreduktion von ca. 20% erreicht werden. Diese Therapie wird bei älteren Patienten nicht empfohlen, da eine möglicherweise durch die Therapie verursachte manifeste Hyperthyreose kardiovaskuläre Ereignisse sowie die Ausbildung einer Osteoporose fördern kann. Eine regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenwerte ist bei dieser Medikation erforderlich. [8]

Große, knotige Strumen, die umliegende Organe beeinträchtigen, sowie autonome Strumen müssen operativ therapiert werden. Je nach Befund werden Teile oder auch das ganze Organ reseziert. In Abhängigkeit vom Restvolumen der Schilddrüse muss dann lebenslang Jodid und möglicherweise Thyroxin substituiert werden. [8]

Bei Inoperabilität oder dem erneuten Auftreten einer Struma (Rezidivstruma) ist eine Radiojodtherapie möglich. Dabei wird radioaktiv markiertes Jod (131Jod) gegeben, welches als sogenannter β-Strahler das jodspeichernde Gewebe der Schilddrüse zerstört. Dadurch kann eine Volumenreduktion von ca. 40% erreicht werden. [8]

Zu beachten

Die beste Prophylaxe der Entstehung von Jodmangelstrumen und damit auch der funktionellen Autonomie ist die ausreichende Versorgung mit Jod. Die Jodierung des Speisesalzes ist eine mögliche Maßnahme. Auch Salzwasserfisch bietet eine gesunde Jod-Quelle. Schwangere haben einen besonders erhöhten Bedarf an Jod (ca. 200 μg/d), da die kindliche Schilddrüse schon in der 12. Schwangerschaftswoche mit der Bildung von Schilddrüsenhormonen beginnt. [8]

Ein Reizhusten über mehr als drei Wochen sollte immer ärztlich abgeklärt werden. Ebenso Begleiterscheinungen wie Atemnot (Dyspnoe) , Blut im Sputum (Hämoptyse) und Schmerzen hinter dem Brustbein. Bei Reizhusten im Zusammenhang mit einer Erkrankung der Schilddrüse sollte auch eine Schwellung des Halses, Nervosität, Schlaflosigkeit, schneller Herzschlag (Tachykardie), Gewichtsverlust und vermehrtes Schwitzen ärztlich untersucht werden. [9]