Husten In der Nacht: Krankheitstypen

Reizhusten (beim Schlafen)

© PantherMedia / Karel Miragaya

Wenn das Symptom Husten (lat. Tussis) in der Medizin betrachtet wird, sollte zunächst der Reizhusten vom produktiven Husten abgegrenzt werden.

Liegt Reizhusten vor, fehlt in der Regel der weißliche, gelbe oder blutige Auswurf, der beim produktiven Husten entsteht.[5]

Husten stellt einen Atemschutzreflex dar und soll die Atemwege von Fremdstoffen wie Staub, Krankheitserregern, schädlichen Gasen oder Fremdkörpern, aber auch von Schleim befreien. Ausgelöst wird dieser Reflex durch eine Reizung der Mechanorezeptoren (Fühler, die auf Berührung reagieren) in den Schleimhäuten von Kehlkopf und Luftröhre durch diese Fremdpartikel. Der Reiz wird über Nervenfasern an das Atemzentrum im Hirnstamm geleitet, das daraufhin die Atemmuskulatur (Zwerchfell, Zwischenrippen-, Bauchmuskulatur) aktiviert. Es kommt zu einem tiefen Atemzug, die Stimmritze in der Luftröhre wird geschlossen und der Luftdruck in den Atemwegen steigt an. Durch ein heftiges, plötzliches Ausatmen öffnet sich die Stimmritze und mit diesem Luftstoß werden die Fremdstoffe ausgeschieden.[1] Dies kann auf natürliche Art und Weise geschehen, beispielsweise beim Verschlucken eines Gegenstandes, jedoch auch krankhaften, also pathologischen Wert haben.[13]

Ursachen von Reizhusten beim Schlafen

Tritt der Reizhusten während der nächtlichen Schlafphasen auf, deutet dies am ehesten darauf hin, dass eine Trockenheit der Atemwege vorliegt.[12] Häufig entsteht diese durch eine zu geringe Luftfeuchtigkeit im Raum. Das Einatmen trockener Luft, z. B. Heizungsluft, trocknet die Schleimhäute aus; diese werden dadurch gereizt und lösen einen Hustenreflex aus. Außerdem wird eine Infektion mit Krankheitserregern begünstigt.[14]

Zu denken wäre außerdem an eine Reizung der Atemwege durch Schadstoffe. Geben Patienten beispielsweise eine Wohnsituation nahe der Autobahn an, ist dadurch eine dauerhaft höhere Schadstoffbelastung zu vermuten. Die Schadstoffe reizen ebenfalls die Schleimhäute und lösen Reizhusten aus. Überdies kann eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ein Grund für nächtlichen Reizhusten sein. Zigarettenrauchen zählt zu den Risikofaktoren einer COPD.[2]

Menschen, die Probleme mit Sodbrennen (Symptom für die gastroösophageale Refluxkrankheit) haben, klagen ebenfalls in manchen Fällen über nächtlichen Reizhusten. Durch den Rückfluss von Magensäure, der besonders durch die Liegeposition begünstigt wird, und durch ein Aufstoßen von saurem Sekret kann Mageninhalt bis in die Atemwege gelangen, dort die Schleimhaut reizen und einen Hustenreflex auslösen.[4] In seltenen Fällen kann nächtlicher Reizhusten auch als Nebenwirkung eines Arzneimittels – wie z. B. blutdrucksenkende Medikamente wie Beta-Blocker oder ACE-Hemmer – auftreten.[5]

Behandlung des nächtlichen Reizhustens

Nächtlicher Reizhusten aufgrund von Trockenheit lässt sich beispielsweise behandeln, indem vor dem Schlafengehen die Heizung ausgeschaltet und der Schlafraum durchgelüftet wird, nachts das Fenster gekippt stehen gelassen wird oder Wasser, in Schüsseln aufgestellt, verdunsten kann. Dies trägt zur Befeuchtung der Raumluft bei. Auch die Einnahme eines hustenstillenden Tees, beispielsweise Pfefferminztee, kann zur Linderung beitragen; empfehlenswert ist Honig darin. Dadurch werden die Schleimhäute befeuchtet, beruhigt und gepflegt. Auch eine warme Milch vor dem Zubettgehen, zubereitet ebenfalls mit einem Teelöffel Honig, hat sich diesbezüglich bewährt, da dies die Schleimproduktion anregt.[12]

Sind die Atemwege gereizt und liegt eine erkennbare Quelle für eine Schadstoffexposition (der Betroffene ist Schadstoffen ausgesetzt) vor, sollte versucht werden, die schädigenden Substanzen zu vermeiden, also beispielsweise das Rauchen aufzugeben. Bei anhaltenden Beschwerden sollte eine COPD vom Arzt abgeklärt werden.[2]

Patienten mit Sodbrennen sollten auf ihr Gewicht achten, kleine Mahlzeiten einnehmen, diese nicht zu spät abends einplanen und nach Möglichkeit auf übermäßigen Süßigkeiten-, Kaffee-, Nikotin- und Alkoholkonsum verzichten.[4]

Bei Unverträglichkeit von Blutdruckmedikamenten ist anzuraten, Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten. In den meisten Fällen wird ein Präparatwechsel empfohlen.[10]

Eine Therapie mit Hustenhemmern (Antitussiva) ist möglich und vor allem bei nächtlichen Beschwerden sehr erfolgversprechend. Diese Medikamente hemmen den Hustenreflex entweder zentral direkt im Gehirn oder setzen an bestimmten Rezeptoren (Fühlern) in der Lunge und/oder in den Bronchien an (periphere Wirkung). Hierzu eingesetzte Wirkstoffe sind beispielsweise Codein (z. B. in Codipront®, Bronchicum® Mono Codein, Codicaps®), Dihydrocodein (z. B. in Paracodin®, Tiamon® Mono retard, DHC Mundipharma®), Levodropropizin (z. B. in Levopront®, Quimbo®, Levotuss®) oder Pentoxyverin (z. B. in Sedotussin®, Balsoclase® Antitussivum, Silomat®). Codein und Levodropropizin sollten jedoch genau nach Anweisung des Arztes eingenommen werden. Sie bergen aufgrund ihrer Herstellungsform ein Suchtpotenzial, da sie aus Opioiden gewonnen werden. Antitussiva dürfen nicht bei produktivem Husten eingesetzt werden, da sie das Abhusten des Schleims verhindern und es somit in manchen Fällen zum Aufstau des Lungensekrets kommen kann.[11]

Zu beachten

Husten ist ein Symptom, das jeder kennt, das jedoch nicht unterschätzt werden darf.

Eine unverzügliche Abklärung der Erkrankung wird notwendig, wenn der Reizhusten dauerhaft besteht. Dann könnte sich hinter dem harmlosen Symptom eine ernstere Erkrankung, z. B. eine Sarkoidose (entzündliche Erkrankung des Gewebes, hauptsächlich in der Lunge), verbergen.[8]

Aufmerksam werden sollte der Patient auch, sobald Fieber, Gewichtsverlust oder blutiger Auswurf hinzukommen. Dann ist es wichtig, eine Lungentuberkulose, Bronchiektasen und ein Bronchialkarzinom auszuschließen. Die Lungentuberkulose ist eine Infektionskrankheit, welche durch Mycobacterium tuberculosis hervorgerufen und häufig als Grippe fehlgedeutet wird. Diese Erkrankung ist sehr ansteckend; daher ist es wichtig, auf die oben beschriebenen Symptome zu achten.[7] Bronchiektasen sind Ausweitungen der Lungenhohlräume durch eine Entzündung.[6] Bei Gewichtsverlust in Zusammenhang mit chronischem Reizhusten sollte ein bösartiges Geschehen in der Lunge, ein Lungenkarzinom, als Möglichkeit in Betracht gezogen werden.[9]

Deutliche Atemnot könnte ein Hinweis auf eine vorliegende obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Asthma oder eine Lungenfibrose, eine Zerstörung des Lungengewebes, sein.[3]