Husten In der Nacht: Krankheitstypen

Reizhusten (abends/nachts)

© PantherMedia / Karel Miragaya

Unter Reizhusten wird das klinische Symptom des Hustens (Tussis) verstanden, der ohne eine relevante Bildung von Sekret einhergeht.

Der Husten an sich bezeichnet zunächst eine Reaktion des Körpers, bei der es durch Schließen der Stimmritze zu einem Druckaufbau in den unteren Atemwegen kommt und im Anschluss daran durch heftiges, plötzliches Ausatmen mit Hilfe des daraus entstehenden Luftstroms Fremdstoffe und Sekret ausgeschieden werden. [12]

Dass die Bildung von Sekreten ausbleibt, bedeutet, dass bei Reizhusten in der Regel der weißliche, gelbe oder blutige Auswurf fehlt, der beimproduktiven Husten entsteht; von daher wird Reizhusten auch als unproduktiv bezeichnet und muss somit als Krankheitssymptom vom produktiven Husten abgegrenzt werden. [5]

Husten als körperliches Phänomen ist zumeist nicht als gefährlich einzuordnen, da er einen Reflexdarstellt, der die Atemwege vor Fremdstoffen wie Staub, Krankheitserregern, schädlichen Gasen oder Fremdkörpern schützen soll. [1] Er kann jedoch auch einen krankhaften Wert haben, vor allem, wenn er während der Schlafphasen auftritt und so den Erholungsprozess behindert. Im Folgenden sollen daher mögliche Erkrankungen, die mit abendlichem oder nächtlichem Reizhusten einhergehen, mit ihren Ursachen und ihrer Behandlung dargestellt werden. [12]

Ursachen von Reizhusten nachts/abends

Einer der häufigsten Gründe dafür, dass abends, bzw. nachts Reizhusten auftritt, ist, dass eine Trockenheit der Atemwege vorliegt. [11] Begründet liegt eine solche Trockenheit zumeist darin, dass die Luftfeuchtigkeit im Raum zu gering ist. Das trocknet die Schleimhäute in den Atemwegen aus, welche dadurch gereizt werden und diese Reizung einen Hustenreflex auslöst. Das Einatmen von zu trockener Luft, durch eine dauerhaft angestellte Heizung oder schlecht durchlüftete Räume, kann ein Grund dafür sein. Zusätzlich begünstigt trockene Luft die Infektion mit Krankheitserregern, da ausgetrocknete Schleimhäute keine gute Barriere vor Krankheitserregern bieten. [13]

Nächtlicher oder abendlicher Reizhusten kann ebenfalls dann auftreten, wenn Probleme mit dem sogennnten Sodbrennen (gastroösophagealeRefluxkrankheit) vorliegen. Durch die horizontale Liegeposition wird der Rückfluss von Magensäurein die Speiseröhre begünstigt. Häufig sorgen auch weitere Risikofaktoren, wie späte fettreiche Mahlzeiten oder ein hoher abdomineller Druck durch Schwangerschaft oder Fettleibigkeit (Adipositas), für das Entstehen dieses Krankheitsbildes. Durch den Reflux von Magensäure werden die Schleimhäute gereizt und es kommt zu einem Hustenreflex mit unproduktivem Husten. [4]

Wenn Sodbrennen und eine zu trockene Atemluft als Ursachen für den Reizhusten abends/nachts nicht in Frage kommen, sollte eine Reizung der Atemwege durch Schadstoffe als mögliche Ursache abgeklärt werden. Prädestiniert für eine solche Problematik sind Patienten, die beispielsweise nahe an der Autobahn wohnen und hierdurch einer größeren Schadstoffbelastung ausgesetzt sind, ebenso wie Zigarettenrauchen. Beide Faktoren begünstigen das Festsetzen von Feinstaubpartikeln in den Lungen, die durch eine Reizung der Schleimhäute Reizhusten auslösen können. Hinzu kommt, dass diese Risikofaktoren für die Entstehung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (kurz COPD) sind- eine Krankheit, die sich durch das Symptom Reizhusten äußert. [2]

Eher Ausnahmefälle stellen die Reaktionen aufMedikamente dar. Es gibt Patienten, die in Form einer Nebenwirkung mit Reizhusten auf die Einnahme eines bestimmten Präparates reagieren, zumeist sind dies Herzmedikamente wie Beta-Blocker oder ACE-Hemmer. [5]

Behandlung des nächtlichen Reizhustens

Eine gereizte Schleimhaut, die aufgrund von Trockenheit zu nächtlichem Husten führt, lässt sich mit einfachen Hausmitteln bekämpfen.

Empfehlenswert ist es, vor dem Schlafengehen die Heizung auszuschalten und den Schlafraum durchzulüften. Auch Schlafen mit gekipptem Fenster ist möglich. Ebenso ist es möglich, Wasser in Schüsseln zu füllen und im Raum verteilt aufzustellen. Die Verdunstung des Wassers trägt dann ebenfalls zur Befeuchtung der Raumluft bei.

Ist eine Behandlung am Patienten selbst gewünscht, können hustenstillende Teevarianten oder eine warme Milch mit Honig vor dem Zubettgehen hilfreich sein. Die ätherischen Öle in Hustentees (beispielsweise Pfefferminztee, aber auch andere Kräutersorten) haben eine beruhigende, die Schleimhaut befeuchtende Wirkung. Milch und Honig regen zusätzlich die Schleimproduktion an.[11] Hierbei ist noch einmal die Abgrenzung zum produktiven Husten wichtig, denn eine Verschleimung ist hier kontraproduktiv, während sie beim Reizhusten erwünscht ist.

Bei einer Reizung des Bronchialsystems durch Schadstoffe sollte versucht werden, die schädigenden Substanzen zu meiden. Dies bedeutet, dass es empfehlenswert wäre, beispielsweise das Rauchen aufzugeben und so das Risiko für Erkrankungen wie COPD zu vermindern. Bei anhaltenden Beschwerden ist es aufgrund der Schwere dieser Erkrankungen jedoch sehr wichtig, einen Arzt zu Rate zu ziehen. [2]

Wenn Sodbrennen der Grund für das Unwohlsein des Patienten ist, dann ist es häufig zu empfehlen, eine Gewichtsreduktion anzustreben. Außerdem ist es sehr wichtig, auf kleine aber regelmäßige Mahlzeiten zu achten und die letzte nicht abends spät einzuplanen. Dies könnte unter Umständen vor allem den abendlichen Reizhusten reduzieren. Außerdem sollte auf Genussmittel wie Süßigkeiten, Alkohol, Kaffee oder – auch hier- Nikotin weitestgehend verzichtet werden.[4]

Ist der nächtliche oder abendliche Reizhusten in Folge des Gebrauchs eines Medikaments aufgetreten, ist ebenfalls ein Arztbesuch erforderlich. Hier kann ein Präparatwechsel besprochen werden.[9]

Unter gewissen Bedingungen, beispielsweise wenn der unproduktive Husten sehr anstrengend wird oder über einen langen Zeitraum anhält, kann eine Therapie mit Hustenhemmern erfolgen (Antitussiva). Diese Medikamente hemmen den Hustenreflex entweder direkt im Gehirn oder setzen an bestimmten Sensoren in der Lunge an. Eingesetzte Wirkstoffe können beispielsweiseCodein sein(Codipront®, Bronchicum® Mono Codein, Codicaps®), Dihydrocodein (z. B. in Paracodin®, Tiamon® Mono retard, DHC Mundipharma®), Levodropropizin (z. B. in Levopront®, Quimbo®, Levotuss®) oder Pentoxyverin (z. B. in Sedotussin®, Balsoclase®Antitussivum, Silomat®).

Aufgrund der Art ihrer Herstellung bergen vor allem Codein und Levodropropizin besondere Gefahren, da sie aus Opioiden gewonnen werden und somit eine Abhängigkeit und eine Hemmung des Atemsystems verursachen können. Von daher sollten sie nur nach ärztlicher Indikation eingenommen werden. Vorsicht ist vor allem bei einer bereits bestehenden Suchtkrankheit und bei Patienten mit Störung der nächtlichen Atemmotorik (Schlafapnoe) geboten. Außerdem dürfen sie nicht bei produktivem Husten eingesetzt werden, da sonst das Sekret nicht abgehustet werden kann, es sich in den Lungen anstaut und so das Risiko einer Verschlechterung der Erkrankung erhöht.[10]

Zu beachten

Aufmerksam werden sollte man als Patient, wenn der Reizhusten dauerhaft besteht, denn dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich hinter dem Husten eine ernsthaftere Erkrankung verbirgt.

Lang anhaltender Reizhusten kann beispielsweise Symptom einer Sarkoidose, einer entzündlichen Erkrankung des Gewebes und vor allem des Lungenparenchyms, sein. [7]

Wenn sich Atemnot zusätzlich zum Reizhusten einstellt, könnte dies Hinweis auf eine COPD(s.o.) sein, ebenso wie auf eine Lungenfibrose, bei der es zur langsamen fortschreitenden Zerstörung des Lungengewebes kommt. [3]

Registriert der Hustende zusätzlich Fieber, ungewollten Gewichtsverlust oder blutigen Auswurf(Hämoptoe), dann sollten zwei weitere Erkrankungen ausgeschlossen werden:

Zunächst die Lungentuberkulose, eine Krankheit, die früher als Schwindsucht bezeichnet wurde und sehr ansteckend ist. Sie wird durch das Mycobakterium tuberculosis hervorgerufen und wegen ihrer Seltenheit häufig als Grippe fehlgedeutet. [6]

Zweitens können die oben angesprochenen Symptome auch auf ein bösartiges Geschehen in der Lunge hindeuten, das sogenannte Lungenkarzinom. [8]

In den meisten Fällen ist abendlicher bzw. nächtlicher Reizhusten zunächst als harmloses Phänomen einzuordnen, das häufig auftritt und meist aufgrund einer leicht behebbare Ursache entstanden ist.