Husten: Ursachen

Husten durch Chlamydien?

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Chlamydien sind Bakterien, die nach Infektion des Menschen diverse Krankheitsbilder auslösen können. Hierzu zählen beispielsweise Lungenentzündungen (Pneumonien), welche unter anderem mit Beschwerden wie Husten einhergehen.

Im Folgenden soll speziell auf die durch Chlamydien verursachten Pneumonien eingegangen werden, wobei besonders medizinische Fakten, biologische Zusammenhänge und zu beachtende Informationen besprochen werden sollen.

Medizinische Fakten

Es existieren verschiedene Arten von Chlamydien, von welchen ausschließlich drei den Menschen betreffende (humanpathogene) Krankheitserreger darstellen. Hierzu zählen Chlamydia trachomatis, Chlamydia psittaci und Chlamydia pneumoniae, wobei die beiden Letzteren pulmonale Erkrankungen verursachen können.
Infektion mit Chlamydia pneumoniae

Nach einer Infektion mit Chlamydia pneumoniae kommt es nach ein bis drei Wochen Inkubationszeit zu ersten Symptomen. Initial sind meist die oberen Atemwege betroffen, so dass es zu Entzündungen in Nase- und gegebenenfalls Nasennebenhöhlen (Rhinitis, Rhinosinusitis), sowie Rachen (Pharyngitis) kommen kann. Hierbei werden meist keine Beschwerden beobachtet, so dass in aller Regel die Infektion des oberen Respirationstrakts mit einem asymptomatischen Verlauf einhergeht. Gelegentlich können folgende Symptome auftreten:

  • Schnupfen (Rhinorrhö)
  • Halsschmerzen
  • Heiserkeit (Dysphonie)

Bei fortschreitender Infektion kann es zur Entzündung der unteren Atemwege kommen, zu denen die Luftröhre (Trachea), ihre Verzweigungen (Bronchien) und das Lungengewebe (Pulmo) gehören. [1] Die ausgelöste Entzündung des Lungengewebes (Pneumonie) ist bei der durch Chlamydien ausgelösten Lungenentzündung meist im bindegewebigen Zwischenraum zwischen Lungenbläschen (Alveolen) und Blutgefäßen (Kapillaren) lokalisiert. Dieser Spalt wird als Interstitium bezeichnet. Bei den meisten Pneumonien befindet sich hingegen das Entzündungsinfiltrat in den Alveolen, so dass beim Abhorchen (Auskultation) der Lunge Rasselgeräusche hörbar sind. Diese fehlen in der Regel bei der interstitiellen Pneumonie. Auch der Krankheitsverlauf, sowie weitere Symptome sind eher untypisch, weshalb die durch Chlamydien verursachte Pneumonie zu den atypischen Pneumonien gezählt wird, welche sich meist mit folgenden Beschwerden manifestieren:

  • Langsamer Krankheitsbeginn
  • Trockener Husten (Tussis)
  • Atembeschwerden bis Luftnot (Dyspnoe)
  • Gelegentlich Fieber
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Fehlen von Rasselgeräuschen bei der Auskultation

Im Gegensatz zur atypischen Pneumonie werden bei der typischen Pneumonie folgende Symptome beobachtet:

  • Plötzlicher Krankheitsbeginn
  • Hohes Fieber bis 40°C möglich
  • Luftnot (Dyspnoe)
  • Erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe)
  • Erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie)
  • Starkes Krankheitsgefühl
  • Trockener oder produktiver Husten
  • Deutlich hörbare Rasselgeräusche bei der Auskultation
  • Gegebenenfalls atemabhängige Schmerzen durch Mitbeteiligung des Lungenfells (Pleura)[2]

Natürlich können atypische Pneumonieerreger, zu denen Chlamydien, Legionellen oder Mykoplasmen zählen, in seltenen Fällen auch typische Pneumonien auslösen.

Bei Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen, wie chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder Asthma bronchiale, löst eine Infektion mit Chlamydien häufig eine akute Symptomverschlechterung (Exazerbation) aus.

Infektion mit Chlamydia psittaci

Diese Art der Chlamydien verursacht vorrangig bei Vögeln Infektionskrankheiten, welche über Kontakt mit den infizierten Vögeln oder Einatmen von vogelmisthaltigem Staub im Rahmen der Käfigreinigung auf den Menschen übertragen werden können. Die infizierten Tiere können dabei völlig symptomlos erscheinen. Die durch Chlamydia psittaci beim Menschen verursachte pulmonale Erkrankung (Psittakose, Ornithose) wird deshalb vorrangig bei Vogelhaltern beobachtet, besonders im Zusammenhang mit der Papageienzucht, weshalb dieses Krankheitsbild auch als Papageienkrankheit bekannt ist
Die Beschwerden ähneln sehr denen der atypischen Pneumonie:

  • Grippeähnliche Symptome
    – Fieber
    – Kopf- und Gliederschmerzen
    – trockener Husten
    – reduzierter Allgemeinzustand
  • Evt. Magen-Darmbeschwerden (gastrointestinale Symptomatik)
    – Durchfall (Diarrhoe)
    – Übelkeit, Erbrechen (Emesis)
  • Vergrößerung von Leber und Milz (Hepatosplenomegali)
  • Hautausschlag (Exanthem) mit roseolenähnlichem Bild [1]

Beide pulmonalen Erkrankungen können im Röntgenbild durch diffuse Verschattungen über allen Bereichen der Lunge auffällig werden.

Biologischer Zusammenhang

Da Chlamydien nicht in der Lage sind ein für den Energiestoffwechsel essenzielles Molekül (Adenosintriphosphat, ATP) zu bilden, müssen sie ihren Energiebedarf über die Wirtszelle decken, um zu überleben. Aus diesem Grund zählen Chlamydien zu den obligat intrazellulären Bakterien.

Der Erreger existiert in zwei unterschiedlichen Formen als infektiöse Elementarkörperchen und nicht infektiöse Retikularkörperchen. Im Gegensatz zu den Retikularkörperchen sind die Elementarkörperchen auch in der Lage über kurze Zeit außerhalb von einer Wirtszelle zu überleben. Sie werden beispielsweise durch Niesen einer infizierten Person in die Umgebung abgegeben und gelangen durch Inhalation in den Organismus einer weiteren Person (Tröpfcheninfektion). Dort lagern sie sich an Zellen an (Adhäsion) und dringen in diese ein, was zur Infektion mit dem Bakterium führt. In der Wirtszelle differenzieren die Elementarkörperchen zu Retikularkörperchen, welche zur Zellteilung befähigt sind. Durch Zweiteilung vermehrt sich so das Bakterium innerhalb der Wirtszelle. Am Ende eines solchen Entwicklungszyklus entstehen nach 48-72 Stunden hunderte neue Retikularkörperchen, welche zurück zu Elementarkörperchen differenzieren und im Anschluss aus der Zelle freigesetzt werden, um neue Zellen zu infizieren. [1]

Zu beachten

Neben den beiden Arten Chlamydia pneumoniae und Chlamydia psittaci existiert eine dritte Spezies, welche als Clamydia trachomatis bezeichnet wird. Diese gilt als der häufigste Infektionserreger für sexuell übertragbare Krankheiten. Bei Männern führt eine Infektion häufig zu einer Entzündung der Urethra (Urethritis), welche meist asymptomatisch verläuft und daher lange Zeit unbemerkt bleiben kann. Durch ungeschützten Geschlechtsverkehr kann das Bakterium übertragen werden. Auch Frauen merken meist keine Symptome nach einer Infektion. Steigt das Bakterium jedoch den Urogenitaltrakt weiter auf, kann es zu Entzündungen der Eileiter kommen (Salpingitis), die durch Verklebungen und Verwachsungen charakterisiert sind. Hierdurch kann es zur Unfruchtbarkeit (Infertilität) der Frau kommen. [3]