Husten: Ursachen

Husten durch Magensäure

© PantherMedia / Markus Guhl

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (Gastroesophageal-Reflux-Disease, GERD) ist ein sehr häufiges Krankheitsbild, welches sich durch übermäßiges Aufstoßen von Magensäure charakterisieren lässt. Hierbei gelangt die aggressive Magensäure in die Speiseröhre (Ösophagus) und unter Umständen auch bis in den Rachen (Pharynx), was zu einer Schädigung der Schleimhäute dort führt. Bemerkbar macht sich die Erkrankung typischerweise durch lang anhaltenden (chronischen) Husten, Schluckbeschwerden, Sodbrennen, sowie das Aufstoßen von Luft. Im Folgenden soll auf die Refluxkrankheit genauer eingegangen werden, wobei medizinische Fakten, biologische Zusammenhänge und zu beachtende Informationen im Detail erläutert werden sollen.

Medizinische Fakten

Etwa 20% der Bevölkerung in westlichen Industrieländern leiden an einer gastroösophagealen Refluxkrankheit. Darunter wird der Rückfluss von Magensäure oder auch Mageninhalt in die Speiseröhre verstanden, wobei zwischen einer normalen (physiologischen) und einer krankhaften (pathologischen) Form unterschieden wird. Der physiologische Reflux tritt typischerweise auch beim gesunden Menschen nach besonders fetthaltigen Mahlzeiten auf. Bei der Refluxkrankheit treten hingegen ausgeprägte Beschwerden auf, welche klassischerweise 30-60 Minuten nach den Mahlzeiten oder auch im Liegen verstärkt werden. Zu diesen Symptomen zählen:

  • Sodbrennen: Schmerzen im Oberbauch (epigastrisch) oder hinter dem Brustbein (retrosternal)
  • Zurücklaufen oder Wiederaufstoßen von Nahrungsbrei (Regurgitation)
  • Mundgeruch (Foetor ex ore)
  • Luftaufstoßen
  • Im späteren Verlauf subjektive Schluckbeschwerden (Dysphagie) mit Husten (Tussis)

Verursacht werden kann die Refluxkrankheit durch folgende Faktoren:

  • Nahrung und Genussmittel, welche die Magensäureproduktion steigern
    – fettreiche Nahrung
    – Schokolade
    – Alkohol
    – Pfefferminzöl
    – Kaffee
    – Nikotin
  • Erhöhter Druck im oder auf den Magen, der das Zurücklaufen von Magensäure fördert
    – Übergewicht (Adipositas)
    – Schwangerschaft
    – Verengung des Magenausgangs (Pylorusstenose)
    – enge Kleidung
    – sitzende Tätigkeiten
  • Medikamente, welche die Magen- und Speiseröhrenbewegung (Motilität) beeinflussen
    – Anticholinergika: z.B. bei Dranginkontinenz
    – Alpha-Blocker: z.B. bei gutartiger Prostatavergrößerung (benigner Prostatahyperplasie)
    – Theophyllin: z.B. bei Asthma bronchiale
    – Nitropräparate: z.B. bei Bluthochdruck (Hypertonie)
    – Kalzium-Antagonisten: z.B. bei Herzrhythmusstörung (Arrhythmie)
    – Opiate: z.B. bei starken Schmerzen

Bestehen die Beschwerden über längere Zeit, können Komplikationen auftreten. Hierbei werden bei 10% der Menschen, die unter der Refluxkrankheit leiden, Verengungen (Stenosen) der Speiseröhre beobachtet, die durch narbige Veränderungen hervorgerufen werden. Jene Stenosen manifestieren sich symptomatisch durch zunehmende Schluckstörungen, bei denen das Gefühl besteht, dass feste Nahrung im Hals stecken bleibt.
Eine weitere Komplikation, die durch das Zurücklaufen von Magensäure entstehen kann, ist die ständige Reizung des unteren Rachens im Bereich des Kehlkopfes (Larynx). Dies kann zu einer chronischen Kehlkopfentzündung (Laryngitis) führen, welche mit ständiger Heiserkeit, Halsschmerzen, Husten und Räusperzwang einhergeht.
Bei 5-10% der Erkrankten kann es im Verlauf zu einer Art Anpassungsreaktion der Schleimhaut an den sauren Magensaft kommen. Hierbei wird das Epithel der Speiseröhre (Plattenepithel) durch Magenepithel (Zylinderepithel) ersetzt, was als Barrett-Syndrom bezeichnet wird. Hieraus kann sich mit der Zeit ein Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) entwickeln. [1]

Biologischer Zusammenhang

Bei 40% der Menschen mit Refluxkrankheit kommt es zur Schädigung der Schleimhaut von Ösophagus und Pharynx durch den aggressiven Magensaft. Dieser besteht hauptsächlich aus Salzsäure und Enzymen, die der Verdauung von Nahrungsbrei dienen. Damit der Magen sich selbst nicht verdaut, ist er mit einem speziellen Epithel ausgekleidet. Das Epithel der Speiseröhre oder des Rachens hingegen ist nicht auf das saure Milieu im Magen angepasst, sodass der Kontakt mit dem Magensaft zu Schleimhautverletzungen führt. Anfangs sind diese nur oberflächlich (Erosionen) und werden mit der Zeit tiefer, bis sie in die unteren Schichten der Schleimhaut dringen (Ulzerationen). Der Gewebedefekt löst dabei eine lokale Entzündungsreaktion aus(Ösophagitis bzw. Pharyngitis) bei der die Immunzellen (Leukozyten) die zugrunde gegangenen Epithelzellen abbauen und die Regeneration des Gewebes fördern. In diesem Zusammenhang kann es auch zu einer Defektheilung kommen, die sich dann als Narbengewebe darstellt und die oben genannten Ösophagusstenosen begünstigt.[2]

Zu beachten

Viele Menschen leiden unter Reflux, jedoch ist nur bei 10% von ihnen eine Refluxkrankheit feststellbar. Bei lang anhaltenden oder sich verschlimmernden Beschwerden sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden, da sich dahinter ernst zu nehmende Komplikationen verbergen können.