Halsschmerzen: Ursachen

Halsschmerzen durch Sodbrennen

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Halsschmerzen entstehen in der Regel durch eine Entzündung im Rachen (Pharyngitis), wobei diese plötzlich auftreten und nur wenige Tage anhalten kann (akute Pharyngitis) oder sich langsam entwickeln und viele Wochen andauern kann (chronische Pharyngitis). Während der akute Krankheitsverlauf meist durch eine Infektion mit Viren, seltener durch Bakterien, verursacht wird, ist für chronische Halsschmerzen häufig eine sogenannte gastroösophageale Refluxkrankheit ursächlich. Diese geht mit häufigem Aufstoßen von Magensäure einher, was als brennender, stechender Schmerz im Brustkorb wahrgenommen wird (Sodbrennen). Die Magensäure kann dabei durch stetiges Aufstoßen zu Reizungen der Speiseröhre und des Rachens führen und entzündliche Veränderungen hervorrufen, die Begleitsymptome wie Halsschmerzen erklären.

Medizinische Fakten

Bis zu 20% der westlichen Bevölkerung leiden an einer gastroösophagealen Refluxkrankheit. Hierunter wir das stetige Aufstoßen von Magensäure zurück in die Speiseröhre bis hin in den Rachen verstanden.

Klassischerweise treten in diesem Zusammenhang folgende Beschwerden auf:

  • Sodbrennen (Pyrosis) charakterisiert als brennender, stechender Schmerz hinter dem Brustbein (retrosternaler Schmerz)
  • Aufstoßen (Regurgitation) von Speisebrei
  • bitterer Geschmack nach AufstoßenMundgeruch (Foetor ex ore)
  • Halsschmerzen und Schluckbeschwerden (Dysphagie) im fortgeschrittenen Stadium

In der Regel treten die Beschwerden 30-60 Minuten nach dem Essen (potsprandial)  auf und verschlechtern sich durch Oberkörpertieflagerung.
Ausgelöst werden die Symptome in der Regel durch den Genuss folgender Substanzen:

  • heiße Getränke
  • Alkohol (je hochprozentiger, desto stärker die Beschwerden)
  • fettreiche Nahrungscharf gewürztes Essen
  • Kaffeesaure Getränke oder Speisen (Orangensaft)
  • Nikotin

Hinzu kommen begünstigende Faktoren, welche den Rückfluss von Magensäure hervorrufen können. Hierzu zählen vor allem Umstände, welche zu einer Druckerhöhung im Bauch führen:

  • Übergewicht (Adipositas)
  • Schwangerschaft
  • Tragen zu enger Kleidung
  • sitzende Tätigkeit[1]

Biologischer Zusammenhang

Normalerweise wird der Speisebrei (Chymus) mittels gezielter Bewegung der Speiseröhre (Peristaltik) vom Mundraum (Oropharynx) in den Magen (Gaster) transportiert. Dort angelangt, wird der Brei durch das saure Milieu im Magen in seine Bestandteile zerlegt und durch Zufügung weiterer Verdauungssekrete verdaut. Die Magensäure besteht hauptsächlich aus Salzsäure, welche für den niedrigen pH-Wert von 1-1,5 verantwortlich ist. Damit der Magen sich selbst nicht verdaut, ist er mit einer speziellen Schleimhaut ausgekleidet, die für eine kontinuierliche Produktion einer schleimartigen Schutzschicht sorgt. Weder die Schleimhaut der Speiseröhre, noch des Rachens (unverhorntes Plattenepithel) sind in der Lage einen solchen Schutzfilm zu bilden und sind daher den Verdauungssäften bei Aufstoßen von Magensäure ausgeliefert. Die Säure führt zu einer chemischen Reizung der sich dort befindenden Schleimhaut. Mit der Zeit können soGewebedefekte entstehen, welche eine Immunreaktion des Körpers auslösen. Durch Einwanderung von verschiedenen Immunzellen, wie Granulozyten und Makrophagen, entsteht einentzündliches Infiltrat im Gewebe. Die eingewanderten Immunzellen schütten zudem Botenstoffe aus (Zytokine), welche weitere Zellen anlocken, was den Entzündungsprozess aufrechterhält. Zu diesen Botenstoffen zählen vorrangig Prostanglandine und Interleukine, welche für eine Erweiterung der Blutgefäße (Vasodilatation) sorgen, was zu einer erhöhten Durchblutung des Gewebes führt und sich als typische Rötung im Rahmen der Entzündung manifestiert. Zusätzlich werden durch die Botenstoffe die im Gewebe liegenden Nervenendigungen sensibilisiert. Diese reagieren dadurch stärker auf Reize in ihrer Umgebung und leiten sie an das Gehirn weiter, wo die Informationen verarbeitet und als Schmerzen wahrgenommen werden.[2]

Bleibt die chemische Reizung bestehen, können Oberflächendefekte in der Schleimhaut entstehen, welche zu Beginn nur auf die äußersten Schichten begrenzt sind (Erosionen) und später tiefer in die Schleimhaut eindringen können (Ulzerationen), was zu gefährlichen Blutungen führen kann.
Darüber hinaus kann es zu Veränderungen der Schleimhaut als Reaktion auf die Reizung kommen. Dies wird vorrangig im unteren Teil der Speiseröhre (distaler Ösophagus) beobachtet. Bei 10% der Menschen, die an gastroösophagealen Reflux leiden, kann es in diesem Zusammenhang zu einer Entwicklung von magenähnlicher Schleimhaut in der Speiseröhre kommen (intestinale Metaplasie), welche ein erhöhtes Risiko für eine bösartige Entartung besitzt.
Gelangt die Magensäure bis hoch in den Rachen, was vor allem im Liegen besonders häufig auftritt, kann es zu einer Reizung der sich im Rachen befindlichen Strukturen kommen. Hierzu gehört beispielsweise der Kehlkopf (Larynx). Greift die Entzündung auf die Stimmbänder über, können neben Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, auch Symptome wie Heiserkeit bis hin zum Stimmverlust (Aphonie) auftreten. [1]

Zu beachten

Das gleichzeitige Auftreten von langanhaltenden Halsschmerzen und Sodbrennen sollte grundsätzlich eine ärztliche Konsultation zur Folge haben, da jene Beschwerden auf das Vorhandensein einer gastroösophagealen Refluxkrankheit hinweisen können.


Behandlungsmöglichkeiten bei Halsschmerzen