Halsschmerzen: Begleiterscheinungen

Halsschmerzen ohne Mandeln

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Treten starke Halsschmerzen trotz entfernter Mandeln (Tonsilla palatina) auf, ist häufig eine Seitenstrangangina (Angina lateralis) Grund für die Schmerzen. Eine Seitenstrangangina ist eine seltener vorkommende Form der Rachenentzündung, die vor allem die Lymphbahnen in der seitlichen Rachenwand betrifft. Typische Symptome sind Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. [1]

Weiterhin können die Schmerzen in die Ohren ausstrahlen und so zu weiteren schmerzlichen Symptomen führen. Wie eine Seitenstrangangina entsteht und wo die Ursachen liegen, wird im Folgenden erläutert. Außerdem werden die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Medizinische Fakten

Die komplette Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie) ist ein Eingriff, der häufig bei Kleinkindern und Jugendlichen mit chronischen Mandelentzündungen durchgeführt wird, um das Folgerisiko für Entzündungen zu senken. Bei der sogenannten Tonsillotomie wird nur ein Teil der Mandeln entfernt. Dies ist häufiger bei Kindern unter 6 Jahren der Fall. [2] Dies hat den Vorteil, dass die wichtige Abwehrfunktion, welche die Mandeln erfüllen, erhalten bleibt. Mit einer kompletten Entfernung der Mandeln wird versucht, das Risiko für chronische Infekte allgemein zu senken. Einer der Gründe für eine Operation der Mandeln bei Kindern ist, die wiederholte Einnahme von Antibiotika beim Auftreten von Mandelentzündungen zu vermeiden. [3] Dennoch müssen auch die Nachteile beachtet werden, die durch einen solchen Eingriff entstehen. Die häufigste Komplikation ist eine Nachblutung innerhalb der ersten 14 Tage (postoperative Nachblutung), die evtl. eine erneute Operation, zwecks Blutstillung, notwendig macht. Außerdem kann es zu vorübergehenden Geschmacksstörungen (Dysgeusie) kommen, die jedoch meist von selbst zurückgehen. Im Laufe der Zeit können wiederkehrende bakterielle Entzündungen des Rachens (Pharyngitis) auftreten, die v. a. die seitlichen Lymphbahnen der Rachenhinterwand betreffen (sog. Seitenstrangangina). [4] [5]

Wirkungsweise (biologischer Zusammenhang)

Die Gaumenmandeln erfüllen einen sehr wichtigen Zweck für das Abwehrsystem. Sie schützen durch ihre grobe Oberflächenstruktur den Rachenraum vor dem Eindringen von Bakterien und Viren. Kommt es jedoch zu einem Kontakt von Erregern mit den Mandeln, so aktivieren bestimmte Zellen der Immunabwehr (Makrophagen) spezielle weiße Blutkörperchen (die Lymphozyten). Diese leiten dann die weitere Abwehrantwort des Körpers gegen die Krankheitserreger ein. [6] Durch eine operative Entfernung der Gaumenmandeln fällt dieser Schutzmechanismus weg; Bakterien und Viren haben einen leichten Zugang in den Rachenraum sowie zur Luft- und Speiseröhre. [7] Weniger bekannt ist, dass Entzündungen des Rachenraums ebenso schmerzen wie Entzündungen der Gaumenmandeln. Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Heiserkeit (Dysphonie) können die Folge von Rachenentzündungen, Kehlkopfentzündungen oder belegten Stimmbändern sein – Entzündungskrankheiten, die auch nach Entfernung der Gaumenmandeln auftreten können und deren Entstehungshäufigkeit dann sogar erhöht ist. [8]

Betroffene haben nach Entfernung der Gaumenmandeln ein erhöhtes Risiko, an einer Seitenstrangangina (Angina lateralis) zu erkranken. Dabei geht – meist im Rahmen eines Erkältungsgeschehens – die Entzündung des Rachens auf die seitlichen Lymphbahnen der hinteren Rachenschleimhaut über, da die erste Schutzbarriere durch die Mandelentfernung fehlt. Die Seitenstrangangina wird meist durch Bakterien verursacht und führt zu Schluckbeschwerden, Hustenreiz und in die Ohren ausstrahlenden Halsschmerz. [9]

Zu beachten

Die Seitenstrangangina ist ansteckend. Sowohl in der Inkubationszeit – der Zeit zwischen der Ansteckung und dem tatsächlichen Ausbruch der Erkrankung – als auch in der Ansteckungszeit, also der aktiven Krankheitsphase, können Viren durchTröpfchen auf Dritte übertragen werden. [10] Daher ist es wichtig, beim Husten, Sprechen oder Niesen darauf zu achten, dass keine Erreger andere Menschen erreichen können, z. B. durch Niesen in die Ellenbeuge oder durch gute Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen.

Bei einer Seitenstrangangina leidet der Betroffene häufig an ähnlichen Symptomen, wie sie im Rahmen von gewöhnlichen Erkältungskrankheiten oder auch der Mandelentzündung auftreten können. Wichtig ist es, Zigarettenrauch, Räume mit trockener Luft und viel Reden zu meiden. Zusätzlich sollte genügend Flüssigkeit aufgenommen werden. Heiße Kräutertees können helfen, die Beschwerden im Rachenraum zu lindern. [11] Sollten die Symptome allerdings nicht nach einigen Tagen abklingen oder eine entscheidende Verbesserung eintreten, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Vor allem wenn die Schmerzen in die Ohren ausstrahlen, wie dies typisch für eine Seitenstrangangina ist, muss darauf geachtet werden, dass sich keineMittelohrentzündung entwickelt. [12] Die Einnahme von Antibiotika ist dann häufig zur Heilung der Entzündung notwendig.


Behandlungsmöglichkeiten bei Halsschmerzen